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# taz.de -- Flugtrapez im Volkspark Friedrichshain: Die durch die Lüfte fliegen
> Umsonst und draußen lässt sich das Training am großen Flugtrapez mitten
> im Friedrichshainer Volkspark bestaunen. Am 29. und 30. Juni gibt es
> Shows.
Bild: Sieht so aus, als ob es ganz einfach wäre: beim Training auf dem riesige…
Berlin taz | Da ist man ein paar Wochen wegen Urlaub und Krankheit nicht
zum Walken oder Spazieren im Volkspark Friedrichshain gekommen, und schon
fliegen dort Menschen durch die Luft. Im hohen Bogen! Sehr ästhetisch und
sehr gewagt sieht das aus. Das müssen tolle Akrobat:innen sein.
Im sogenannten Neuen Hain stehen auf einem mit Baugittern abgesperrten
Stück Wiese ein überdimensionales Netz und ein riesiges Trapez. Eine
Artistin hängt mit den Kniekehlen in einer Schaukel, an ihren Händen hält
sie einen Kollegen, sie schwingen hin und her – dann fliegt der Artist
plötzlich durch die Luft. Immer wieder geht das so. Das ist atemberaubend.
Und eine Irritation: Akrobaten im Volkspark Friedrichshain?
Für einen Monat hat [1][„the GOGO HOME project“] hier sein Flugtrapez
aufgebaut. Es hat dafür vom Straßen- und Grünflächenamt eine Genehmigung
für die Sondernutzung der Fläche erhalten und wird durch [2][den
Bezirkskulturfonds] gefördert. Deshalb konnte man seit Ende Mai ganz ohne
Eintritt der Artistencrew beim Training zuschauen und auch bei den Shows am
Wochenende.
Das Flugtrapezprojekt haben die Geschwister Katja und Moritz Haase 2022 ins
Leben gerufen. Die Idee dazu kam in der Pandemie, als auch Varietés
geschlossen hatten, in denen Moritz Haase auftrat. Er ist seit 2015
staatlich geprüfter Artist, hat seinen Beruf an der [3][Staatlichen
Artistenschule Berlin] im Prenzlauer Berg gelernt. Moritz Haase wollte
draußen arbeiten, das ging ja in Pandemiezeiten, und auch eine neue
Zielgruppe erschließen: Leute, die nicht ins Varieté gehen. Dank
Fördermittel konnte er sich ein Flugtrapez in Frankreich bauen lassen.
## Es sind 12 Meter bis oben
So ein Flugtrapez braucht viel Platz und viele Leute, sagt Haase, und viel
Zeit, auch in der Ausbildung. „Das Wissen gibt es fast ausschließlich nur
noch im traditionellen Zirkus“, sagt er. „Mir gefällt, dass wir diese
traditionelle Kunst benutzen.“ Aber eben mit zeitgenössischen Mitteln und
Open Air.
Wie man im Friedrichshainer Volkspark sieht, ist so ein Flugtrapez größer
und ausladender, vor allem höher als das sogenannte s[4][tatische Trapez],
das man aus Varietés kennt. Es sind 12 Meter bis oben, die Plattform liegt
auf etwa 7 Meter Höhe. „Beim Flugtrapez hat man klassischerweise einen
Flieger, einen Fänger, man startet von der Plattform, macht einen Trick in
der Luft, wird gefangen und geht wieder zurück zum Start – oder man hat
mehrere Fänger wie bei uns“, erklärt Haase. Und da braucht man dann eben
ein Sicherheitsnetz. Alles wird von starken Stahlseilen, Spanngurten und
Erdnägeln gehalten, der Aufbau dauert bis zu zwei Tage.
Da das Training, es dauert zwischen vier und sechs Stunden, unter freiem
Himmel stattfindet, haben die Akrobaten stets Zuschauer:innen. Familien mit
Kindern bleiben staunend stehen, junge wie ältere Parkbesucher:innen, ganze
Schulklassen. Die Irritation verfängt. „Ja, das ist toll“, sagt Haase,
„mitten in der Stadt seine Zelte aufzuschlagen. Du kommst mit Leuten ins
Gespräch. Mir gefällt, dass unser Angebot niederschwellig und für alle
ist.“ Ihre Kunst, sagt Haase, ist eine Art „universelle Sprache“, die von
allen verstanden wird.
## Ein internationales Team
Das zehnköpfige Performanceteam ist international besetzt mit Artist:innen,
die aus Argentinien, den USA, Frankreich und Deutschland kommen. Seit Ende
Mai trainiert die Truppe nun schon im Friedrichshainer Volkspark
öffentlich. Nach dem Finale an diesem Wochenende haben die Akrobaten einen
Monat frei, bevor sie vier Wochen lang beim [5][Zirkustheaterfestival in
Dresden] auftreten.
Zum krönenden Abschluss des Berliner Gastspiels in Friedrichshain gibt es
am Wochenende drei Shows, die gut eine halbe Stunde lang sind; sie finden
am Samstag um 15 und 18 Uhr und am Sonntag um 15 Uhr statt. Dann tragen die
fliegenden Artist:innen Kostüme. Und nur wenn es regnet, werden sie
verschoben. „Wir brauchen trockene Hände“, sagt Moritz Haase bevor er
wieder aufs hohe Trapez klettert und „fliegen geht“, wie er das nennt.
Wie sagt man bei Akrobaten? Hals und Beinbruch!
28 Jun 2024
## LINKS
[1] https://gogo-home.net/
[2] https://kultur-friedrichshain-kreuzberg.de/projekt/the-gogo-home-project-im…
[3] http://www.artistenschule-berlin.de/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Trapez_(Sport)
[5] https://zirkustheater-festival.de/
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Artisten
Zirkus
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Open Air
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Schwerpunkt Stadtland
Berlin Kultur
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