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# taz.de -- Wahlen, Wahlen, Wahlen: Die Achse der Langeweile
> Einzug in die Boring Street No. 10, Michelle Obama auf Malle, ein
> kontroverses Wappentier. Und wie man erfolgreich aus Plastikflaschen
> trinkt.
Bild: Marine Le Pen vom Rassemblement National
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küpperrsbusch: Die 119te Minute.
Und was wird besser in dieser?
Jetzt gute Gastgeber sein.
In der ersten Runde der Neuwahlen in Frankreich wurde das rechtsextreme
Rassemblement National (RN) mit Abstand stärkste Kraft. Hat sich Macron
„verzockt“ oder hat er die französische Linke vereint?
Macron hat Freund und Feind unterrumpelt. Die Europa- war keine
Denkzettelwahl, sondern ernst gemeint. National geht’s genau so weiter. Le
Pen macht weniger Angst, weil’s noch etwas rechts von rechtsextrem gibt
inzwischen und der RN einen auf nette Mitte-rechts machen kann. Die Linke
als künftige Opposition zu vereinen, mag gelingen, nutzt nur nix.
Nach der TV-Debatte zwischen Trump und Biden werden die Rufe nach einem
Kandidatenwechsel bei den Demokraten lauter. Wie ausgeschlafen müsste ein:e
Ersatzkandidat:in sein, um Trump zu schlagen?
[1][„Nur Gott“ könne ihn zum Aufgeben bewegen, sagte Präsident Biden] in
einem eilends nachgeschobenen CNN-Interview. Wenn Gott so nuschelt wie der
etwa gleichalte Biden, ist das ein eher weiches Kriterium. Natürlich wäre
es zu begrüßen, wenn „der mächtigste Mensch der Welt“ künftig Gretchen
hieße, wie Gouverneurin Whitmer aus Michigan. Oder wenigstens sensationell
gut aussähe wie Gavin Newsom aus dann aber auch Kalifornien. Michelle Obama
lässt es nach zuverlässigen Informationen des Mallorca Magazin gerade bei
Freunden in Llubi krachen, und ich träume: Ihr beständiges „no“ heißt ni…
„no“, sondern ausgeschrieben: „Ich bin doch nicht so blöd und trete schon
an, solange Trump mich noch niederlügen kann.“
Die Labour Partei gewann die Parlamentswahlen in Großbritannien und löst
die Tories nach 14 Jahren an der Macht ab. Was wird sich unter dem
potentiell nächsten Premierminister Keir Starmer verändern?
Starmer gilt auch ausweislich seines Wahlkampfes als Langweiler, Boring
Street Nr. 10. Er hat schon mit Olaf Scholz telefoniert, sein neuer
Außenminister war in Berlin. Gegen den Schaum drumherum wäre eine „Achse
der Langeweile“ ein Segen, zumal Frankreich mindestens wackelt und die EU
von rechts und von außen destabilisiert wird. Das wird feinteiliger
Bastelkram, wenn ein EU-Tanker Deutschland und ein Nicht-EU-Gewicht
Großbritannien gemeinsam die Last tragen, irgendwie Europa zu sein.
Bastelkram ist was für Langweiler.
Nach großer Kritik am türkischen Nationalspieler Merih Demiral, der beim
[2][Torjubel den Gruß der Grauen Wölfe] zeigte, wurde erst der deutsche
Botschafter in der Türkei vorgeladen, dann der türkische Botschafter in
Deutschland. Wer profitiert vom deutsch-türkischen Gerangel?
Der Wolf an sich ist so fascho wie der US-Steinadler oder unser Adler.
Schlicht: ein Wappentier. Wäre possierlich, wenn deutsche Nationalisten zum
Gruße lustige Flügelbewegungen mit den Armen machten, statt immer nur
Hitlergruß. Jedenfalls ist das auch ein innertürkisches Gerangel; man darf
„die Türken“ nicht für ihre Extremisten und Erdoğan verhaften. Das nutzt
der Eskalation. Die AfD hat sich mit ihrem Genörgel an der „woken“
deutschen Mannschaft komplett verhonkt, und ich möchte für die auch nicht
in Haft genommen werden. Für die AfD böte sich zum Beispiel die türkische
Mannschaft an, da spielen fünf Deutsche.
Bei den [3][Präsidentschaftswahlen in Iran] ist der Ex-Gesundheitsminister
Massoud Peseschkian, der als Reformer gilt, in die Stichwahl gekommen.
Könnte sein Wahlsieg einen Wandel in Iran anstoßen?
Von 80 Bewerbern hatte der „Wächterrat“ nur sechs zugelassen, und von denen
wurde mit einer Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent halt Peseschkian
gewählt. In anderen Worten: „Revolutionsführer“ Chamenei hat einen
gesprächsfähigeren Mann wählen lassen von Leuten, die wissen, dass das an
der Machtstruktur in Iran nichts ändert.
Seit Mittwoch müssen Einwegflaschen und Milchpackungen laut EU-Richtlinie
nicht abnehmbare Deckel haben. Rettet das die Schildkröten?
In Summe paar Liter Milch auf meinem Hemd und, weil der angebundene Deckel
beim Zuschrauben gern schräg verkantet, eine Volldusche im Kühlschrank.
Seitdem geht’s, man kann den Deckel auch über den Flaschenhals wuchten,
dann steht er nach unten und stört beim Trinken nicht. Hätte auch nicht
geglaubt, dass ich mal ein Youtube-Tutorial „Aus der Flasche trinken –
leicht gemacht“ gucken würde. Trotzdem: [4][PET-Behälter mit eingebauter
Öko-Ausrede] ist noch bescheuerter als PET.
Und was macht der RWE?
Gestern Klassiker Rot-Weiss gegen Schwarz-Weiss, also Prolls von der
Hafenstraße gegen den „Lackschuhklub“ aus dem wohlhabenden Süden. Zweite
gegen fünfte Liga. In den 70ern war von Fusion die Rede. Dann wären zwei
und fünf heute vielleicht eins. Seufz.
7 Jul 2024
## LINKS
[1] /TV-Interview-mit-US-Praesident-Joe-Biden/!6021833
[2] /Rechtsextremer-Wolfsgruss-bei-EM-Spiel/!6019147
[3] /Praesidentschaftswahlen-im-Iran/!6021856
[4] /EU-Regel-fuer-Plastikflaschen-in-Kraft/!6021470
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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