# taz.de -- Schwarzverkauf von EM-Tickets: Viele Freunde des freien Markts | |
> Zur EM gibt es Tickets nur noch elektronisch, angeblich zur Eindämmung | |
> des Schwarzmarkts. Doch der funktioniert prima wie eh und je. | |
Bild: Deutlich präziser als in früheren Zeiten: Die Wünsche eines Schwarzmar… | |
In Düsseldorf auf dem Weg zum Stadion habe ich in der U-Bahn ein paar | |
[1][Zahlen zum Schwarzmarkt] aufgeschnappt. In Stadionnähe, so sprach ein | |
Mann vor der Partie zwischen Frankreich und Belgien in sein Mobiltelefon, | |
seien die Preise schon recht hoch. Sie lägen derzeit zwischen 300 und 400 | |
Euro. In der Stadt könne man schon für 250 Euro Tickets bekommen. Er selbst | |
hatte auch etwas von der begehrten Ware über. Seinen Gesprächspartner wies | |
er an, sich die Uefa-App für mobile Tickets herunterzuladen, dann schicke | |
er ihm einfach schnell eines rüber. | |
Eintrittskarten gibt es bei dieser EM nur elektronisch. Und wie der | |
Bayerische Rundfunk recherchierte, übermitteln die Karteninhaber | |
automatisch in Echtzeit ihre Bewegungsdaten an die Uefa weiter, sofern die | |
Häkchen bei den Einstellungen nicht anders gesetzt wurden. Die Uefa soll | |
wiederum die Polizei mit den Daten füttern, um deren Einsatzplanung zu | |
vereinfachen. Als der europäische Fußballverband vor dem Turnier die | |
Vorteile der nur digital erhältlichen Tickets hervorkehrte, hatte man die | |
Erwähnung dieses Details in der Aufzählung vergessen. Von [2][mehr | |
Nachhaltigkeit] war die Rede und davon, den Schwarzmarkt so besser | |
eindämmen zu können. | |
Ob zweiteres gelungen ist, darf bezweifelt werden. [3][Wie in alten Zeiten] | |
sind vor den EM-Stadien und in den Innenstädten mit Beginn der K.o.-Phase | |
immer mehr Menschen mit braunen Pappschildern zu sehen, auf denen in | |
verschiedenen Sprachen der Wunsch nach Eintrittskarten festgehalten ist. | |
Von der Pappe aus ist der nötige Sprung in die digitale Welt allerdings nur | |
ein ganz kleiner. | |
## Das Geschäft brummt | |
Auf dem virtuellen Marktplatz der Zwischenhändler brummt das Geschäft. Bei | |
einem großen Unternehmen, das wie die Uefa seinen Sitz am Genfer See in der | |
Schweiz hat, ist das gut zu beobachten. Das Halbfinale zwischen England und | |
den Niederlanden, so könnte man denken, ist doch längst ausverkauft. Aber | |
nein, auf der Website des Zwischenhändlers gibt es reichlich Karten für | |
eben einen gewissen Preis. Zwischen 600 Euro und 3.500 Euro musste man am | |
Dienstag pro Ticket zahlen. Teurer wird es, wenn man unbedingt sechs Plätze | |
nebeneinander haben möchte. Aber möglich scheint fast alles. Dass hinter | |
diesen Angeboten organisierte Strukturen stecken, ist geradezu | |
offensichtlich. | |
Wer beim Fest der Völkerverständigung live vor Ort dabei sein möchte, | |
sollte jedoch besser nicht an der Supermarktkasse arbeiten. So funktioniere | |
eben der freie Markt, heißt es aus der Zentrale der | |
Zwischenhändlerplattform am Genfer See. Ein paar Kilometer weiter bei der | |
Uefa gibt man sich empört und will juristisch dagegen vorgehen. | |
In den Geschäftsbedingungen hat der Verband doch extra für den Fall, dass | |
ein Ticketinhaber verhindert ist, erklärt, dieser solle seine Karte an | |
„einen Freund oder ein Familienmitglied“ weitergeben. Von den vielen | |
Freunden des freien Markts ist man nun tatsächlich überrascht. | |
9 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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