| # taz.de -- ANC-Debakel bei den Wahlen in Südafrika: Zeitenwende in Südafrika | |
| > Dem ANC gebührt Respekt, dass er sein Wahldesaster akzeptiert. Doch nun | |
| > ist unsicher, was auf Expräsident Zumas Kampfansage folgt. | |
| Bild: Kann sich freuen: Für den früheren Präsidenten Jacob Zuma liefen die W… | |
| Noch nie hat in Afrika eine ehemalige bewaffnete Befreiungsbewegung die | |
| Macht an der Wahlurne wieder abgegeben. Wahlmanipulation und Fälschung, | |
| Parteienmonopol und Staatsterror, Korrumpierung und Einschüchterung – die | |
| Mittel zum Machterhalt sind vielfältig, von Simbabwe bis Eritrea, von | |
| Algerien bis Angola. Umso lobenswerter ist es, dass Südafrikas ANC (African | |
| National Congress) jetzt sein Wahldebakel umstandslos akzeptiert. | |
| Vor 30 Jahren bejubelte die Welt Südafrikas friedlichen Übergang von der | |
| Apartheid-Gewaltherrschaft zur Mehrparteiendemokratie. Heute könnte das | |
| Land mit dem Übergang zu einer pluralen Regierung den Respekt | |
| zurückgewinnen, den es ansonsten längst eingebüßt hat. Doch die Zeichen | |
| stehen auf Sturm. Dem [1][Niedergang des ANC] entspricht kein Aufstieg | |
| einer neuen politischen Kraft, die das junge moderne Südafrika des 21. | |
| Jahrhundert verkörpern könnte. | |
| Er ist das Ergebnis einer internen Spaltung. [2][Präsident Cyril Ramaphosa] | |
| und sein Vorgänger und Rivale Jacob Zuma standen sich jetzt erstmals mit | |
| zwei getrennten Parteien gegenüber. Deswegen rutschte der ANC von 57 auf 40 | |
| Prozent ab, während die neue Zuma-Partei 15 Prozent holte. Ramaphosa steht | |
| für unerträglichen Stillstand, aber Zuma steht für gefährlichen | |
| Rückschritt. Er ist [3][ein gnadenloser Populist] im Stile Donald Trumps. | |
| Er missachtet Institutionen, schürt Ressentiments, hält sich selbst für | |
| unantastbar und geht über Leichen. Seit seiner gescheiterten | |
| Präsidentschaft zerstört er den ANC, erst von innen, jetzt von außen. Dass | |
| er seine neue Partei nach dem einstigen bewaffneten Flügel des ANC benannt | |
| hat, zeigt, dass er nichts Neues anbieten möchte. Vielmehr orientiert er | |
| sich an Altem, an aus der Zeit Gefallenem. Wenn er jetzt auch noch das | |
| Wahlergebnis infrage stellt, legt er die Axt an die politische Ordnung | |
| Südafrikas. | |
| ## Hoffen auf eine Koalition | |
| Es ist nicht sicher, dass der ANC dem nach 30 Jahren an der Macht etwas | |
| entgegenzusetzen hat. Die Alten sterben weg, die Jungen wenden sich ab. Bei | |
| Südafrikas ersten freien Wahlen hatte das Land 43 Millionen Einwohner, der | |
| ANC erhielt über 12 Millionen Stimmen. Jetzt sind davon gerade einmal 6,5 | |
| Millionen Stimmen übriggeblieben, bei 60 Millionen Einwohnern. Eine | |
| erfolgreiche ANC-Koalitionsbildung würde jetzt die Stärke von Südafrikas | |
| Demokratie unter Beweis stellen. | |
| Oder aber es zeigt sich, dass der Kipppunkt erreicht ist, ab dem die | |
| einstige Befreiungsbewegung ihre integrative Kraft verliert. Dann schlägt | |
| die Stunde von Chaoten wie Zuma. Man kann Südafrikas Freiheitskampf nur | |
| wünschen, dass ihm ein so finsterer letzter Akt erspart bleibt. | |
| 3 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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