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# taz.de -- Gegen großen Widerstand: Griechenland führt Homo-Ehe ein
> Das Parlament hat für die Homo-Ehe votiert. Griechenland wird erstes
> christlich-orthodoxes Land mit Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche
> Paare.
Bild: Szene aus Athen während der Gay Pride im Juni
Athen afp | Nach heftigen Diskussionen führt Griechenland die Homo-Ehe und
als erstes christlich-orthodoxes Land auch das Adoptionsrecht für
gleichgeschlechtliche Paare ein. Nach zweitägiger Debatte votierte das
Parlament in Athen am Donnerstag mit 176 Ja-Stimmen für die Reform, 76
Abgeordnete stimmten dagegen und zwei weitere enthielten sich. Der
konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte die Homo-Ehe gegen
den Widerstand der Kirche sowie aus den Reihen seiner eigenen Partei
vorangetrieben.
Mit den 176 Ja-Stimmen der 245 anwesenden Abgeordneten wurde die für die
Reform notwendige einfache Mehrheit klar erreicht. „Das ist ein Meilenstein
für die Menschenrechte“, erklärte Mitsotakis nach dem Parlamentsvotum im
Onlinedienst X. Die Entscheidung spiegele „das heutige Griechenland wider:
ein fortschrittliches und demokratisches Land, das leidenschaftlich an den
europäischen Werten festhält“.
Die Reform verbessere „das Leben von einigen unserer Mitbürger deutlich,
ohne den anderen etwas wegzunehmen“, betonte der Regierungschef. Nach der
Parlamentsabstimmung feierten Dutzende Menschen vor dem Parlamentsgebäude,
indem sie Regenbogenflaggen schwenkten. „Dies ist ein Tag der Freude“,
erklärte die Organisation Regenbogenfamilien Griechenland im
Online-Netzwerk Facebook.
Sobald das neue Gesetz in Kraft gesetzt wird, wird Griechenland zum ersten
christlich-orthodoxen Land, das die Adoption für gleichgeschlechtliche
Eltern legalisiert. Weltweit war dies bislang in 36 Ländern möglich,
darunter 16 EU-Staaten.
Mit Kruzifixen gegen die Reform
Mitsotakis hatte Anfang Januar angekündigt, den Gesetzesentwurf ins
Parlament einzubringen – ungeachtet des Widerstands der einflussreichen
griechisch-orthodoxen Kirche. Noch am Sonntag hatten in Athen etwa 4.000
Menschen mit Ikonen und Kruzifixen gegen die Reform demonstriert.
Die griechisch-orthodoxe Kirche machte vor dem Parlamentsvotum deutlich,
dass sie „vollkommen dagegen“ ist. Sie verurteilte, dass Kinder
gleichgeschlechtlicher Paare in einem „Umfeld der Verwirrung“ aufwüchsen.
Kirchenoberhaupt Erzbischof Hieronymos II. kritisierte die Reform als „neue
Realität, die nur den sozialen Zusammenhalt des Vaterlands korrumpieren
soll“.
Auch in Mitsotakis' Partei Nea Dimokratia gab es Kritik und Bedenken. Die
linke Oppositionspartei Syriza und andere kleinere Parteien unterstützten
die Reform jedoch.
Mitsotakis hatte die Reform nach seiner Wiederwahl für eine zweite
vierjährige Amtszeit im Juni versprochen. Unter der linksgerichteten
Syriza-Regierung hatte Griechenland 2015 als eines der letzten Länder in
der Europäischen Union [1][eingetragene Partnerschaften für
gleichgeschlechtliche Paare] eingeführt. Damit wurden Eigentums- und
Erbansprüche geregelt, aber kein Adoptionsrecht eingeräumt.
Weiter kein Recht auf künstliche Befruchtung
Seit 1946 ist es in Griechenland Einzelpersonen erlaubt, Kinder zu
adoptieren. Eine gleichberechtigte Adoption durch gleichgeschlechtliche
Paare war jedoch nicht vorgesehen.
In Fällen, in denen ein Partner oder eine Partnerin eines
gleichgeschlechtlichen Paares an der Zeugung des Kindes beteiligt war, war
bislang nur dieser oder diese erziehungsberechtigt. Nicht-leibliche
Elternteile durften daher etwa nicht mit entscheiden, welche medizinische
Behandlung ihre Kinder erhalten. Wenn das leibliche Elternteil starb,
konnte der Staat dem anderen Elternteil die Kinder wegnehmen.
Außerdem erbten Kinder nicht automatisch von ihren nicht-leiblichen
Elternteilen. Bei Kindern von schwulen Paaren musste bislang die leibliche
Mutter namentlich im Geburtsregister eingetragen werden. Auch nach
Inkrafttreten der Reform haben gleichgeschlechtliche Paare anders als
heterosexuelle Paare und alleinstehende Frauen weiterhin kein Recht auf
künstliche Befruchtung. Auch die Dienste einer Leihmutter dürfen sie nicht
für die Austragung ihrer Kinder in Anspruch nehmen.
16 Feb 2024
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