| # taz.de -- Urteil zu Brandanschlag auf Synagoge: Ein Zeichen gegen Judenhass | |
| > Nach einem Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge wurde ein 47-jähriger | |
| > verurteilt. Der Richter geht von einem antisemitischen Motiv aus. | |
| Bild: Dem Angeklagten werden im Landgericht Ulm die Handschellen abgenommen | |
| Der Sachschaden war überschaubar, aber die Schockwirkung des Anschlags | |
| nicht zu unterschätzen. Im Sommer 2021 hatte ein Mann versucht, die Ulmer | |
| Synagoge mit Benzin zu entzünden. Jetzt hat das Landgericht Ulm ein | |
| deutliches Urteil gefällt: Zwei Jahre und neun Monate muss der 47-jährige | |
| Mann, der die Tat gestanden hat, ins Gefängnis. Wegen [1][schwerer | |
| Brandstiftung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung]. | |
| Überwachungskameras zeigen, wie ein Mann mit Kapuze und weißen Turnschuhen | |
| einen Blech-Kanister mit Benzin an der Südwand der Synagoge ausschüttet und | |
| entzündet. Das Gebäude geriet dabei nicht in Brand. Ein Polizist konnte die | |
| Flammen mit einem Feuerlöscher löschen. Allerdings entstanden Brandflecken | |
| und ein Fenster wurde durch Ruß verschmutzt. Der Sachschaden betrug mehrere | |
| tausend Euro. | |
| Der Rabbiner der [2][Ulmer Synagoge], Shneur Trebnik, hatte vor Gericht | |
| über den weitaus größeren Schaden gesprochen: die Angst und Verunsicherung, | |
| die der Anschlag in der Gemeinde ausgelöst hatte. | |
| Nach dem Anschlag hatte die Polizei Bilder der Überwachungskamera | |
| veröffentlicht, woraufhin die Ermittler viele Hinweise aus der Bevölkerung | |
| erhalten hatten. Bis sie den mutmaßlichen Täter festnehmen konnten, | |
| vergingen dennoch Monate. | |
| ## Kein Zweifel an Schuldfähigkeit | |
| Der zuvor in Ulm lebende Mann, den sie ermittelt hatten, war in die Türkei | |
| ausgereist. Und die lehnt die Auslieferung von eigenen Staatsangehörigen | |
| ab. So musste die Staatsanwaltschaft mit einer Festnahme warten, bis der | |
| Mann im Juli vergangenen Jahres wieder nach Deutschland kam. Noch am | |
| Flughafen Stuttgart wurde er festgenommen. | |
| Das Gericht hatte nach Aussagen von Freunden und Angehörigen über den | |
| psychischen Zustand des Mannes ein Gutachten erstellen lassen. Dieses lässt | |
| keine Zweifel an der Schuldfähigkeit des Mannes. Laut Gutachten habe er mit | |
| der Tat ein Zeichen setzen wollen. Er habe sich viele Gedanken darüber | |
| gemacht, wie die Palästinenser, vor allem die Kinder, unter der Situation | |
| in Israel leiden. Das Feuer habe zeigen sollen, wie schnell „so etwas“ | |
| passieren könne. Aber jemandem schaden hätte er nicht gewollt. | |
| Später im Verfahren hatte er versucht, sich zu entschuldigen, und | |
| behauptet, nicht gewusst zu haben, dass es sich bei dem Gebäude um eine | |
| Synagoge handelt. Eine Einlassung, der weder Gericht noch | |
| Staatsanwaltschaft Glauben schenkte. | |
| Die Verteidigung hatte für eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen plädiert. | |
| Der Angeklagte sei freiwillig nach Deutschland zurückgekehrt, obwohl er | |
| wusste, was ihm vorgeworfen wird. Auch seien die Ermittler bei der | |
| Durchsuchung seiner Wohnung in Ulm auf keine weiteren Hinweise einer | |
| antisemitischen Einstellung gestoßen. | |
| Das Gericht folgte mit seinem Strafmaß dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft. | |
| Der Vorsitzende Richter Wolfgang Tresenreiter sagte, bei der | |
| Urteilsbegründung: „Es war eine antisemitisch motivierte Tat.“ Das Urteil | |
| sei auch als [3][Zeichen gegen Antisemitismus und Judenhass in Deutschland] | |
| zu verstehen. | |
| 16 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Benno Stieber | |
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