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# taz.de -- Real Madrid gegen Manchester City: So viel Qualität
> Real Madrid und Manchester City trennen sich in einem rasanten Spiel
> unentschieden. Die Zuschauer lassen sie mit Schnappatmung zurück.
Bild: Ein Spiel vom anderen Stern: Federico Valverde feiert den späten Ausglei…
Nach einer Ode an den Fußball gab es tatsächlich auch noch kleine
Beschwerden. „Sie müssen sich jetzt nur noch um einen guten Rasen kümmern�…
stichelte ManCitys Trainer Pep Guardiola auf eine Frage nach seinem
Eindruck von Fußball unter geschlossenem Dach in Real Madrids erneuertem
Bernabéu-Stadion. „Der Rasen hob sich, der Ball hoppelte“, spezifizierte
derweil sein Mittelfeldstratege Rodri Hernández die Klage der Profis, die
umgehend zu der Frage führt: Was wäre das erst auf gutem Rasen für ein
Fußballspiel geworden?
Der unbedarfte Beobachter war ja geneigt, in diesem
Champions-League-Viertelfinale das Spiel in seiner maximalen Entfaltung zu
sehen. 3:3 trennten sich alter Adel und arrivierter Parvenü in ihrer
fünften Begegnung binnen zwei Jahren. Europas Fußball [1][hat einen neuen
Klassiker], und er ließ die Zuschauer mehr denn je mit Schnappatmung
zurück. So viel Energie und Tempo, so viele Wendungen, so viel Klasse wie
zwischen dem 0:1 von Bernardo Silva durch einen listigen Freistoß (2.
Minute) bis zum 3:3 durch Federico Valverdes fulminanten Volleyschuss (80.)
hätte zu früheren Zeiten eine ganze DVD von Europacup-Saisonhighlights
gefüllt.
Champion 2022 gegen Champion 2023, jederzeit offenes Visier und eine zwar
geschlossene Arena, die aber weiter epochale Drehbücher auswirft: „It’s the
Bernabéu, my friend!“, bedeutete Pep Guardiola einem englischen Reporter,
der den zweimaligen Verlust einer City-Führung problematisieren wollte.
„Wenn du hierherkommst und glaubst, 90 Minuten lang kontrollieren zu
können, bist du tot“, so der Meistercoach – dem genau das zu Beginn seiner
Trainerkarriere mit dem FC Barcelona zwar regelmäßig gelang. [2][Doch seit
ihm mit City hier vor zwei Jahren] durch zwei Gegentore ab der 90. Minute
noch das sicher geglaubte Weiterkommen aus der Hand gerissen wurde, hat er
seine Perspektive geändert.
[3][Guardiola hat sich entideologisiert.] Früher wäre er verzweifelt an den
Ballverlusten und der fehlenden Spielbestimmung seiner Elf. Aber mit der
reinen Lehre hat er seit dem Abgang aus Barcelona 2012 zu oft Schiffbruch
erlitten in der Champions League. Erstmals wieder gewann er sie vorige
Saison als Pragmatiker, der mit Erling Haaland als Mittelstürmer spielt, wo
er bei Barça einst Zlatan Ibrahomivić abstieß. Ein klassischer Guardiola
hätte Haaland am Dienstag dringend auswechseln müssen, denn der Norweger
gab Reals Verteidigung jenen Fixpunkt, den ihr die „falsche Neun“ bei
Barças regelmäßigen Triumphen im Bernabéu immer so gekonnt verweigerte –
als Guardiola die Konstruktion just hier 2009 erstmals ausprobierte, siegte
er mit 6:2. Damals, klar, interpretierte sie Lionel Messi.
## Einfach drauflos ballern
Es war „ein gutes Resultat“ für City, wie Guardiola insistierte. Denn es
bedeutet die Pole Position für ein Weiterkommen nächsten Mittwoch. Die
Abschaffung der Auswärtstorregel hat dem Europapokal das strategische
Element genommen. Hinspiele werden nicht mehr langsam geköchelt, man
ballert einfach drauflos. Das kann so rasant und futuristisch sein wie am
Dienstag, ist aber ergebnistechnisch oft irrelevant; im Prinzip wie die
erste Halbzeit in einem American-Football-Match. Jetzt eine Woche „halftime
show“ – und dann zählt es erst richtig.
Vor eigenem Publikum hat City die deutlich besseren Karten. Letztes Jahr
fegte es Real nach einem Unentschieden im Hinspiel (1:1) mit 4:0 weg, und
nächste Woche kann es wohl wieder auf Spielmacher Kevin de Bruyne
zurückgreifen und die in Madrid arg poröse Abwehr mit Stammtorwart Ederson
sowie den Verteidigern Kyle Walker und Nathan Aké stabilisieren. Alle
fehlten in Madrid.
Allerdings scheint Real fest entschlossen, diesmal nicht nur Spalier zu
stehen. Trainer Carlo Ancelotti erklärte, erneut so „von Angesicht zu
Angesicht“ agieren zu wollen wie in Madrid. Also mit hoher
Zweikampfbereitschaft, immensem physischem Aufwand und permanenter
Kontersuche.
Die brasilianischen Spitzen Vinícius und Rodrygo wurden dabei oft von einem
wieder mal allgegenwärtigen Toni Kroos eingesetzt, etwa vor Rodrygos 2:1.
Erst in der letzten halben Stunde musste der Deutsche abreißen lassen,
prompt erhielt City das Quantum Zeit am Ball für zwei Traumfernschüsse von
Phil Foden und Josko Gvardiol zum 2:3. Direkt danach wurde Kroos
ausgewechselt. Dass ein 34-Jähriger das irrwitzige Tempo so lange mitgehen
konnte, war aller Ehren genug.
10 Apr 2024
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## AUTOREN
Florian Haupt
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