# taz.de -- Wahlen in Ruanda: Kagame mit 99 Prozent bestätigt | |
> Ruandas Langzeitpräsident Paul Kagame gewinnt erneut die Wahlen in dem | |
> ostafrikanischen Land. Eine echte Opposition gab es aber ohnehin nicht. | |
Bild: Auszählung der Stimmen in einem Wahllokal in Kigali, Ruanda | |
Kampala taz | Die Ergebnisse sind keine Überraschung. Mit 99,15 Prozent der | |
Stimmen gewinnt Ruandas Langzeitpräsident Paul Kagame erneut die Wahl in | |
dem kleinen ostafrikanischen Land. So lauten die vorläufigen Ergebnisse. | |
Die über 2.500 Wahlbüros schlossen am Montagnachmittag gegen drei Uhr, dann | |
begann die Stimmenauszählung. Am Abend verkündete die nationale | |
Wahlkommission nach der Auszählung von knapp 80 Prozent der Stimmzettel die | |
vorläufigen Ergebnisse. | |
Seine beiden Gegenkandidaten erzielten zusammen nicht einmal ein Prozent | |
der Stimmen. Frank Habineza von der Demokratischen Grünen Partei Ruandas | |
erhielt 0,53 Prozent und der unabhängige Kandidat Philippe Mpayimana 0,32 | |
Prozent. Insgesamt waren rund neun Millionen Ruander aufgefordert, ihre | |
Stimmen abzugeben, davon sind rund zwei Millionen Erstwähler. | |
70.000 Ruander waren im Ausland als Wähler registriert und konnten ihre | |
Stimme bereits am Sonntag abgeben. Obwohl viele Ruander im Exil Kagames | |
Regime gegenüber kritisch eingestellt sind, erhielt er auch unter den | |
Ruandern in der Diaspora mehr als 95 Prozent. Die endgültigen Ergebnisse | |
werden laut der Wahlkommission am 27. Juli veröffentlicht. | |
„Der Wahlkampf und das Wahlergebnis, wie es gerade verkündet wurde, haben | |
für mich eine besondere Bedeutung“, erklärte Kagame am Abend in seiner | |
Siegesrede vor den Anhängern seiner RPF-Inkotanyi-Parteikoalition in der | |
vollbesetzten Arena der Parteizentrale. „Sie bedeuten Vertrauen, für das | |
ich Sie schätze. Es gibt nichts, was Sie jemandem geben können, um sofort | |
Vertrauen zu gewinnen. Vertrauen baut sich mit der Zeit auf“, sagte er. | |
## Habineza: Wahlkampf ist fair abgelaufen | |
[1][Gegenkandidat Habineza von den Grünen] erklärte im Olympic Hotel in | |
Ruandas Hauptstadt Kigali: „Wir möchten mitteilen, dass wir die Ergebnisse | |
akzeptiert haben und dem Gewinner, Paul Kagame, gratulieren“, sagte | |
Habineza. Er betonte ausdrücklich, dass der Wahlkampf im Vergleich zu den | |
Wahlrunden in der Vergangenheit fair abgelaufen sei. | |
Die Wähler waren auch aufgefordert, über die 80 Sitze im Parlament | |
abzustimmen. Deren vorläufige Ergebnisse werden erst im Laufe des Dienstags | |
bekannt gegeben. | |
Der 66-jährige Präsident Kagame ist faktisch [2][an der Macht seit dem Ende | |
des Völkermordes in Ruanda 1994], als mehr als eine Million Menschen in nur | |
100 Tagen abgeschlachtet wurden, die meisten von ihnen Tutsi. Kagames | |
Tutsi-Guerillaarmee war von Uganda aus einmarschiert und eroberte das | |
kleine Land. Die Hutu-Armee und deren Regierung, die den Völkermord in | |
Auftrag gegeben hatte, floh in den Dschungel der benachbarten | |
Demokratischen Republik Kongo. Dort gründete sie die Miliz FDLR | |
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die bis heute eine Bedrohung | |
für Ruanda darstellt. | |
Kagame wurde 1994 zunächst Verteidigungsminister und Vizepräsident. Im Jahr | |
2000 wurde er Präsident, 2003 erstmals gewählt – bei den ersten Wahlen nach | |
dem Völkermord. Die Wahlen gewinnt er meist mit weit über 90 Prozent. Für | |
viele westliche Partner gilt er als Friedensgarant, der sein damals | |
komplett zerstörtes Land wieder aufbaute. Heute gilt Ruanda als eines der | |
Boom-Länder Afrikas in der wirtschaftlichen Entwicklung. Im Hinblick auf | |
die Medien- und Meinungsfreiheit liegt es allerdings auf dem untersten | |
Platz. | |
## Scharfe Kritik von den Vereinten Nationen | |
In den vergangenen Monaten wurde [3][die Kritik innerhalb der | |
internationalen Gemeinschaft immer lauter]. Der jüngste | |
UN-Ermittlungsbericht bestätigte erst vergangene Woche, dass über 4.000 | |
ruandische Soldaten in den Ostkongo eingedrungen sind, um dort die | |
kongolesischen Tutsi-Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März) zu | |
unterstützen, die in den vergangenen Jahren einen großen Landstrich entlang | |
der Grenze zu Ruanda erobert haben. Kongos Präsident Felix Tshisekedi | |
beschimpfte Kagame im vergangenen Jahr als den Adolf Hitler Afrikas. | |
Dieser geheime Angriffskrieg ist auch innerhalb der ruandischen Bevölkerung | |
nicht unumstritten. Er kostet viel Geld und Ressourcen und ruandische | |
Soldaten sterben an der Kriegsfront, die dann in der Heimat heimlich | |
beerdigt werden. Kagames Popularität bei den Wahlergebnissen hat dies aber | |
offenbar nicht geschadet. | |
16 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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