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# taz.de -- Nahid Taghavi aus Haft entlassen: Zuckerbrot und Peitsche
> Nahid Taghavi ist aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen worden.
> Mit der Entlassung der Deutschen will der Iran Deutschland milde stimmen.
Bild: Berlin, 16. Oktober 2023: Mariam Claren am Jahrestag der Inhaftierung ihr…
Die deutsche Staatsbürgerin Nahid Taghavi wurde vorübergehend aus
iranischer Haft entlassen. Die 69-Jährige wurde im Oktober 2020 während
einer Reise in ihrer Heimat von der Revolutionsgarde festgenommen, [1][200
Tage in Isolationshaft psychisch gefoltert] und schließlich in einem
Scheinprozess vom Richter Iman Afshari zu zehn Jahren und acht Monaten Haft
verurteilt.
Dass sie nun in einen Hafturlaub entlassen wurde, lässt kurz aufatmen.
Taghavi benötigt dringend medizinische Behandlung. Im Juni 2023 schlug ihre
Mitinsassin und aktuelle [2][Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi]
in einem Brief aus dem Evin-Gefängnis Alarm. „Sie kann kaum noch aus dem
Bett steigen“, schilderte Mohammadi den Gesundheitszustand Taghavis. „Der
Schmerz ist so stark, dass man ihn klar auf ihrem Gesicht sehen kann.“
Die gelernte Architektin hat durch die Monate der Isolationshaft massive
gesundheitliche Beschwerden davon getragen, wie beispielsweise Diabetes,
Bluthochdruck und Probleme an der Halsbandscheibe. Eine angemessene
Behandlung wurde ihr in Haft verweigert.
Der Hafturlaub bietet ihr in der Theorie die Möglichkeit, sich angemessen
behandeln zu lassen. Doch die elektronische Fußfessel, die ihr aufgezwungen
ist, lässt lediglich Bewegung in einem Umkreis von 1.000 Metern zu. Ihre
Behandlung wird also nur mit großem Aufwand und zusätzlichem Stress möglich
sein.
Die Bundesregierung sollte sich den vorübergehenden Hafturlaub nicht zu
sehr auf die eigene Karte schreiben. Ohne den massiven öffentlichen Druck
Taghavis Tochter Mariam Claren in Deutschland wäre dies wohl nicht möglich
gewesen. Die Entlassung Taghavis ist zudem eine politische Entscheidung des
Regimes in [3][Iran]. Täglich werden Gefangene derzeit hingerichtet, zum
großen Teil mit absurden und nicht nachweisbaren Anschuldigungen. Auch der
deutsche Staatsbürger Jamshid Sharmahd sitzt nach wie vor in einer
Todeszelle und könnte jeden Moment hingerichtet werden.
Mit seinem Zuckerbrot-und-Peitsche-Spiel möchte das Regime die deutsche
Bundesregierung milde stimmen. Was es braucht, sind ernsthafte Bemühungen
der Bundesregierung, die Freilassung aller Geiseln zu erwirken.
10 Jan 2024
## LINKS
[1] /Weisse-Folter-in-iranischem-Gefaengnis/!5915486
[2] /Iranische-Friedensnobelpreistraegerin/!5975953
[3] /Kurzsichtige-Medienberichte-ueber-Iran/!5982249
## AUTOREN
Daniela Sepehri
## TAGS
Proteste in Iran
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Menschenrechte
Diplomatie
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