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# taz.de -- Neue Sanktionsmöglichkeit im Fußball: Husarenstück der Hüter
> Nach dem Willen des International Football Association Boards wird bald
> die Blaue Zeitstrafenkarte getestet. Eine gute Idee oder reine
> Regelungswut?
Bild: Zeit zu gehen: Schiedsrichter bestraft mit Blauer Karte
Keine Frage, sie tragen eine opulente Monstranz der Unfehlbarkeit vor sich
her: „Wir sind die unabhängigen Hüter der Spielregeln“, sagt die Ifab üb…
sich und versichert, darüber hinaus für „Transparenz, Moderne,
Rechenschaft, Demokratie und Inklusion“ zu stehen. So einer Organisation,
[1][International Football Association Boards, kurz Ifab], genannt, muss
man doch die unbedingte Verfügungsgewalt über die Rahmenbedingungen des
Fußballs zubilligen, oder?
Noch nennen die Regelhüter der [2][Fifa] und der vier britischen Verbände
ihre jährlichen Meetings nicht Konzil, aber wenn man ihren Verlautbarungen
und dem Eigenmarketing Glauben schenkt, dann sind sie wohl nicht mehr weit
davon entfernt, in den heiligen Zustand der Infallibilität einzutreten.
Jetzt wollen sie auf ihrer samstäglichen Sitzung in Glasgow eine kleine
Fußballrevolution beschließen: Die Blaue Karte soll peu à peu eingeführt
werden, erst mal testweise und wohl in unteren Ligen. Die Blaue Karte soll
als Zeichen für eine Zeitstrafe und als Zwischenstufe zwischen Gelber und
Roter Karte dienen.
Dadurch könnte künftig eine Zwangspause von zehn Minuten bei taktischen
Fouls oder Meckereien gegenüber dem Schiedsrichter möglich sein. Zwei Blaue
Karten würden demnach (analog zu zwei Gelben Karten) zum Platzverweis
führen. Auch die sogenannte Schwedenkarte Blau-Gelb wäre dann möglich, das
Gegenstück zum bisherigen Gelb-Rot.
## Alles so schön bunt hier
Wenn Blau bald kommt, dann könnte der Schiedsrichter mit seinen Karten so
langsam durcheinanderkommen, denn vor einiger Zeit war auch schon mal über
[3][die Einführung der Weißen Karte] für besonders brave, vorbildliche
Fußballer nachgedacht worden. Grün empfehlen wir indes als Belohnungskarte
für das Tragen von nachhaltig erzeugten Trikots, und mit dem Braunen Karton
könnte passives Spiel geahndet werden: automatische Spielverlängerung um
zehn Minuten.
Ach, es gäbe so viele Möglichkeiten im Ifab-Reich, man könnte die Tore
größer, den Ball kleiner machen, man könnte nur noch neun Spieler pro Team
auflaufen lassen oder das Abseits abschaffen, aber die Ifab muss ja wie der
Papst in Rom das Alte bewahren und nur ganz vorsichtig mit einem profanen
Anstrich versehen.
Die Blaue Karte stößt natürlich auf Kritik, und in vorderster Front findet
man Jürgen Klopp, der sich zurecht fragt, wie man denn nun konkret zwischen
einer Gelben und Blauen Karte unterscheiden solle. Das führe zu weiteren
Fehlern, prognostiziert er. Und außerdem habe dieses Ifab-Gremium seiner
Meinung nach noch nie etwas zustande gebracht: „Ich kann mich nicht an die
letzte fantastische Idee dieser Jungs erinnern – wenn sie überhaupt je eine
hatten.“
Dieser Einschätzung muss an dieser Stelle entschieden widersprochen werden,
denn sie ist häretisch und respektlos. Die Entscheidungen des Ifab sollten
ebenso wenig hinterfragt werden wie einst die Verfügungen des Robert Koch
Instituts oder regierungsnaher Wissenschaftler. Wer motzt oder dem Schiri
sonst wie dumm kommt, muss künftig halt runter. Fertig. Im Stadioneck
sollte er über seine moralischen Verfehlungen nachdenken und gegebenenfalls
auf einer Tafel 100-mal mit Kreide schreiben: Ich will mich bessern, das
kommt bestimmt nicht mehr vor.
Da das Ifab so eine moralisch hochstehende Organisation ist, sollte jede
Blaue-Karten-Entscheidung zusätzlich mit Videobeweis abgesichert werden.
Nur so wird der Fußball gerechter, transparenter, demokratischer, moderner
und inklusiver. Wir freuen uns schon darauf.
1 Mar 2024
## LINKS
[1] https://www.theifab.com/
[2] /Fifa/!t5008918
[3] /Neue-Ethik-Karte-im-Fussball/!5909037
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Fußballspiele
Schiedsrichter
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Frauen-Fußball-WM 2023
Fußball-EM der Frauen 2022
Uefa
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