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# taz.de -- US-Wahl 2024: America in a Hundehütte
> Die Republikanerin Kristi Noem brüstet sich mit der Tötung ihrer Hündin.
> Und hält Joe Biden für einen Waschlappen.
Bild: „Commander“ im Weißen Haus, Weihnachten 2021
Wer ein harter Hund sein will, der tötet einen. Es ist kein Zufall, dass
Netflix 2013 seine erste Serienproduktion überhaupt, „House of Cards“ über
den demokratischen Politiker Francis Underwood, [1][mit genau dieser Szene]
beginnt. Nicht lange fackeln und tun, was nötig ist, ohne Rücksicht auf
irgendwelche Sentimentalitäten – ruckzuck ist der, bei einem Unfall
verletzte, Nachbarshund mit bloßen Händen erdrosselt.
Auch „Yellowstone“, eine der angesagtesten US-Serien der jüngeren Zeit, in
der die aktuelle seelische Verfasstheit von God’s own country intensiv
ausgelotet wird, beginnt mit einem Zitat der „House of Cards“-Szene, nur
dass es hier mit dem Rancher und Großgrundbesitzer John Dutton ein
erkennbar republikanischer Charakter ist, der seinem ebenfalls verunfallten
Pferd [2][gleich zum Auftakt in den Kopf schießt].
[3][Kristi Noem,] die republikanische Gouverneurin von South Dakota und
heiße Kandidatin für die Vizepräsidentschaftsanwärterin in Donald Trumps
Wahlkampagne, hat nun im Real Life nachgelegt und in ihrer zur politischen
Selbstvermarktung veröffentlichten Autobiografie geschildert, wie sie ihre
Drahthaar-Hündin Cricket eigenhändig erschoss, weil die nicht spurte.
Das erst 14 Monate alte Tier hatte offenbar Probleme mit der korrekten
Vogelbestimmung: Der eigentlich zur Jagd auf Fasanen ausgebildete Hund hat
diese nicht brav apportiert, sondern verscheucht und bei späterer
Gelegenheit „wie eine Auftragsmörderin“ die Hühner vom Nachbarn erlegt.
Also hat Frauchen getan, was eine Frau tun muss. Und anschließend darüber
geschrieben, ganz offensichtlich in dem Kalkül, sich als knallharte
Macherin im Underwood/Dutton-Stil darzustellen.
Der amerikanische Kultur- wird damit zum Hundekampf. Die als woke
gescholtene Bevölkerungshälfte jault erwartungsgemäß auf wie ein getretener
Hund, das Team von Joe Biden ließ sogleich verlauten, man kraule Hunde
lieber, als sie zu erschießen. Was Noem zu der Replik nutzte, [4][Biden sei
zu waschlappig,] um die nötige Verantwortung zu tragen – der hätte seinen
Schäferhund Commander mal auch besser erschießen sollen.
## In Deutschland strafbar
[5][Der präsidiale Hund] hat eine Weile lang allerlei Security-Leute
gebissen, bis er schließlich des Weißen Hauses verwiesen wurde. America in
a Hundehütte: auf der einen Seite die verweichlichten demokratischen
Städter, die in ihren Safe Spaces auf dem Universitätscampus illegalen
Einwanderern vegane Willkommensmenüs und für jede Gemütslage eine eigene
Toilette servieren, auf der anderen die hart und ehrlich arbeitende
Landbevölkerung mit Schwielen an den Fingern vom vielen Betätigen des
Auslösers am Revolver, mit dem alles aus dem Weg geschossen wird, was sich
dem göttlichen und damit eigenen Willen als lästiges Hindernis in den Weg
stellt.
In Deutschland übrigens hätte sich die Gouverneurin mit ihrem markigen
Vorgehen sogar strafbar gemacht. Nach Tierschutzgesetz ist [6][ein
vernünftiger Grund erforderlich, um ein Tier zu töten.] Was ein solcher
ist, darüber wird zwar ebenfalls gestritten – wenn aber jemand seinen Hund
erschießen wollte, nur weil der nicht den richtigen Vogel fängt oder weil
die Besitzerin offenbar schlicht keine Lust hat, sich weiter mit seiner
Erziehung herumzuärgern, rückte wohl gleich das SEK [7][Hundetrainer Martin
Rütter] aus.
In Deutschland allerdings bräuchte eine Politikerin, die sich damit
brüstet, einen Hund zu töten, wohl auch gar nicht erst zur Wahl antreten,
ganz gleich für welche Partei. Hier wäre es bereits ein PR-Super-GAU, wenn
eine Kandidatin einem Hund auch nur ein Haar krümmte, geschweige denn ihm
gleich ein Loch im Fell verpasste. Als unlängst im „Tatort“ der Mörder
nicht nur Frauen folterte, [8][sondern auch Hunde], sah die ARD sich
veranlasst, gleich zu Beginn des Films per Einblendung klarzustellen, dass
natürlich kein Tier bei den Dreharbeiten zu Schaden gekommen sei. Die Bild
war trotzdem schockiert („Hundefreunde werden leiden“). In
Satiriker-Kreisen geht seit jeher das Bonmot um, dass man in Deutschland –
von wegen Cancel Culture – auf der Bühne jeden Witz über alles machen
könne, nur nicht über Hunde.
Während in den USA also die Rechten im Western-Stil damit punkten, ein eher
nutzungsorientiertes Verhältnis zum Tier zu zeigen, sind in Europa sogar
die Nazis sanfte Tierkuschler. Nicht umsonst haben die Nationalsozialisten
gleich 1934 das erste Tierschutzgesetz für Deutschland eingeführt. Als vor
einigen Jahren in Hannover Kampfhund Chico, der zwei Menschen getötet
hatte, eingeschläfert werden sollte, hielten Tierschützerinnen zusammen mit
Rechtsradikalen Mahnwachen für das Tier.
Und im postfaschistisch regierten Italien wurde zum 29. April das
sogenannte Puppy Yoga verboten, bei dem Hundewelpen in Yoga-Kursen
eingesetzt werden. Nicht etwa, um sie bei Atemübungen aufzupusten – die
Tiere tollen bei diesen Veranstaltungen vielmehr frei in der Klasse herum
und dienen einzig der seelischen Entspannung der Kursteilnehmenden. Dabei
aber, so argumentierten italienische Tierschützer, würden die Welpen „zu
Objekten gemacht und ausgebeutet“. Die auf den Hundeverleih spezialisierten
Betriebe beklagen nun, dass sie ihren Geschäftsbetrieb einstellen müssen.
Damit dürften die Welpen nutzlos werden. Kristi Noem würde sie vermutlich
einfach erschießen.
7 May 2024
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=bBUvBmlp9mY
[2] https://www.youtube.com/watch?v=_AmaqD6skDo
[3] https://www.instagram.com/govkristinoem/?hl=de
[4] /Praesidentschaftswahlen-in-den-USA/!5960597
[5] /Hund-im-Weissen-Haus-beisst-wieder-zu/!5758718
[6] /Artenschutz-im-Zoo/!5988882
[7] /!221496/
[8] https://www.deine-tierwelt.de/magazin/tatort-muenchen-schockt-mit-brutalen-…
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Hund
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