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# taz.de -- Ramadan während des Gazakriegs: Anspannung am Tempelberg
> Jerusalem hat die ersten Tage des Ramadan weitgehend ruhig überstanden.
> Nach dem Tod eines Jungen durch Polizeischüsse steigt die Anspannung.
Bild: Betende während des Ramadan vor dem Felsendom in Jerusalem am 10. März
Jerusalem taz | Eine Drohne schwebt über dem Damaskus-Tor zur Jerusalemer
Altstadt. Links und rechts der Treppen überblicken israelische
Grenzpolizisten die Szene. Auf der Stadtmauer hat ein Scharfschütze
Stellung bezogen. Vor dem Torbogen, der hinunter zur Al-Aksa-Moschee auf
dem Tempelberg führt, ist die Stimmung angespannt an diesem Mittwoch drei
Tage nach [1][Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan].
In der Nacht zuvor wurde im nahe gelegenen Shua’fat-Flüchtlingslager ein je
nach Quelle 12- oder 13-jähriger palästinensischer Junge von israelischen
Sicherheitskräften erschossen. Laut Medienberichten wurde er bei
Zusammenstößen zwischen Grenzpolizisten und Bewohnern des
Shua’fat-Flüchtlingslagers in Ostjerusalem von einer israelischen Kugel
getroffen. Die Sicherheitsbehörden bestätigten, dass ein Schuss in Richtung
eines Verdächtigen abgegeben wurde, „der die Einsatzkräfte bedroht und
Feuerwerkskörper in ihre Richtung geschossen hat“.
Auf einem [2][Video] in den sozialen Netzwerken war allerdings zu sehen,
wie zwei Jugendliche eine Feuerwerksrakete nahe der israelischen Sperrmauer
in die Luft schießen. Es knallt ein Schuss, bevor einer von ihnen zu Boden
sinkt. Die interne Prüfstelle der Polizei kündigte eine Untersuchung an.
Der Palästinensische Rote Halbmond gab an, fünf Menschen mit Schusswunden
behandelt zu haben. Der israelische Sender Kan berichtete, Molotowcocktails
seien in Richtung der Grenzpolizei geworfen worden.
Israels rechtsextremer Minister für nationale Sicherheit, [3][Itamar
Ben-Gvir], lobte das Verhalten des Schützen und sagte. „Das ist, wie wir
gegen Terroristen vorgehen müssen – mit Entschlossenheit und Präzision.“
Der Minister war im Vorfeld des Ramadan von Regierungschef Benjamin
Netanjahu ausgebremst worden, als er Muslimen den Zugang zu ihrem
drittheiligsten Ort, dem [4][Tempelberg], verbieten wollte. Fast ein
Fünftel der israelischen Bevölkerung sind Muslime.
## Westjordanland erlebt seit dem 7. Oktober eine Gewaltwelle
Seit dem Beginn des Ramadan dürfen auch Palästinenser aus dem besetzten
Westjordanland zum Gebet zur Al-Aksa-Moschee. Die Regeln wurden allerdings
verschärft: Jungen und Männer zwischen 12 und 70 Jahren sind
ausgeschlossen. Die Regelung soll eine Woche nach Beginn des Fastenmonats
am Sonntag geprüft werden.
Obwohl es bereits in der Nacht auf Montag Zusammenstöße in der Altstadt
gegeben hatte, zog die Sprecherin der israelischen Polizei, Mirit Ben
Mayor, nach den ersten zwei Tagen am Dienstag ein positives Fazit:
„Tausende und vielleicht Zehntausende Gläubige konnten sicher auf dem
Tempelberg ankommen.“
Im Westjordanland wurden allein seit Dienstag fünf weitere Palästinenser
getötet. Ein 15-Jähriger wurde nahe Bethlehem erschossen, nachdem er zwei
israelische Sicherheitskräfte mit einem Messer verletzt haben soll. Ein 16-
und ein 23-Jähriger starben, als israelische Einsatzkräfte das Feuer auf
ihr Auto nahe einer israelischen Siedlung eröffneten. Die Umstände des
Vorfalls waren zunächst unklar. Nach palästinensischen Medienberichten
wurden in Dschenin im Norden des Westjordanlandes zwei Männer bei einer
Razzia der Armee erschossen.
Das Westjordanland erlebt seit Beginn des Krieges im Gazastreifen die
schlimmste Welle der Gewalt seit dem Ende der Zweiten Intifada, des letzten
palästinensischen Volksaufstandes vor rund 20 Jahren. Seit dem 7. Oktober
wurden mehr als 400 Palästinenser bei Militäreinsätzen, Zusammenstößen oder
eigenen Anschlägen getötet.
13 Mar 2024
## LINKS
[1] /Ramadan-und-Gazakrieg/!5997096
[2] https://twitter.com/DanielSeidemann/status/1767643829262258525
[3] /Anfuehrer-der-Liste-Religioeser-Zionismus/!5889003
[4] /Der-Tempelberg-in-Jerusalem/!5846846
## AUTOREN
Felix Wellisch
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Ramadan
Jerusalem
Tempelberg
Westjordanland
Itamar Ben-Gvir
GNS
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