# taz.de -- Abstieg des 1. FC Köln: Da simmer nit mieh dabei | |
> Mit einem 1:4 in Heidenheim steigt der Geißbockklub ab. Fans sind sauer, | |
> der Vorstand steht in der Kritik und der Trainer kurz vor dem Aus. | |
Bild: Abschied von der Ersten Liga: die Spieler des 1. FC Köln | |
Wie ein Häuflein Elend trotteten die Kölner Spieler nebeneinander über den | |
Rasen und steuerten sehr vorsichtig den Gästeblock in der Heidenheimer | |
Arena an. Doch die [1][FC]-Fans wollten nichts wissen von den im | |
Schneckentempo daherkommenden Kickern. Mit grantigen Sprechchören („Wir | |
sind Kölner und ihr nicht“) schickten sie die weiß gekleideten Fußballer | |
retour Richtung Platzmitte. Zu deprimierend war das 1:4 beim Liganeuling | |
gewesen, mit dem sich der Geißbockklub am Pfingstsamstag zum siebten Mal in | |
die Zweite Liga verabschiedete. | |
In dieser tristen Statistik liegen die Domstädter nun gleichauf mit | |
[2][Hertha BSC], auf mehr Bundesliga-Abstiege kommen allein [3][Bielefeld] | |
(acht) und [4][Nürnberg] (neun). Und anstatt den müden Dank der Kölner | |
Spieler entgegenzunehmen, skandierten die FC-Fans: „Keller raus!“ Es war | |
das laute Aufbegehren gegen die Arbeit von Sportgeschäftsführer Christian | |
Keller. Der ist seit April 2022 im Amt und hatte die Saisonplanungen unter | |
einem strikten Sparkurs geführt – und es versäumt, die Abgänge der | |
Leistungsträger Jonas Hector (Karriereende) und Ellyes Skhiri (nach | |
Frankfurt) adäquat aufzufangen. | |
Fatale Folgen hatte auch Kellers Entscheidung, auf die Verpflichtung eines | |
neuen Stürmers zu verzichten: 28 Tore nach 34 Spielen sind ebenso | |
verheerend wie die fünf Saisonsiege des FC. Und die Art und Weise, in der | |
die Kölner ihre letzte Chance auf das Erreichen des Relegationsplatzes in | |
[5][Heidenheim] verpuffen ließen, kam einer Bankrotterklärung gleich. | |
Zuletzt stärkten Sportchef Keller und die ebenfalls in der Kritik stehende | |
Klubspitze um Präsident Werner Wolf sich gegenseitig den Rücken. Dabei | |
würde dem FC, bei dem 2025 Neuwahlen des Vorstands anstehen, eine | |
ausgeprägte Streitkultur gut tun. Aufgrund der deutlich geringeren | |
Einnahmen bei den TV-Geldern und beim Sponsoring muss der Klub in der | |
Zweiten Liga mit einem [6][Minus von rund 40 Millionen Euro] kalkulieren. | |
Hinzu kommt die Transfersperre, durch die den Kölnern bei der Verpflichtung | |
neuer Spieler bis Januar 2025 die Hände gebunden sind. Dass Top-Kräfte wie | |
Abwehrchef Jeff Chabot oder Torwart Marvin Schwäbe von ihren | |
Ausstiegsklauseln Gebrauch machen könnten, erschwert die Angelegenheit | |
zusätzlich. Routinier Mark Uth immerhin bekannte sich noch vor der Abreise | |
nach Heidenheim dazu, seinen bis 2025 laufenden Vertrag auch im | |
Abstiegsfall zu erfüllen. | |
Dieses Szenario ist nun eingetreten. Und wer gesehen hat, wie sang- und | |
klanglos sich die Kölner ihrem Schicksal beim Saisonfinale ergaben und bei | |
Halbzeit hoffnungslos 0:3 zurücklagen, der ahnt, dass die Chancen von | |
Cheftrainer Timo Schultz auf eine Weiterbeschäftigung im Unterhaus am | |
Samstag nicht gestiegen sind. | |
## Fiasko in der ersten Halbzeit | |
„Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, jetzt die Arbeit von Timo zu | |
beurteilen“, hielt sich Keller nach dem Spiel in Heidenheim in dieser Frage | |
bedeckt. Der Sportboss des FC wollte erst einmal einige Tage, in denen es | |
„richtig wehtut“, ins Land ziehen lassen und anschließend eine Entscheidung | |
bekannt geben. | |
Glasklar vor Augen hatte der 47-Jährige da nur die frischen Eindrücke vom | |
vorerst letzten Bundesliga-Auftritt der Domstädter. Und die waren | |
eindeutig. „Für die erste Halbzeit“, kommentierte Keller, „habe ich keine | |
Worte, gefühlt hatten alle Spieler Bleiwesten an. Wenn du so auftrittst und | |
zum Toreschießen einlädst, verlierst du zu Recht – und steigst zu Recht | |
ab.“ | |
Der zur Pause eingewechselte Uth konnte das harsche Urteil nur bestätigen. | |
„Ich weiß nicht, ob wir in der ersten Halbzeit überhaupt einen Zweikampf | |
geführt haben“, motzte der gebürtige Kölner, der sein persönliches | |
Vorabbekenntnis zur unterklassigen Kickerei auch als interne Werbekampagne | |
begreift. Umtreiben dürfte ihn dabei die Furcht, mit dem FC ähnlich wie | |
aktuell Hertha und [7][Schalke] im Niemandsland der Zweiten Liga zu | |
versinken. Jedenfalls betonte Uth: „Ich hoffe, dass es mir einige | |
nachmachen werden.“ Denn: „Wir brauchen jeden Spieler.“ | |
20 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Morbach | |
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