# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Grünes Licht für Verhandlungen | |
> Das israelische Kabinett gibt grünes Licht für eine Fortsetzung der | |
> Verhandlungen mit der Hamas. Demos in Israel für Geisel-Deal und gegen | |
> Netanjahu. | |
Bild: Demonstrierende in Tel Aviv | |
## Tausende demonstrieren gegen israelische Regierung | |
Tausende Menschen haben am Samstagabend in mehreren israelischen Städten | |
für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas und gegen die | |
Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert. „Ich | |
fordere die am meisten gescheiterte Regierung in der Geschichte (Israels) | |
auf: Tretet ab!“, rief ein Reserve-Offizier, der im Gaza-Krieg verwundet | |
wurde, in seiner Rede auf der größten Kundgebung in der Küstenmetropole Tel | |
Aviv. | |
Teilnehmer des Protests in Tel Aviv trugen Transparente mit der auf | |
Netanjahu gemünzten Aufschrift „Du bist der Leader! Du bist schuld!“. Eine | |
wachsende Zahl von Kritikern wirft dem Regierungschef vor, das Land vor und | |
nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas und anderer | |
extremistischen Gruppen auf den Süden Israels am 7. Oktober schlecht | |
regiert zu haben. Die Kritiker beschuldigen ihn, bei wichtigen | |
Entscheidungen alles dem eigenen politischen Vorteil unterzuordnen. | |
In Tel Aviv versuchte eine Gruppe von Regierungsgegnern, eine Schnellstraße | |
zu blockieren. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten | |
von dort zu vertreiben, wie Medien berichteten. Weitere Kundgebungen gab es | |
am Samstag unter anderem in Jerusalem, Haifa, Beerscheba und in Caesarea | |
vor einer privaten Villa Netanjahus. | |
Das Schicksal von mehr als 130 verbleibenden Geiseln, die die Terroristen | |
in den Gazastreifen verschleppt hatten, bewegt die israelische Gesellschaft | |
tief. Von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen noch rund 100 am | |
Leben sein. Derzeit laufen indirekte Verhandlungen mit der islamistischen | |
Hamas, um ihre Freilassung im Gegenzug für palästinensische Häftlinge in | |
israelischen Gefängnissen zu erreichen. 105 der ursprünglich mehr als 250 | |
entführten Menschen wurden im November während einer Feuerpause im | |
Gaza-Krieg freigelassen. (dpa) | |
## Delegation soll zu Verhandlungen nach Katar reisen | |
Das israelische Kriegskabinett hat grünes Licht für eine Fortsetzung der | |
Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen und eine Freilassung von | |
Geiseln aus der Gewalt der Hamas gegeben. Wie israelische Medien in der | |
Nacht auf Sonntag berichteten, soll eine israelische Delegation dazu in den | |
kommenden Tagen nach Katar reisen. | |
Zuvor hatte es Gespräche in der französischen Hauptstadt Paris mit den | |
Chefs des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und des | |
Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie Vertretern der USA, Ägyptens und | |
Katars gegeben. | |
„Die Delegation ist aus Paris zurückgekehrt, es gibt offenbar Spielraum, um | |
einem Abkommen näherzukommen“, sagte der nationale Sicherheitsberater des | |
israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Tzachi Hanegbi, vor | |
der Sitzung des Kriegskabinetts dem Fernsehsender N12. Die Telefonkonferenz | |
des Kriegskabinetts wurde angesetzt, damit die Delegation die | |
Regierungsmitglieder über die Ergebnisse des Treffens in Paris informieren | |
kann. | |
Israel dringt auf die Freilassung aller Geiseln in der Gewalt der | |
islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, allem voran der Frauen. | |
Hanegbi betonte, „so eine Vereinbarung bedeutet nicht das Ende des | |
Krieges“. | |
Netanjahu bekräftigte derweil in einer Mitteilung seinen Plan, ungeachtet | |
der verbreiteten Bedenken israelische Soldaten in die Stadt Rafah im Süden | |
des Gazastreifens schicken zu wollen. „Anfang nächster Woche werde ich das | |
Kabinett einberufen, um den Einsatzplänen für Rafah zuzustimmen, | |
einschließlich der Evakuierung der Zivilbevölkerung“, erklärte der | |
Ministerpräsident. | |
Einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP zufolge gab es am Samstagabend | |
eine Reihe von Luftangriffen auf Rafah. In die an Ägypten grenzende Stadt | |
sind seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen mehr als | |
eine Million Menschen geflüchtet. | |
Die israelische Armee bereitet dort nach eigenen Angaben eine | |
Bodenoffensive vor, um die „letzten verbliebenen Hamas-Bastionen“ zu | |
zerstören und dort vermutete Geiseln zu befreien. Hilfsorganisationen | |
warnen seit Wochen vor einer Hungersnot. (afp) | |
## Israels Armee setzt Angriffe in Gaza fort – Berichte über zivile Opfer | |
Israels Armee ist in der Nacht zum Sonntag und am Sonntagmorgen mit | |
weiteren Angriffen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen | |
vorgegangen. In der südlichen Stadt Chan Junis habe das Militär mehrere | |
Kämpfer der Terrormiliz gefangen genommen, teilte die Armeeführung am | |
Sonntag mit. Sie sollen sich unter Zivilisten versteckt haben, die sich | |
anschickten, das Kampfgebiet zu verlassen. Weitere bewaffnete Männer seien | |
in dem Gebiet getötet und Waffen gefunden worden. Außerdem habe ein | |
Luftangriff eine Hamas-Zelle ausgeschaltet, die einen Drohnenangriff | |
vorbereitete. | |
Im Stadtteil Al-Saitun in der Stadt Gaza führte das Militär einen | |
Großeinsatz durch. Dabei stieß es auf Waffenlager und zerstörte eine | |
Raketenabschussstellung. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig | |
überprüfen. | |
Palästinensische Quellen sprachen indes von vielen zivilen Opfern der | |
jüngsten israelischen Angriffe. Im Stadtteil Sabra seien am Sonntagmorgen | |
bei einem israelischen Bombenangriff auf ein Wohnhaus drei Palästinenser | |
getötet worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. | |
Dutzende weitere Menschen, unter ihnen Frauen und Kinder, seien bei | |
israelischen Artillerie- und Luftangriffen in Chan Junis und in der Stadt | |
Gaza ums Leben gekommen. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht | |
unabhängig überprüfen. (dpa) | |
## USA und Großbritannien greifen erneut Huthi-Stellungen im Jemen an | |
Die USA und Großbritannien haben erneut Stellungen der vom Iran | |
unterstützten Huthi-Miliz im Jemen bombardiert. Die Angriffe am späten | |
Samstagabend hätten sich gegen 18 Huthi-Ziele an acht verschiedenen Orten | |
gerichtet, erklärten die US-Streitkräfte. Ins Visier genommen worden seien | |
unter anderem unterirdische Waffenlager, Raketenlager, Angriffsdrohnen, | |
Luftabwehrsysteme und ein Hubschrauber. | |
Damit sollten die Fähigkeiten der Miliz geschwächt werden, ihre Angriffe | |
auf Handelsschiffe in der Region fortzusetzen, erklärten die | |
US-Streitkräfte weiter. Laut einer gemeinsamen Erklärung wurden die | |
Angriffe der USA und Großbritanniens von Australien, Bahrain, Dänemark, | |
Kanada, den Niederlanden und Neuseeland unterstützt. | |
Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz hat seit Beginn des Krieges zwischen | |
Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im | |
Oktober ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden | |
verstärkt. Viele Reedereien meiden deswegen inzwischen die wichtige | |
Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten | |
Seehandels abgewickelt werden. | |
Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran | |
unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas unter anderem | |
auch die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon gehört. Als Antwort auf die | |
Huthi-Attacken führen die Streitkräfte der USA wie Großbritanniens | |
ihrerseits Angriffe auf islamistische Miliz aus. | |
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte am Samstag, die USA würden | |
„nicht zögern“, die zum Schutz von Menschenleben und freien Handelsflüssen | |
notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Huthis würden die „Konsequenzen“ | |
für ihre „illegalen Angriffe“ zu spüren bekommen. | |
Die EU will derweil mit ihrer neuen Mission „Aspides“ die Schifffahrt in | |
der Region schützen. Die deutsche Fregatte „Hessen“ ist nach Angaben der | |
Bundeswehr inzwischen im Einsatzgebiet eingetroffen. Der Bundestag hatte | |
das Mandat zur Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Mission am Freitag | |
gebilligt. Nach dem Mandat kann sich die Bundeswehr mit bis zu 700 | |
Soldatinnen und Soldaten an der Mission beteiligen. (afp) | |
25 Feb 2024 | |
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