# taz.de -- Lobbyismus bei der FDP: Steuerexpertin verliert Job | |
> Nachdem die taz berichtet hatte, kündigte Delivery Hero einer Lobbyistin, | |
> die auch für die FDP arbeitet. Die Partei sieht kein Problem. | |
Bild: Wer lobbyiert hier? Rechts die Abgeordnetenbüros, links der Bundestag im… | |
Berlin taz | Mit der Doppelrolle der steuerpolitischen Referentin der | |
FDP-Bundestagsfraktion, Julia Bossmann, ist es nach taz-Informationen | |
vorbei. Vor einigen Wochen [1][hatte die taz berichtet], dass Bossmann | |
nicht nur für die FDP tätig ist, sondern auch für den börsennotierten, | |
multinationalen Lieferkonzern [2][Delivery Hero]. Dort war sie ausgerechnet | |
für die Steuergestaltung verantwortlich. Sie war auch im Lobbyregister des | |
Bundestags als Interessensvertreterin für Delivery Hero registriert. | |
Nach Bekanntwerden dieser Konstellation hat jetzt Delivery Hero das | |
Arbeitsverhältnis mit Bossmann beendet, wie das Unternehmen auf taz-Anfrage | |
mitteilte. „Delivery Hero nimmt Transparenz in der Zusammenarbeit mit | |
politischen Institutionen sehr ernst“, sagte ein Unternehmenssprecher der | |
taz. Das Arbeitsverhältnis sei beendet worden, um „potenzielle | |
Interessenskonflikte“ zu vermeiden. Der Eintrag im Lobbyregister wurde | |
dementsprechend gelöscht. | |
Die FDP-Fraktion teilte lediglich mit, man sei über das Ende des | |
Arbeitsverhältnis informiert worden. Eine taz-Anfrage an Frau Bossmann | |
selbst wies die Parlamentarische Geschäftsführung der Fraktion mit der | |
Begründung zurück, die Fraktionsmitarbeiter:innen würden keine | |
Medienarbeit machen. | |
Die FDP hatte zuvor in der Doppelrolle kein Problem gesehen: „Wir sehen | |
keinerlei Beeinträchtigung ihrer fachlichen Tätigkeit in unserer | |
Bundestagsfraktion. Die Compliance-Anforderungen werden erfüllt“, hatte die | |
Fraktion auf Anfrage mitgeteilt. Des Weiteren seien Änderungen des | |
Steuerrechts immer allgemein gefasst, deshalb könne gar kein einzelnes | |
Unternehmen bevorzugt werden. | |
Die Organisationen Abgeordnetenwatch und Lobbycontrol hatten hingegen | |
scharfe Kritik an dieser Konstellation geübt. Der Interessenskonflikt liege | |
auf der Hand, der Umgang der FDP-Fraktion sei fragwürdig, sagte | |
Lobbycontrol-Sprecher Timo Lange. Die Abgeordnetenwatch-Sprecherin Sarah | |
Schönewolf sagte, es sei „vollkommen unangemessen, dass die | |
FDP-Bundestagsfraktion eine Konzern-Lobbyistin zur Referentin macht“. | |
An dieser Kritik ändere sich durch die neuen Entwicklungen nichts, sagte | |
Schönewolf am Donnerstag auf taz-Anfrage: „Auch wenn Delivery Hero mit der | |
Beendigung des Arbeitsverhältnisses den Konflikt entschärft hat, bleibt es | |
dabei, dass die FDP-Fraktion hier nicht sorgfältig genug vorgegangen ist, | |
um eine Verquickung von Politik und Konzerninteressen zu vermeiden.“ Dass | |
die Fraktion in der Konstellation weiterhin kein Problem sehe, sei „schwer | |
nachvollziehbar“, so Schönewolf. | |
1 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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