| # taz.de -- Entlastungen für Unternehmen: Bundesrat für Wachstumspaket light | |
| > Bund und Länder hatten lange um Entlastungen für Firmen gestritten. Das | |
| > Volumen wurde halbiert. Die Union setzte sich für die Bauern ein – | |
| > vergeblich. | |
| Bild: Landwirte vor dem Bundesrat: Um den Agrardiesel geht es dort am Freitag a… | |
| Berlin dpa/taz | Das milliardenschwere Wachstumspaket mit | |
| Steuerentlastungen und Bürokratieabbau für Unternehmen ist beschlossen. Der | |
| Bundesrat stimmte dem sogenannten [1][Wachstumschancengesetz] am Freitag | |
| nach Gesprächen im Vermittlungsausschuss mehrheitlich zu. | |
| Finanz-Staatssekretärin Katja Hessel bezeichnete den gefundenen Kompromiss | |
| als ausgewogen. „Er sendet das dringende Signal, das die Wirtschaft jetzt | |
| braucht“, betonte sie in ihrer Rede vor den Ländervertretern. | |
| [2][Ursprünglich sollte das Gesetz ein milliardenschwerer Rundumschlag für | |
| alle Branchen sein, der Firmen in der Konjunkturflaute entlastet und | |
| Investitionen in den Klimaschutz anregt.] Finanzminister Christian Lindner | |
| (FDP) hatte fast 50 steuerpolitische Maßnahmen vorgeschlagen. Im Kern: eine | |
| Prämie für Klimaschutz-Investitionen, dazu steuerliche Forschungsförderung, | |
| eine bessere Anrechenbarkeit von Verlusten bei der Steuererklärung und der | |
| [3][Abbau bürokratischer Hürden]. | |
| Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), warb vor | |
| der Abstimmung um Unterstützung: „Ich glaube, wir können es uns nicht | |
| leisten, in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage Deutschland zu schaden, | |
| indem wir parteipolitisch an dieser Ecke agieren.“ Ihre Amtskollegin aus | |
| Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), die den | |
| Vermittlungsausschuss mit geleitet hatte, mahnte: „Die Wirtschaft braucht | |
| dringend diese Impulse.“ | |
| ## Länder befürchteten Einnahmeausfälle | |
| Im Bundestag wurde das Gesetz beschlossen, doch die Länder stoppten es | |
| danach im Bundesrat und schickten es in den Vermittlungsausschuss, weil sie | |
| hohe Einnahmeausfälle befürchteten. Der Vermittlungsausschuss ist ein | |
| Gremium mit Vertretern von Bundestag und Bundesrat, in dem beide Seiten | |
| versuchen, sich bei Differenzen über Gesetzesreformen zu einigen. | |
| CDU und CSU machten ihre Zustimmung außerdem davon abhängig, dass die | |
| Bundesregierung Landwirtinnen und Landwirte entlastet. Sie verlangten, dass | |
| Kürzungen bei den Subventionen für Agrardiesel zurückgenommen werden. | |
| Alternativ müssten die Bauern über andere Maßnahmen im selben Volumen | |
| entlastet werden. | |
| Passend dazu protestierten am Freitag auch hunderte Bauern in Berlin, unter | |
| anderem gegen die Kürzungen beim Agrardiesel. Es kam zu Sperrungen und | |
| Verkehrsbeeinträchtigungen, wie die Polizei mitteilte. Das | |
| Regierungsviertel und die Gegend rund um das Brandenburger Tor waren | |
| betroffen. Am Bundesrat an der Leipziger Straße war am Morgen eine | |
| Kundgebung geplant. Im Laufe des Tages werden mehr als 1.000 Traktoren, Lkw | |
| und Autos erwartet. | |
| ## Erleichterungen für die Agrarbranche | |
| Im Vermittlungsverfahren wurde das Volumen des Wachstumspakets von einst | |
| geplanten sieben Milliarden Euro bereits auf 3,2 Milliarden pro Jahr | |
| zusammengestrichen. Der Kern, die Prämie für Klimaschutz-Investitionen, | |
| wurde gestrichen. Es blieb eine Light-Variante, der die Union im Ausschuss | |
| aber trotzdem nicht zustimmte, weil die Ampel-Koalition keine konkreten | |
| Maßnahmen für die Bauern zusagte. Hessel kritisierte: „Ich kann aber nicht | |
| verstehen, wie man Sachen in Geiselhaft nehmen kann und dafür ein ganzes | |
| Land stillstehen lassen kann.“ | |
| Die Bundesregierung hat inzwischen zwar Erleichterungen für die | |
| Agrarbranche in Aussicht gestellt, legte bis zur Abstimmung im Bundesrat | |
| aber kein Paket mit konkreten Maßnahmen vor. Man sei „im engen Kontakt mit | |
| dem Berufsstand“, teilte Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) lediglich mit. | |
| Vorbereitet werden demnach Erleichterungen bei der Einkommensteuer und eine | |
| Stärkung der Bauern in der Wertschöpfungskette. Vor allem gehe es aber um | |
| einen Abbau von Bürokratie. | |
| Lindner machte deutlich, dass er keine Verbindung zwischen möglichen | |
| Entlastungen für die Landwirte und dem Wachstumspaket sieht. „Einen | |
| Zusammenhang zur Agrarpolitik, den gibt es ja nicht, den hat die Union | |
| konstruiert“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Union sei auch | |
| nicht in der Position, solche Bedingungen zu stellen, denn sie trage eine | |
| Mitverantwortung für die schlechte Wettbewerbslage der deutschen | |
| Wirtschaft. „Während der Regierungszeit der CDU, seit 2014, haben wir | |
| dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit verloren.“ | |
| Auch der schrittweise Abbau der Agrardiesel-Subventionen sollte am Freitag | |
| im Bundesrat noch zur Abstimmung stehen. Die Länder haben die Möglichkeit, | |
| auch hierzu den Vermittlungsausschuss anzurufen. Damit würden allerdings | |
| auch weitere Maßnahmen auf Eis gelegt, die die Bundesregierung zur | |
| Konsolidierung des Haushalts für 2024 beschlossen hat, etwa die höhere | |
| Luftverkehrsteuer und verschärfte Sanktionen beim Bürgergeld. Nachdem das | |
| Bundesverfassungsgericht kurz vor Jahresende ein Milliardenloch in die | |
| Haushaltspläne der Bundesregierung gerissen hatte, muss sie nun stärker | |
| sparen. | |
| 22 Mar 2024 | |
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