# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Vereinbarung rückt näher | |
> Die New York Times berichtet von Fortschritten bei Verhandlungen über | |
> eine Waffenruhe und die Freilassung von über hundert Hamas-Geiseln. | |
Bild: Jerusalem: Fotowand in der Nationalbibliothek von Menschen, die im Nahost… | |
## Fortschritte in Verhandlungen über Waffenruhe und Freilassung von | |
Hamas-Geiseln | |
In die Verhandlungen um eine Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung | |
von Geiseln aus der Gewalt der Hamas kommt offenbar Bewegung. Die „New York | |
Times“ berichtete am Samstag, dass sich Unterhändler unter Führung der USA | |
einer Vereinbarung näherten, welche die Freilassung von mehr als hundert | |
Hamas-Geiseln vorsehe. Im Gegenzug soll Israel demnach seinen | |
Militäreinsatz im Gazastreifen für rund zwei Monate aussetzen. | |
Wie die US-Zeitung unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter weiter | |
berichtete, soll der Entwurf für ein solches Abkommen am Sonntag in Paris | |
diskutiert werden. In der französischen Hauptstadt ist ein Treffen des | |
Chefs des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, mit seinen | |
israelischen und ägyptischen Kollegen sowie dem katarischen Regierungschef | |
Mohammed bin Abdelrahman al-Thani geplant, wie AFP aus Sicherheitskreisen | |
erfuhr. | |
Ende November waren im Zuge einer von Katar, Ägypten und den USA | |
vermittelten einwöchigen humanitären Feuerpause 105 Hamas-Geiseln im | |
Gegenzug für 240 in Israel inhaftierte Palästinenser freigekommen. Nach | |
Angaben der israelischen Behörden sind 132 Geiseln noch immer in der Gewalt | |
der Hamas, 28 von ihnen sollen tot sein. (afp) | |
## Guterres kündigt Konsequenzen für UNRWA-Mitarbeiter in Gaza an | |
Nach den schweren Vorwürfen gegen Beschäftigte des | |
UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA hat UN-Generalsekretär António Guterres | |
rasche Konsequenzen angekündigt. „Jeder UN-Mitarbeiter, der in Terrorakte | |
verwickelt ist, wird zur Rechenschaft gezogen werden, auch durch | |
strafrechtliche Verfolgung“, sagte er am Sonntagmorgen laut einer | |
Mitteilung der Vereinten Nationen. Eine Untersuchung durch das UN-Büro für | |
interne Aufsichtsdienste sei unverzüglich eingeleitet worden. | |
Von den zwölf Beschuldigten seien neun sofort identifiziert und entlassen | |
worden. Ein Mitarbeiter sei für tot erklärt worden, die Identität der | |
beiden anderen werde derzeit geklärt. Die Verdächtigen sollten auch | |
strafrechtlich verfolgt werden, „die verabscheuungswürdigen angeblichen | |
Handlungen dieser Mitarbeiter“ müssten Konsequenzen haben. | |
Guterres wies darauf hin, die derzeitige Finanzierung des UNRWA reiche | |
nicht aus, um die zwei Millionen Zivilisten im Gazastreifen im Februar zu | |
unterstützen. Er appellierte an die Staaten, die ihre Beiträge ausgesetzt | |
haben, die Kontinuität der Arbeit des UNRWA zu gewährleisten. Die | |
Zehntausenden Mitarbeiter sollten nicht bestraft werden. „Die dringenden | |
Bedürfnisse der verzweifelten Bevölkerungsgruppen, denen sie dienen, müssen | |
erfüllt werden.“ Guterres sagte, er sei selbst entsetzt über die | |
Anschuldigungen. (dpa) | |
## Deutschland setzt nach Verdacht gegen UNRWA-Mitarbeiter Unterstützung | |
für Hilfswerk aus | |
Nach anderen Geberländern hat auch Deutschland wegen des Verdachts der | |
Beteiligung von UN-Mitarbeitern am Großangriff der Hamas auf Israel seine | |
Unterstützung für das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) | |
vorerst ausgesetzt. Bis zum Ende der Aufklärung werde Deutschland temporär | |
keine neuen Mittel für UNRWA im Gazastreifen bewilligen, teilten | |
Auswärtiges Amt und Entwicklungsministerium (BMZ) am Samstag gemeinsam in | |
Berlin mit. Zuvor hatten zahlreiche Länder wie die USA und Großbritannien | |
ihre Zahlungen gestoppt, was UNRWA-Chef Philippe Lazzarini kritisierte. | |
In ihrer gemeinsamen Mitteilung hoben die Ministerien hervor, dass derzeit | |
ohnehin keine neuen Zusagen für das UN-Hilfswerk anstünden. Zudem betonten | |
sie, dass die Rolle des UNRWA „für die Grundversorgung der | |
palästinensischen Bevölkerung lebenswichtig“ sei. | |
Laut eigenen Angaben hatten Auswärtiges Amt und BMZ in der Zeit nach dem | |
Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober „mit über UNRWA abgewickelter | |
humanitärer Hilfe und aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit | |
überlebenswichtige Grundversorgungsmittel wie Wasser, Lebensmittel, | |
Notunterkünfte, Hygiene und Sanitäranlagen sowie medizinische Güter für die | |
Menschen im Gazastreifen sowie insbesondere auch für die in den Süden | |
geflüchteten Familien finanziert“. (afp) | |
## Israel belegt Beteiligung von UN-Hilfswerk Mitarbeitenden an | |
Hamas-Angriff am 7. Oktober | |
Die israelische Regierung hat dem UN-Hilfswerk Informationen vorgelegt, | |
wonach zwölf seiner Mitarbeiter in den brutalen Angriff der Hamas am 7. | |
Oktober verwickelt gewesen sein sollen. Laut UNRWA-Chef Philippe Lazzarini | |
wurden die Verträge der Betroffenen aufgekündigt und eine Untersuchung | |
eingeleitet. Als Konsequenz auf die Vorwürfe hatten Länder wie die USA, | |
Kanada, Australien, Großbritannien, Finnland und Italien schon am Freitag | |
angekündigt, ihre Hilfszahlungen auszusetzen. | |
UNRWA-Chef Lazzarini übte am Samstag scharfe Kritik an der Entscheidung der | |
Geberländer. „Es ist schockierend, dass die Mittel für das Hilfswerk als | |
Reaktion auf die Anschuldigungen gegen eine kleine Gruppe von Mitarbeitern | |
ausgesetzt wurden“, erklärte er. Das Leben von zwei Millionen Menschen im | |
Gazastreifen hänge von dieser Unterstützung ab, betonte er. Israel geht | |
auch das Aussetzen der Hilfszahlungen nicht weit genug. „Herr Lazzarini, | |
bitte treten Sie zurück“, schrieb der Außenminister des Landes, Israel | |
Katz, im Onlinedienst X, vormals Twitter. Bereits zuvor hatte er erklärt, | |
dass das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge im Gazastreifen | |
keine Zukunft haben werde. | |
Seine Regierung werde sicherstellen, dass die Einrichtung „kein Teil“ der | |
Lösung für eine Zeit nach dem Krieg in dem Palästinensergebiet sein werde, | |
erklärte Katz. Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid schrieb auf X, | |
dass die Zeit gekommen sei, um „eine Alternative zu schaffen, die nicht | |
Generationen von Palästinensern zum Hass erzieht“. (afp) | |
## Hamas-Gesundheitsbehörde: 165 Palästinenser im Gazastreifen getötet | |
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der von der | |
Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde binnen 24 Stunden mindestens 165 | |
Palästinenser getötet worden. Rund 290 weitere seien in dem Zeitraum | |
verletzt worden, hieß es am Sonntag in der Mitteilung. Damit sei die Zahl | |
der seit Beginn des Krieges am 7. Oktober getöteten Menschen in dem | |
Küstenstreifen auf mindestens 26.422 gestiegen. Mehr als 65.000 weitere | |
seien verletzt worden. Die Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig | |
überprüfen. | |
Nach Angaben eines Sprechers der Gesundheitsbehörde sind zahlreiche Tote | |
noch unter Trümmern begraben oder liegen auf den Straßen. Wegen der Kämpfe | |
könnten Rettungskräfte und der Zivilschutz häufig nicht zu ihnen gelangen. | |
(dpa) | |
## Kämpfe in Chan Junis – Israelisches Militär ruft Zivilbevölkerung zum | |
Verlassen der Region auf | |
Indes gehen die heftigen Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter. Vor allem im | |
Bereich von Chan Junis im Süden des Küstengebiets gab es nach Angaben der | |
israelischen Armee vom Sonntag erneut „intensive Gefechte“. In einer | |
Mitteilung hieß es unter anderem: „Die Truppen haben Terroristen | |
ausgeschaltet und große Mengen an Waffen gefunden.“ Angesichts massiver | |
israelischer Angriffe sind Tausende von Zivilisten aus dem Gebiet von Chan | |
Junis in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten geflüchtet. | |
Der israelische Militärsprecher veröffentlichte am Sonntag einen weiteren | |
Aufruf in arabischer Sprache. Darin wurden Einwohner von vier Vierteln in | |
Chan Junis erneut zur Flucht in eine designierte Region am Mittelmeer | |
aufgerufen. Außerdem nannte der Militärsprecher drei jeweils vierstündige | |
Zeitfenster am Sonntag, Montag und Dienstag. Taktische Kampfpausen in der | |
Zeit sollten Menschen in Rafah ermöglichen, sich mit Proviant einzudecken. | |
Hilfsorganisationen warnen immer wieder vor einer Hungersnot in dem | |
blockierten Gebiet. Die israelische Armee teilte zudem mit, Truppen hätten | |
im Norden des Gazastreifens „einen Terror-Tunnel entdeckt und zerstört, | |
Terroristen ausgeschaltet und Waffen in dem Gebiet gefunden“. (dpa) | |
## Vermutlich Großteil des Hamas-Tunnelsystems intakt | |
Nach Informationen der Zeitung „Wall Street Journal“ sind drei Monate nach | |
Beginn der israelischen Bodenoffensive vermutlich noch bis zu 80 Prozent | |
der unterirdischen Tunnel im Gazastreifen intakt. Das Tunnelnetzwerk sei | |
laut Schätzungen mehr als 480 Kilometer lang – etwa die Hälfte der New | |
Yorker U-Bahn. Repräsentanten Israels und der USA gingen nach Angaben des | |
Blatts davon aus, dass nur 20 bis 40 Prozent der Tunnel beschädigt oder | |
nicht mehr funktionsfähig seien. | |
Israel habe bei den Einsätzen gegen das Tunnelsystem, das der Hamas als | |
Versteck und Kampfbasis dient, verschiedene Methoden eingesetzt, schrieb | |
die Zeitung. Dazu gehörten Luftangriffe, flüssiger Sprengstoff sowie das | |
Fluten mit Meerwasser. In diesem Monat sei auch im Bereich von Chan Junis | |
im Süden des Gazastreifens Wasser aus Israel eingesetzt worden. In einigen | |
Fällen hätten jedoch unterirdische Wände oder andere Barrieren den Fluß des | |
Wassers gestoppt. Insgesamt sei die Methode „nicht so effektiv gewesen, wie | |
israelische Repräsentanten dies gehofft hatten“. Kritiker hatten vor | |
gefährlichen Umweltschäden durch das Fluten gewarnt. | |
In den Tunneln werden auch mehr als 130 Geiseln vermutet, die noch im | |
Gazastreifen festgehalten werden. Der militärische Hamas-Arm warnte die | |
Geiselfamilien am Samstag, sie müssten sich auf den Tod ihrer Angehörigen | |
durch Bombardements einstellen, sollte der Krieg weitergehen. (dpa) | |
## Auschwitz-Überlebende entsetzt über Angriffe auf Israel | |
Bei der Gedenkfeier zum 79. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen | |
Konzentrationslagers Auschwitz hat eine Überlebende ihr Entsetzen über die | |
Massaker der Hamas und anderer terroristischer Gruppen am 7. Oktober in | |
Israel geäußert. „Es fallen die Söhne und Töchter der wenigen geretteten | |
Holocaust-Überlebenden, nachdem sie ein neues Leben begonnen, eine neues | |
Heimat in Israel gefunden haben“, sagte die 94-jährige Halina Birenbaum in | |
der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers. | |
Erneut gebe es in europäischen Ländern wie Italien und Frankreich | |
Demonstrationen gegen Juden und den jüdischen Staat. „Für mich ist das eine | |
Verlängerung von Auschwitz“, sagte Birenbaum. | |
Gedenkstättendirektor Piotr Cywinski ging auf die beunruhigende Entwicklung | |
in der Ukraine und in Nahost ein. „Wir glaubten an eine gerechtere, | |
freundlichere und menschlichere Welt.“ Heute stehe man jedoch an einem | |
Wendepunkt der Geschichte. „Heute greifen die einen Befreier die anderen | |
an. Sie vergewaltigen und morden. Und in Israel, in der Welt der | |
Überlebenden der Shoah, ist Frieden nicht einmal am Horizont zu sehen.“ | |
Europa aber habe es versäumt, seine Anstrengungen zu vereinen und sich vor | |
der Rückkehr von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu | |
schützen. | |
Die Gedenkfeier, an der nach Angaben der Veranstalter auch rund 20 | |
Überlebende teilnahmen, befasste sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit | |
Porträts von Häftlingen des Lagers. Die dort entstandenen Zeichnungen | |
stehen symbolisch für den individuellen Menschen, hieß es dazu in einer | |
Mitteilung der Gedenkstätte. Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für | |
den Holocaust und Inbegriff des Bösen weltweit ins Bewusstsein eingebrannt. | |
Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen | |
um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Schoah etwa | |
sechs Millionen Juden. (dpa) | |
28 Jan 2024 | |
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