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# taz.de -- Israels Fußballauswahl: Auf dem Weg nach Südamerika
> Der Fußballverband Israels hat ein Abkommen mit dem Kontinentalverband
> Südamerikas getroffen. Spielt das Nationalteam bald bei der Copa América
> mit?
Bild: Warm machen für Olympia: Israels Fußball bricht auf zu neuen Ufern
Die Copa América als Exil? „Ich hoffe sehr, dass die israelische
Nationalmannschaft an einem der großen Turniere teilnehmen wird, die von
der Conmebol organisiert werden, vielleicht sogar an der [1][Copa
América]“, sagte Moshe Zuares, Vorsitzender des israelischen
Fußballverbandes. Seine IFA hat ein Abkommen mit der südamerikanischen
Fußballkonföderation Conmebol geschlossen.
Wie realistisch das ist, gehört zu den eher leicht zu beantwortenden
Fragen: Undenkbar ist es nicht. Dass Israel nicht in Südamerika liegt, ist
unwichtig. In Europa, wo es Mitglied der Uefa ist, liegt es ja auch nicht,
doch in Asien, wo es geografisch angesiedelt ist, lässt man die Kicker des
jüdischen Staates seit 1974 [2][nicht mehr mitspielen].
Bleiben andere Fragen: Warum macht Israel das? Und was ist das Interesse
von Conmebol?
Einerseits könnte Israel mit der Teilnahme an der Copa América die
sportpolitische Isolation durchbrechen, der es immer wieder ausgesetzt ist.
Gerade aktuell, während des Kriegs im Gazastreifen, werden erneut
[3][Ausschlussforderungen] laut. Warum also nicht eine weitere
Handlungsoption eröffnen, die dem [4][Boykottgeschrei] die Wirkung nimmt?
## Sportliche Möglichkeiten
Zudem könnte Israel sportlich etwas schaffen, was ihm in der Uefa noch
nicht gelungen ist, wohl aber in Asien: die Teilnahme an der
Kontinentalmeisterschaft (1964 wurde Israel sogar Asienmeister im eigenen
Land). Sportlich hat sich Israel zuletzt deutlich verbessert. Bei der
[5][U20-WM] und der [6][U21-EM] erreichte es jeweils das Halbfinale, und
bei den Olympischen Spielen in Paris nimmt es erstmals seit 1976 wieder am
Fußballturnier teil. Warum also nicht über den Umweg Copa América zu den
besseren Fußballnationen vorstoßen?
Die Conmebol steht, obwohl Weltmeister [7][Argentinien] und Rekordchampion
Brasilien zu ihr gehören, immer noch [8][schwächer] da als die Uefa mit
ihrer Europameisterschaft. Entsprechend war der Verband bei der jüngsten WM
2022 in Katar nur mit vier Teams vertreten, doch Europa schickte 13
Mannschaften. Auch wenn eine WM etwas anderes ist als eine
Kontinentalmeisterschaft, so sagen diese Zahlen doch etwas über die
Wertigkeit des Fußballs aus.
Mit Japan (zweimal) und Katar konnte Conmebol zuletzt asiatische
Landesverbände in sein Turnier lotsen, das nordamerikanische Mexiko war
schon oft dabei, und nun könnte mit Israel erstmals ein Uefa-Mitglied
dokumentieren, dass es attraktive Alternativen zu Europa gibt. Das wäre
eine interessante Volte im dauernden Kampf Lateinamerikas gegen den alles
bestimmenden europäischen Fußball.
## Die politische Kraft des Fußballs
Israelischerseits gibt es also mindestens zwei gute Gründe, sich auf ein
Südamerikaabenteuer einzulassen. Und seitens Conmebol gibt es ein starkes
Argument, sich mit Israel zusammenzutun. Nicht einmal der Umstand, dass
sich südamerikanische Regierungen wie Brasilien oder Venezuela aktuell
antiisraelisch positionieren, hat Einfluss auf die fußballerische
Kooperation.
Mit dem [9][aktuellen Gazakrieg] hat der Deal nämlich weniger zu tun, als
man zunächst vermuten könnte. Die Kooperationsgespräche, die vergangene
Woche zum Abschluss kamen, begannen im September 2023 – wenige Wochen vor
dem Massaker der Hamas am 7. Oktober.
Südamerika, Europa, Asien. Der Fußball beweist einmal mehr seine enorme
Macht. Wenn sich diese Kraft politisch auswirkt, wäre das zumindest in
diesem Fall nicht schlecht: Alle Nationalteams, inklusive Israel, könnten
am Weltfußball teilhaben.
16 May 2024
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## AUTOREN
Martin Krauss
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Kolumne Über den Ball und die Welt
Fußball
Israel
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BDS-Movement
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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