# taz.de -- Hochschulkooperationen mit China: DAAD warnt Unis vor Naivität | |
> Hochschulen sollen sich besser auf Kooperationen mit China vorbereiten | |
> und Risiken identifizieren, rät der Deutsche Akademische Austauschdienst | |
> (DAAD). | |
Bild: Der Staatspräsident der Volksrepublik China, Xi Jinping, neben einer Bü… | |
Berlin taz | Deutsche Hochschulen sollten erst nach gründlicher Prüfung | |
Kooperationen mit chinesischen Partnern eingehen. Dazu rät der Deutsche | |
Akademische Austauschdienst (DAAD) [1][in einem Empfehlungspapier], das er | |
am Montag veröffentlicht hat. Wörtlich heißt es darin: „Die deutsche | |
Wissenschaft […] muss Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten und aktiv | |
gestalten sowie zugleich Risiken der Kooperation identifizieren, die | |
Bedingungen von Zusammenarbeit aushandeln und Grenzen der Kooperation | |
festlegen“. | |
Dazu formuliert der DAAD drei Leitlinien, an die sich die Hochschulen | |
orientieren können: Erstens: Eigene Ziele definieren. Zweitens: Mögliche | |
Gefahren – Wirtschaftsspionage oder militärische Nutzung von | |
Forschungsergebnissen – abwägen. 3. China-Expertise auf- oder ausbauen. | |
Mit den Empfehlungen reagiert der DAAD auf die [2][neue China-Strategie der | |
Bundesregierung], die das Kabinett im Juli 2023 beschlossen hat. Darin | |
bezeichnet die Ampel-Koalition China als „Partner, Wettbewerber und | |
systemischer Rivale“ und warnt vor dem wachsenden Einfluss Pekings auf | |
Wissenschaft und Forschung. Von Hochschulkooperation mit China fordert sie, | |
dass sie „unter Achtung des verfassungsrechtlich verbürgten Grundsatzes der | |
Freiheit der Wissenschaft und der damit verbundenen Verantwortung“ | |
gestaltet werden. | |
Heißt: Wenn die Freiheit von Forschung und Lehre bedroht ist oder unerlaubt | |
Wissen oder Technologien abgezogen wird, müssen deutsche Unis einschreiten. | |
Dass das nicht immer leicht ist, räumt auch DAAD-Präsident Joybrato | |
Mukherjee ein. Schließlich habe sich China zu einer erfolgreichen | |
Wissenschaftsnation entwickelt und sei in einigen Bereichen inzwischen | |
führend. Das ist für deutsche Wissenschaftler:innen sehr attraktiv. | |
## Kritik an Konfuzius-Instituten | |
Gleichzeitig sei die Volksrepublik ein herausfordernder Partner in der | |
Außenwissenschaftspolitik, so der DAAD-Präsident: „Die akademische | |
Kooperation mit China muss dieser differenzierten Neubewertung Rechnung | |
tragen“, fordert Mukherjee mit Blick auf die neuen Leitlinien. | |
Wie unterschiedlich deutsche Hochschulen bislang mit dem gestiegenen | |
Einfluss Pekings auf Forschung und Lehre auch in Deutschland umgehen, zeigt | |
exemplarisch [3][der Umgang mit den aktuell 19 Konfuzius-Instituten im | |
Land]. Sie sind meist an einer deutschen Hochschule angesiedelt, | |
unterstehen aber direkt dem chinesischen Bildungsministerium. In der | |
Vergangenheit haben Konfuzius-Institute an verschiedenen Standorten | |
versucht, unliebsame Veranstaltungen ihrer Partnerunis zu verhindern. Nicht | |
in allen Fällen hatte das Folgen für die Zusammenarbeit. | |
Sehr unterschiedlich agieren die Hochschulen auch bei chinesischen | |
Forscher:innen, die eine Art Treueschwur gegenüber der chinesischen Führung | |
abgegeben haben. So müssen Doktorand:innen, die über das Chinese | |
Scholarship Council (CSC) gefördert werden, per Vertrag zusichern, | |
regelmäßigen Kontakt mit einer chinesischen Botschaft zu halten und nicht | |
gegen die Interessen und die Sicherheit ihres Heimatlandes zu handeln. | |
[4][Vor kurzem kam heraus], dass sich auch Wissenschaftler:innen der | |
Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) loyal der chinesischen | |
Führung gegenüber erklären müssen. | |
Wie wichtig China für die deutsche Forschungslandschaft ist, zeigt ein | |
Blick in die Statistik. Bei den ausländischen Promovierenden (gut 7.000 im | |
Jahr 2022) und Wissenschaftler:innen (fast 4.000) liegt China auf | |
Platz eins beziehungsweise Platz drei (hinter Indien und Italien). Bei den | |
ausländischen Studierenden mit rund 39.000 bilden Chines:innen knapp | |
hinter Indien die zweitgrößte Gruppe. | |
15 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://static.daad.de/media/daad_de/der-daad/kommunikation-publikationen/p… | |
[2] /China-Strategie-der-Bundesregierung/!5943798 | |
[3] /Chinastrategie-der-Bundesregierung/!5948408 | |
[4] /Verhaltenskodex-fuer-die-Wissenschaft/!5959751 | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
## TAGS | |
China | |
Hochschule | |
Wissenschaft | |
Austausch | |
Ampel-Koalition | |
Ampel-Koalition | |
China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
China-Strategie der Bundesregierung: Vorsicht bei Konfuzius | |
Die Ampel-Koalition warnt deutsche Hochschulen vor chinesischer | |
Einflussnahme. Kooperationen mit Konfuzius-Instituten müssten auf den | |
Prüfstand. | |
Chinastrategie der Bundesregierung: Kulturaustausch und Propaganda | |
Einige Länder haben die chinesischen Konfuzius-Institute verboten. An | |
deutschen Universitäten sind sie angedockt – und erhalten Steuergelder. | |
Streit um chinesische Zensur: Chinas Arm in Hannover | |
Nach der Absage einer Lesung am Konfuzius-Institut Hannover mehrt sich | |
Kritik: China habe Zensur geübt. Die Uni erwägt eine Ende der Kooperation. |