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# taz.de -- Entlassungen bei „Frankfurter Rundschau“: Ein Kompromiss
> Die „Frankfurter Rundschau“ hatte nach einem Streik drei JournalistInnen
> entlassen, zwei klagten. Nun gab es eine außergerichtliche Einigung.
Bild: Hessischer Streik- und Aktionstag im Handel und Solidarität mit Gekündi…
Frankfurt taz | Die mit Spannung erwartete Verhandlung über die
Kündigungsschutzklage der Journalistin Yağmur Ekim Çay gegen die
[1][Frankfurter Rundschau] ist abgesagt. Die Entscheidung sei ihr sehr
schwer gefallen, doch angesichts ihrer angeschlagenen Gesundheit habe sie
einer Vereinbarung zugestimmt, die ihr etwas Luft verschaffe, erklärte die
geschasste Redakteurin der taz zum außergerichtlichen Vergleich.
Die 29-Jährige laboriert an den Verletzungen, die sie sich am 28. Dezember
bei einem Unfall zugezogen hatte. Sie war von einer U-Bahn seitlich erfasst
und dadurch erheblich verletzt worden. Die FR zahlt ihr nun immerhin das
Gehalt bis zum 31. März, für die Jobsuche ist sie freigestellt.
Die Gewerkschaft Verdi, die ihre Klage vor dem Arbeitsgericht Frankfurt
unterstützt hatte, bleibt auch nach dem Vergleich bei ihrer Lesart der
Kündigungen von Çay und zwei weiteren jungen KollegInnen. Die
FR-Verlagsleitung habe mit den Kündigungen der NachwuchsjournalistInnen die
Belegschaft für den Streik am 1. Dezember letzten Jahres abgestraft.
„[2][Mit Methoden des Union Bustings], der Bekämpfung und Unterdrückung von
Gewerkschaften, soll gewerkschaftliches Handeln im Keim erstickt werden“,
heißt es in der Erklärung von Verdi.
## Bauer, der vom Schachbrett geschoben wird
Die nun abgesetzte Gerichtsverhandlung hätte deshalb interessant werden
können. Verlag und Gewerkschaft bewerten die Kündigungen nach wie vor
höchst unterschiedlich. Wenige Tage nachdem die halbe Redaktion für einen
Tarifvertrag sowie gleiche Löhne und Arbeitsbedingungen gestreikt hatte,
eröffnete Geschäftsführer Dr. Max Rempel den drei betroffenen KollegInnen,
dass sie ihren Job verlieren.
„Die angekündigten Kündigungen stehen nicht im Zusammenhang mit dem Streik,
sondern hängen mit der Einstellung der redaktionellen Betreuung unrentabler
Produkte zusammen“, versicherte Rempel damals der taz. Doch die von der
Kündigung Betroffenen und Verdi halten diese Begründung für vorgeschoben.
Es sei schon „sehr auffällig“, wenn wenige Tage nach dem Streik drei
NachwuchsjournalistInnen gekündigt würde, formulierte Maxi Arnhold, einer
der drei, damals auf seinem Instagram-Kanal; obwohl sie selbst am Streik
gar nicht teilgenommen hätten, seien sie wohl deshalb ausgewählt worden,
weil das in der Probezeit leicht möglich gewesen sei, vermutete Arnhold und
merkte bitter an: „Man fühlt sich wie ein Bauer, der vom Schachbrett
geschoben wird, als Verfügungsmasse.“ Arnhold ist nach einer
außergerichtlichen Vereinbarung bei der FR bereits ausgeschieden und
arbeitet als freier Journalist.
## Keine Tarifverträge
Die Frankfurter Rundschau gehört mehrheitlich zum Imperium um den
Patriarchen [3][Dirk Ippen] (83) und damit zur fünftgrößten Zeitungsgruppe
in Deutschland. Unter Ippens Regie werden in Hessen zahlreiche Titel
verlegt, neben der FR unter anderem die Hessisch Niedersächsische
Allgemeine, die Frankfurter Neue Presse und die Offenbach Post. Seit Jahren
wehrt sich Ippen gegen Forderungen von Gewerkschaften und
Journalisteinnenverbänden, nach Tarifverträgen zu bezahlen.
Die Auseinandersetzung bei der Frankfurter Rundschau stellt Verdi in diesen
Zusammenhang. „Die Belegschaft muss befürchten, dass die Forderung nach
besserer Bezahlung dazu führt, dass die Ippen Gruppe und Geschäftsführer
Rempel weitere Personalabbaumaßnahmen ankündigen“, erklärte für Verdi die
Projektmanagerin Anja Willmann gegenüber der taz und fügte hinzu: „Unter
diesen Bedingungen wird den Beschäftigten die Wahrnehmung ihres Grundrechts
auf Streik erheblich erschwert. Die Presse hat eine besondere Verantwortung
für den Erhalt der Demokratie. Insofern ist es besonders skandalös, wenn
ausgerechnet deren Repräsentanten Grundrechte mit Füßen treten“, so
Willmann.
Geschäftsführer Rempel erreichte die taz am Donnerstag auf seinem Rückflug
aus dem Urlaub. Er bitte um Verständnnis, dass er deshalb zur Erklärung von
Verdi so kurzfristig nicht Stellung beziehen könne, schrieb Rempel der taz
und teilte mit: „Ich bin gleichzeitig froh, dass wir eine gütliche Einigung
mit Frau Cay erzielen konnten.“
11 Jan 2024
## LINKS
[1] /Warnstreik-bei-der-Frankfurter-Rundschau/!5973868
[2] /Tarifstreit-bei-FR/!5978779
[3] /Affaere-bei-der-Ippen-Mediengruppe/!5805607
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Journalismus
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Tarifvertrag
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