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# taz.de -- Katastrophe in Indien: Tödliches Gedränge
> Bei einer Massenpanik nach der Versammlung eines selbsternannten Gurus
> sterben mehr als 120 Menschen. Oppositionelle kritisieren die Behörden​.
Bild: Nach der Massenpanik: Versorgung von Verletzten im Hathras-Distrikt-Krank…
Mumbai taz | Bilder dramatischer Szenen erreichten am späten Dienstag
[1][Indiens] Parlamentsabgeordnete, als sie in ihrer ersten Sitzungsperiode
nach den Wahlen zusammenkamen. Auf Videos sind reglose Körper zu sehen und
wie Verletzte geborgen werden. Es sind die Folgen einer tragischen
Massenpanik nach einer religiösen Versammlung im nördlichen Bundesstaat
Uttar Pradesh, bei der zahlreiche Menschen zu Tode kamen.
Zu viele wollten nach dem Ende der Predigt des selbsternannten Guru Bhole
Baba gleichzeitig das Gelände verlassen. Auch die hohe Luftfeuchtigkeit
setzte den Menschen zu, manche fielen in Ohnmacht. Die Zahl der Todesfälle
im Bezirk Hathras südöstlich der Hauptstadt Delhi stieg bis Mittwochmorgen
auf mindestens 121. Medienberichten zufolge sind die Opfer überwiegend
Frauen. Auch sieben Kinder sollen sich darunter befinden.
Premierminister [2][Narendra Modi] von der [3][hindunationalistischen
Volkspartei (BJP) sprach den Angehörigen sein Beileid] aus und wünschte den
Verletzten rasche Genesung. „Ich versichere allen im Parlamentshaus, dass
den Opfern in jeder Weise geholfen wird“, sagte der 73-Jährige, der gerade
erst im Amt bestätigt worden war. Die Verwaltung sei unterdessen mit Hilfs-
und Rettungsarbeiten im BJP-geführten Bundesstaat beschäftigt. Familien der
Toten wurden umgerechnet 2.230 Euro Entschädigung versprochen, Verletzten
560 Euro.
Doch die Kritik wächst. Berichten zufolge sollen nur 70 Beamte bei der
Veranstaltung mit geplanten 80.000 Menschen im Einsatz gewesen sein. Laut
Schätzungen waren tatsächlich 250.000 Personen vor Ort gewesen.
## Auf dem Boden Sitzende wurden erdrückt
Gläubige versuchten nach der Predigt des selbsternannten Gurus, ihn kurz zu
sehen und aus Ehrfurcht seine Füße zu berühren, was zu großem Gedränge auf
engstem Raum führte, sagte ein Beamter. Die zahlreichen Anhänger waren aus
verschiedenen Bezirken von Uttar Pradesh sowie aus benachbarten
Bundesstaaten gekommen.
„Wegen der unkontrollierbaren Menge, die den Veranstaltungsort verließ,
wurden Gläubige, die auf dem Boden saßen, erdrückt“, hieß es in einem
ersten Bericht der Polizei. „Auf der anderen Straßenseite wurde die Menge,
die in die mit Wasser und Schlamm gefüllten Felder rannte, vom
Organisationskomitee mit Stöcken gewaltsam aufgehalten, wodurch Frauen,
Kinder und Männer erdrückt wurden.“
Es habe auch nicht genügend Notausgänge gegeben und die Versorgung
Verletzter sei nur schleppend angelaufen, da lokale
Gesundheitseinrichtungen mit der Situation überfordert waren.
„Ich möchte wissen, warum die Verwaltung nicht darauf vorbereitet war. Es
wird berichtet, dass die Krankenhäuser nicht genügend Ärzte haben und die
Verletzten nicht angemessen versorgt werden. Wir fordern Gerechtigkeit für
diejenigen, die getötet wurden“, sagte der Politiker Pawan Khera von der
oppositionellen Kongresspartei.
## Opfer stammen meist aus armen Familien
Die meisten Opfer stammen aus armen Familien, beklagt der ehemalige
Abgeordnete der Samajwadi-Partei Syed Tufail Hasan und sprach von einem
administrativen Fehler. Er fordert eine umfassende Untersuchung. „Die
lokale Verwaltung befürchtet keine Strafe“, so Hasan.
Seine Partei macht Uttar Pradeshs BJP-Regierung für die Katastrophe
verantwortlich. Ministerpräsident Yogi Adityanath (BJP) eilte zum
Unglücksort.
Die Behörden fahnden auch nach dem Hindu-Guru Bhole Baba, einem ehemaligen
Polizisten namens Narayan Sakar Hari. In seinem Ashram war er zunächst
nicht auffindbar.
3 Jul 2024
## LINKS
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[3] /Einweihung-des-Ram-Tempels-in-Indien/!5984331
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
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