Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Komplex verwobenen
> Das Arsenal würdigt den amerikanischen Komödien-Star Edward Everett
> Horton, „Sultanas Traum“ erzählt auf poetische Weise von weiblicher
> Macht.
Bild: „Sultanas Traum“ (2023), Regie: Isabel Herguera
Er spielte überwiegend Nebenrollen und war doch ein unverzichtbarer Star
amerikanischer Filmkomödien der 1930er und -40er-Jahre: Edward Everett
Horton, geboren 1887 und bereits seit 1906 auf New Yorker Bühnen zu sehen,
erreichte den Höhepunkt seiner Popularität, als er in den 30er-Jahren in
Filmen von Spitzenregisseuren wie Ernst Lubitsch („Trouble in Paradise“,
„Design for Living“, „The Merry Widow“, „Bluebeard’s Eighth Wife“…
Cukor („Holiday“) und Frank Capra („Lost Horizon“) mitwirkte und in gle…
drei Astaire/Rogers-Musicals zu sehen war.
Zumeist spielte Horton einen Freund und Gönner der jeweiligen
Hauptdarsteller:innen und hatte sich dafür eine außerordentlich
witzige Leinwandpersona zugelegt: hypernervös, stets leicht verwirrt und
ängstlich um sich blickend stahl er seinen Kolleg:innen die Show in
jeder Szene, in der er auftrat.
[1][Das Arsenal Kino widmet dem großen Charakterschauspieler jetzt eine
Reihe mit seinen besten Filmen] und eröffnet mit dem Musical „Top Hat“
(1935), das neben Horton noch viele weitere Vorzüge aufweisen kann: die
unübertroffene tänzerische Harmonie von Ginger Rogers und Fred Astaire,
Musik von Irving Berlin und ein phantastisches Studio-Venedig des
RKO-Art-Directors Van Nest Polglase (1.4., 19.30 Uhr, Arsenal 1).
In der 1905 erschienenen Kurzgeschichte „Sultana’s Dream“ entwickelte die
muslimisch-bengalische Autorin Rokeya Hossein eine feministische
Gesellschaftsfantasie: Frauen übernehmen die politische Macht, verteidigen
das Land gegen Feinde und besetzen die Schlüsselrollen in der Wissenschaft.
Männer werden unterdessen daheim in die Gemächer gesperrt, wo sie
hingehören.
Mit der Animationsproduktion „Sultanas Traum“ hat die spanische Regisseurin
Isabel Herguera allerdings keine Verfilmung dieser Story geschaffen, sie
dient vielmehr als Inspirationsquelle für die spirituelle Reise der
Hauptfigur Inés, die in Indien auf das Buch gestoßen ist, fasziniert der
Geschichte der Autorin nachgeht und ihr eigenes Leben dazu in Beziehung
setzt. Herguera hat die komplex verwobenen Erzählebenen dabei in
unterschiedlichen, aber stets attraktiven Zeichenstilen gestaltet (28.3.,
29.3., 1.4.-3.4., 12.45 Uhr, [2][B-ware! Ladenkino]).
Wer in den 1970er Jahren in den Regalen eines Schallplattenladens stöberte,
kam an den von der britischen Designfirma Hipgnosis gestalteten
Plattencovern nicht vorbei. Und zwar auch dann nicht, wenn man die Musik,
die in den Hüllen steckte, gar nicht mocht.
Hipgnosis-Cover definierten die Ära des populären Progressiv- und
Stadionrocks jener Jahre, die zweifellos bekanntesten Klienten der Firma um
Storm Thorgerson und Aubrey Powell waren Pink Floyd (man kannte sich
bereits aus Studientagen in Cambridge) und Led Zeppelin.
Persönlich gefielen mir noch nicht einmal die Cover: Sie kamen mir immer
viel zu clever und um die Ecke gedacht vor, besitzen aber tatsächlich – und
das merkt man erst mit dem zeitlichen Abstand – einen erheblichem
Wiedererkennungswert, sind also praktisch ikonisch.
Der Dokumentarfilm „Squaring the Circle – The Story of Hipgnosis“ von Ant…
Corbijn setzt das, was ich nie mochte, übrigens sehr unterhaltsam in Szene:
Aubrey Powell ist ein amüsanter Erzähler dieser Geschichte zwischen
anarchischem Denken und Schwelgen im Exzess – und der Film macht auch klar,
wie all dies mit dem Aufkommen der Punkära (und den bei Hipgnosis nebenan
eingezogenen Nachbarn von den Sex Pistols) schließlich sein Ende fand
(29.3., 1.4., 20.30 Uhr, Bundesplatz Kino, 30.3., 2.4., 11 Uhr, [3][B-ware!
Laadenkino], 1.4., 21.45 Uhr, [4][Sputnik Kino]).
27 Mar 2024
## LINKS
[1] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/glorious-sidekick-edward-evere…
[2] https://ladenkino.de/programm/gesamtprogramm/
[3] https://ladenkino.de/programm/gesamtprogramm/
[4] https://www.sputnik-kino.com/program/movie/3024
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
Filmrezension
taz Plan
Kolumne Frisch gesichtet
Filmkritik
Filmrezension
taz Plan
Filmrezension
Filmrezension
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kinoempfehlungen für Berlin: Die ideale Frau
In „Le pont du nord“ begeben sich zwei Frauen auf eine mysteriöse Reise
durch Paris, das Zeughauskino würdigt die Schauspielerin Ruth Leuwerik.
Kinotipp der Woche: Ohne Verzopftes
Der französische Filmemacher FrançoisTruffaut schuf ein Autorenkino, das so
intellektuell wie aufsässig war. Das Babylon Mitte zeigt eine Filmauswahl.
Kinoempfehlungen für Berlin: Das Versprechen vom großen Glück
Eine Dokumentation spürt dem Leben von Maria Callas nach. Andere Filme in
dieser Woche machen die Stadt zum Thema für die große Oper.
Kinotipp der Woche: Ein anderes Sammeln
Archive feiern: Das RAMSCH-Filmarchiv von Bernhard Marsch ist zu Gast im
Zeughauskino und lädt zur Neubesichtigung in die Jugendkultur der 1960er.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.