# taz.de -- Hilfe für Gazastreifen: Seebrücke nach Gaza steht | |
> Von Zypern aus sind erstmals Hilfsgüter per Schiff in der Region | |
> angekommen. Zuvor hatte Israel dem humanitären Hilfskorridor zugestimmt. | |
Bild: Rafah am 2. Januar: Hier werden wieder Impfstoffe ausgegeben | |
NIKOSIA taz | Während [1][die humanitäre Not im Gazastreifen weiter groß | |
ist], gibt es Hoffnung für eine bessere Versorgungslage der dort lebenden | |
Menschen: In Ägypten sind am Dienstag erstmals Hilfsgüter per Schiff von | |
Zypern aus für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen angeliefert worden. Das | |
teilte die zypriotische Regierung in Nikosia mit. | |
Die Hilfsgüter sollen in Abstimmung mit dem Ägyptischen Roten Halbmond zum | |
Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens gebracht werden. Bei dem | |
Schiff handelte es sich um die „RFA Lyme Bay“, ein Docklandungsschiff der | |
britischen Marine, das vom zyprischen Hafen Larnaka aus in See gestochen | |
war. Die britische Botschaft in Zypern teilte mit, an Bord seien rund 90 | |
Tonnen Hilfsmaterial, darunter Thermodecken und Zelte sowie 10 Tonnen | |
Medikamente gewesen. | |
Israel hatte in der vergangenen Woche einem Plan Zyperns zugestimmt, wonach | |
die seit 2007 aufgrund der Machtübernahme der Hamas von Israel verhängte | |
Seeblockade des Gazastreifens für Hilfslieferungen gelockert wird. Diese | |
Lieferungen könnten „sofort“ beginnen, sagte der israelische Außenminister | |
Eli Cohen am Sonntag. | |
Eine Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass Gaza über keinen | |
Tiefseehafen verfügt, wo größere Schiffe entladen werden können. Deshalb | |
sollen spezielle Schiffe das Material direkt an der Küste abladen. | |
Großbritannien, Frankreich, Griechenland und die Niederlande verfügten über | |
solche Schiffe, sagte Cohen. Er lehnte es zugleich ab, Lieferungen über den | |
südisraelischen Hafen von Aschdod zuzustimmen. „Wir befürworten eine | |
Loslösung mit Sicherheitskontrollen“, sagte er. | |
Ein humanitärer Korridor war von Zypern bereits im Oktober vorgeschlagen | |
worden. Auch die EU, der Zypern seit 2004 angehört, unterstützt das | |
Vorhaben. Griechenland und weitere Staaten erklärten sich bereit, die | |
Transporte zu unterstützen. „Griechenland ist bereit, wenn alle technischen | |
Probleme überwunden sind, dazu beizutragen“, sagte etwa der griechische | |
Regierungschef Kyriakos Mitsotakis im November nach einem Treffen mit dem | |
zypriotischen Präsidenten Nikos Christodoulidis. | |
## Rund 400 Kilometer Luftlinie von Gaza entfernt | |
Die bisherige Hilfe für Gaza, die aktuell nur über die beiden | |
Grenzübergänge Kerem Schalom von Israel und Rafah von Ägypten per Lkw in | |
das Palästinensergebiet gelangt, gilt als bei Weitem nicht ausreichend. Die | |
Zahl der Lieferungen ist gegenüber denen vor Kriegsbeginn deutlich | |
zurückgegangen. Es mangelt an Wasser, Nahrungsmitteln, Treibstoff und | |
Medikamenten. Zudem wird berichtet, dass sich Hamas-Angehörige bevorzugt | |
aus den Lieferungen bedienen. Schließlich wurde zuletzt zunehmend beklagt, | |
dass [2][viele der vertriebenen Palästinenser gar nicht an die Hilfen | |
gelangen würden]. | |
Mitte vergangenen Monats war bereits ein Transportschiff der britischen | |
Marine mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung Gazas von Zypern aus in See | |
gestochen. Ziel war damals ein nicht genannter israelischer Hafen. Die von | |
weiteren britischen Marineeinheiten begleitete „Lyme Bay“ hatte rund 90 | |
Tonnen Material geladen – eine eher symbolische und sehr bescheidene Menge. | |
Die Fahrt galt als Test für die Etablierung eines Hilfskorridors. | |
Zypern liegt nur rund 400 Kilometer Luftlinie vom Gazastreifen entfernt und | |
unterhält traditionell gute Beziehungen sowohl zu Israel als auch zu | |
arabischen Nachbarstaaten. Über die Mittelmeerinsel waren nach dem Angriff | |
der terroristischen Hamas auf Israel viele ausländische Staatsbürger aus | |
Israel mit Schiffen und Flugzeugen evakuiert worden. In den ersten Wochen | |
nach dem Massaker vom 7. Oktober flüchteten aus Sorge vor der Gewalt auch | |
viele Israelis auf die Insel. | |
In der Hafenstadt Larnaka sind auch Soldaten und Emissäre aus Europa und | |
Nordamerika sowie Australien stationiert, die für den Fall einer weiteren | |
Eskalation des Nahostkonflikts eine Evakuierung ihrer Staatsbürger in die | |
Wege leiten sollen. Auch die Bundeswehr ist vor Ort vertreten. | |
2 Jan 2024 | |
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[1] /Humanitaere-Lage-im-Gazastreifen/!5977756 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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