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# taz.de -- Südtirols Kampf gegen Hundekot: Kack-Knöllchen per DNA
> In Südtirol werden Hundehalter:innen, die die Häufchen ihrer Hunde nicht
> beseitigen, neuerdings zur Kasse gebeten – mit DNA-Test und nicht zu
> knapp.
Bild: Ach du Kacke! Bleibt die da liegen, gibt das eine saftige Rechnung
Scheiße, schon wieder reingetreten. Vor den ekligen Hinterlassenschaften
des angeblich besten Freunds des Menschen hatte uns ja nicht mal der Schnee
bewahrt, ganz im Gegenteil: tückisch, so eine weiße, Reinheit
signalisierende Decke. Wenigstens stinkt es aber weniger, ist das Häufchen
weniger matschig.
Nun ist der Schnee aber vielerorts erst mal weg, und mit dem Tauwetter wird
die Frage umso dringender: Wie lässt sich der Fäkalien Herr werden, wenn
Herrchen und Frauchen sich nicht um ihre Entsorgung kümmern, obwohl sie das
doch müssten?
Vielleicht ist ihnen die Idee ja beim abendlichen
CSI-Dingenskirchen-Schauen gekommen. Auf, Pardon, ganz heißen
Kriminaltechnik-Scheiß jedenfalls wollen nun die Behörden in mehreren
Südtiroler Kommunen setzen. Per DNA-Abgleich sollen die vierbeinigen
Verursacher der Verunreinigung ausfindig gemacht werden, und ihre
Halter:innen dann belangt.
## Genetischer Pfotenabdruck
Seit Jahresanfang bereits müssen in der nördlichsten Provinz Italiens
Hundebesitzer:innen die DNA der Tiere registrieren lassen. Mitte
Januar hatten schon rund 5.000 von insgesamt 40.000 Hunden ihren
genetischen Pfotenabdruck hinterlassen, das berichteten nun [1][auch
deutsche Medien].
Die Verantwortlichen da in Bozen, Brixen und Meran – alles prima
Welpennamen – mögen nun beim Vollzug des Vorhabens schnell sein. Aber die
ersten mit solchen Ideen sind sie nicht: Auch in etlichen Amtsstuben
hierzulande hat man sich schon solche Gedanken gemacht, zuletzt in
Weilerswist bei Bonn, das war im vergangenen Sommer.
Schon 2017 war man im hessischen Lohra auf die Idee mit dem Gennachweis
gekommen. Noch mal früher, nämlich im Herbst 2010, teilte eine
Hundehalterin in Schwerin mit, die Polizei habe gedroht:
Jack-Russell-Terrier „Jacky“ müsse „wegen Hundehaufen zum DNA-Test“.
([2][Die beschuldigte Polizeidirektion bestritt das], aber warum soll sie
nicht auch mal erleben, wie das ist?)
## Eingriff in Grundrechte
Apropos Mecklenburg-Vorpommern: 2021 sah sich [3][der dortige
Landesdatenschutzbeauftragte] aufgerufen, einer (vermutlich aus
Datenschutzgründen) nicht näher benannten Gemeinde ihre Ahndungs-Pläne zu
verhageln. Die dort „angedachte Anlage einer Hunde-Gen-Datenbank“ sei ein
unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff, immerhin sollte dadurch ja nur
eine „unterschwellige Ordnungswidrigkeit“ bekämpft werden.
Denn so ärgerlich er ist, der Tritt in so eine braune Bombe, so
problematisch allzu viele herumliegende und in den Boden gelangende
Fäkalien sind: Ein schwerwiegendes Verbrechen sind sie auch wieder nicht,
anders als es ein Eingriff in Grundrechte wäre, könnte man finden.
Nun mögen in Südtirol weniger strenge Datenschutzvorstellungen herrschen
als im deutschen Nordosten, wer weiß. Aber wie zur Sicherheit begründen die
Verantwortlichen ihre DNA-Neugier nicht ausschließlich mit den herrenlosen
Häufchen. Nein, die Datenbank solle auch dazu dienen, etwa bei
Verkehrsunfällen mit Hundebeteiligung oder Beißattacken auf Nutztiere die
Aufklärung zu erleichtern.
Gleichwohl: Schon für nicht entsorgte Hundehinterlassenschaften drohen
norditalienischen Halter:innen jetzt bis zu 1.048 Euro Geldstrafe. Das
ist ja durchaus ein ordentliches Häufchen Geld.
27 Jan 2024
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/panorama/suedtirol-hundebesitzer-muessen-dna-ihrer-v…
[2] https://www.svz.de/deutschland-welt/mecklenburg-vorpommern/artikel/hund-jac…
[3] https://www.zaftda.de/tb-bundeslaender/mecklenburg-vorpommern/landesdatensc…
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
wochentaz
Hundekot
Südtirol
DNA
Die Wahrheit
Theater
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