# taz.de -- Nachruf auf DDR-Dopingmediziner: Das Erbe von IM „Technik“ | |
> Wie erst jetzt bekannt wurde: DDR-Chefdoper Manfred Höppner ist im Alter | |
> von 89 Jahren im Oktober 2023 in Grünheide verstorben. | |
Bild: Im Getümmel: Manfred Höppner (3.v.l.) im Jahr 2000 vor dem Berliner Lan… | |
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der langjährige Vizechef des | |
Sportmedizinischen Dienstes der DDR (von 1967 bis 1990) und | |
Mitverantwortliche für das Minderjährigendoping im Leistungssport, Manfred | |
Höppner, am 20. Oktober 2023 im Alter von 89 Jahren verstorben. Höppner, | |
1934 in Weinböhla bei Meißen in Sachsen geboren, hatte nach dem Abitur von | |
1953 bis 1958 an der Karl-Marx-Universität in Leipzig Medizin studiert. Er | |
war von 1964 bis 1978 Verbandsarzt des DDR-Leichtathletikverbandes. Von | |
1970 bis 1991 wirkte er auch als Mitglied des Medizinischen Komitees des | |
Welt-Leichtathletikverbandes. | |
Zudem war der SED-Kader viele Jahre als Inoffizieller Mitarbeiter unter dem | |
Decknamen [1][IM „Technik“ für das Ministerium für Staatssicherheit täti… | |
In Höppners umfangreicher Stasiakte sind mehrere Fälle dokumentiert, die | |
irreversible Gesundheitsschäden und Frühinvalidisierungen durch die Gabe | |
verbotener leistungssteigernder Substanzen belegen. | |
Bereits im Jahr 1991 hatte der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke | |
(1940 bis 2022) Strafanzeige gegen [2][die Täter des kriminellen | |
DDR-Staatsdopings] gestellt. Trotz der damals in der Medizin bekannten | |
Gesundheitsrisiken hatten minderjährige DDR-Sportlerinnen unter Höppners | |
Leitung ohne ihr Wissen männliche Sexualhormone, wie das Anabolikum | |
„Oral-Turinabol“ erhalten. Es kam zu schweren körperlichen Folgeschäden. | |
## Beihilfe zur Körperverletzung | |
Nach dem Mauerfall hatte der umtriebige Höppner früher streng geheime | |
Doping-Dokumente an das Hamburger Magazin Stern verkauft. Am 18. Juli 2000 | |
wurde Höppner vom Landgericht Berlin für seine zentrale Verantwortung als | |
Mediziner im DDR-Dopingsystem rechtskräftig wegen Beihilfe zur | |
Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung | |
verurteilt. Der einstige DDR-Sportchef Manfred Ewald (1926 bis 2002) | |
erhielt 22 Monate Haft auf Bewährung. | |
Noch im Sommer 2017 hatte Höppner, der zuletzt in der brandenburgischen | |
Gemeinde Grünheide nahe Berlin lebte, rückblickend erklärt, er habe während | |
des damaligen Verfahrens in den 1990er Jahren mit der Zentralen | |
Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (Zerv) bei | |
der Aufklärung des Staatsdopings kooperiert. Ein Kripo-Beamter sagte damals | |
dem Tagesspiegel, [3][Höppner habe „total die Hosen heruntergelassen“.] | |
Nichtsdestotrotz bezeichnete er das gegen ihn im Jahr 2000 ergangene Urteil | |
als „Siegerjustiz“, und im Westen sei das Doping ohnehin viel schlimmer | |
gewesen. | |
Durchaus bezeichnend ist zudem, dass in der auch online zugänglichen | |
Datenbank [4][„Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher | |
Biographien“] der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | |
ausgerechnet der DDR-Propagandist Volker Kluge (IM „Frank“), langjähriger | |
Sportchef des FDJ-Zentralorgans Junge Welt sowie von 1982 bis 1990 Mitglied | |
des Präsidiums und Pressechef des Nationalen Olympischen Komitees der DDR, | |
auch die Biografie von Manfred Höppner verfasst hat. | |
1 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bpb.de/themen/deutsche-teilung/stasi/219625/staatsplan-sieg-die… | |
[2] /!1173971/ | |
[3] https://www.tagesspiegel.de/sport/ausgerechnet-chef-doper-manfred-hoppner-w… | |
[4] https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanke… | |
## AUTOREN | |
Thomas Purschke | |
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