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# taz.de -- Rekord-Schwimmerin Ledecky vor Olympia: Unauffällige Ausnahmeersch…
> Katie Ledecky ist vor den US-Olympiaausscheidungen bestens in Form, um
> dann auch bei den Sommerspielen in Paris groß abzuräumen.
Bild: US-Schwimmerin Ledecky bei der Weltmeisterschaft letztes Jahr im Finale d…
Als Präsident [1][Joe Biden] in der vergangenen Woche Katie Ledecky die
Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung in den USA, umhängte,
wagte der 81-Jährige einen kleinen selbstironischen Scherz. „Alter ist nur
eine Zahl, Kleine“, wisperte Biden der 27-Jährigen ins Ohr. Dabei spielte
er darauf an, dass er genau wie sie im fortgeschrittenen Alter nichts von
einem Karriereende wissen will.
Nun ist 27 freilich kein Alter, doch wenn man, wie Ledecky, mit 15 sein
erstes olympisches Gold gewonnen hat, dann kommt man doch auf eine
beträchtliche Zeit an der Weltspitze. An diesem Wochenende wird sie
versuchen, sich bei den US-Olympiaausscheidungen für Paris zu
qualifizieren. Es wären ihre vierten Olympischen Spiele, bei denen sie sich
anschickt, ihre achte, neunte und vielleicht zehnte Goldmedaille zu
gewinnen. Das hat vor ihr noch keine Schwimmerin geschafft.
Man darf sie getrost als größte Schwimmerin aller Zeiten bezeichnen, auch
wenn solche Bezeichnungen mangels Vergleichbarkeit nur begrenzten Wert
haben. Doch dabei ist das Bemerkenswerteste an ihr, dass es so wenig
Bemerkenswertes gibt. Aus ihren rechtzeitig zu den Olympiaausscheidungen
erschienen Memoiren „Just add water“ sind jedenfalls keine Geschichten über
irgendwelche Krisen herauszulesen. Von Skandalen oder anderen Dramen ist
nichts bekannt.
Ledecky trinkt nicht und raucht nicht und hat keinen Freund. „Nicht, dass
ich das so planen würde, weil ich wegen dem Training keine Zeit habe.“ Es
habe sich nur nicht ergeben, vielleicht, räumt sie ein, weil Männer
mitunter von ihrem überragenden Leistungsvermögen eingeschüchtert sind.
## Medaillenhoffnung schon mit 13 Jahren
Das gilt auch für die Männer, mit denen sie trainiert. Frauen gibt es eh
keine, die mit ihr mithalten können, die einzigen Herausforderinnen leben
in Kanada und Australien. So zieht sie täglich ihre unzähligen Bahnen in
Florida mit Bobby Finke, wie sie Doppelolympiasieger über die langen
Strecken. Der gibt zu, dass sie ihm bisweilen sehr nah zu Leibe rückt. Auf
Trainingsvideos sieht man, wie Finke Bahn um Bahn Ledecky einfach nicht los
wird.
Der Weg zur einsamen Spitze des Langstreckenschwimmens von Ledecky war
geradlinig und direkt. Als sie mit 13 bei einem lokalen Wettkampf die
damalige Olympiamedaillistin Allison Schmitt herausforderte und der
Sprecher ihr viele Medaillen voraussagte, winkte Ledeckys Vater ab. Sie sei
doch noch viel zu jung für solche Prognosen. Keine zwei Jahre später gewann
sie Olympiagold und schwamm Weltrekord.
Ihr weiterer Weg war ein einsames Streben um Perfektion. Sie wurde immer
schneller und besser und schwamm dem Rest der Welt immer weiter davon. Über
1.500 Meter Freistil gehören ihr 14 der 15 besten Leistungen aller Zeiten.
Insbesondere auf den ganz langen Strecken war es nichts Besonderes, dass
sie dem Gros des Feldes mehr als eine Beckenlänge voraus war. Immerhin das
hat sich gebessert. Seit wenigen Jahren holt der Rest der Welt auf, bei den
Spielen von Tokio wurde sie zwei Mal besiegt. Über die ganz lange Strecke
auf der Bahn, die 1.500 Meter, eine Distanz, die man absurderweise bis vor
drei Jahren den Frauen nicht zutraute, wurde sie trotzdem souverän die
erste Olympiasiegerin überhaupt.
## Kritik an Vertuschungsskandal
Außerhalb des Beckens blieb sie jedoch unauffällig. Sie machte während der
Vorbereitung zu den Spielen von Tokio nebenbei ihren Studienabschluss. Sie
gibt immer freundliche, wohl formulierte Antworten. Aus politischen Dingen
hält sie sich raus. Zum Thema des Startrechts für Transpersonen sagte sie
etwa ausweichend, es sei schön, dass man in einer Gesellschaft lebe, in der
so etwas offen diskutiert werden könne.
Immerhin kritisierte sie lautstark den internationalen Schwimmverband und
die Welt-Anti-Doping-Agentur für die Vertuschung des Dopingskandals um die
chinesischen Schwimmerinnen, der erst durch eine Journalistenrecherche
aufgedeckt wurde. Das wird sie jedoch nicht davon abhalten, mit
Konzentration und gnadenloser Härte in Paris in den schwersten Disziplinen,
die das Schwimmen kennt, um Gold zu kämpfen. Und dann mit geschliffenen
Worten die freundlichsten Interviews der Welt dazu zu geben.
11 Jun 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Sebastian Moll
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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