Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Optikerkönig Günther Fielmann gestorben: Danke, Günther
> Günther Fielmann krempelte den Optikermarkt um und demokratisierte
> Brillen. Vor ihm trugen Optiker noch weiße Kittel.
Bild: Optiker-Revolutionär Günther Fielmann starb mit 84 Jahren
Günther Fielmann, [1][der vor ein paar Tagen gestorbene Gründer] und
langjährige Chef der Optiker-Kette, war ein Revolutionär, der die Brille
demokratisiert hat. Als der junge Fielmann in den 70er Jahren mit seinem
ersten Geschäft anfing, gab es für die Ärmeren nur die berüchtigten
„Kassenbrillen“. Das waren nur ein paar klobige Brillen zur Auswahl, die
die gesetzlichen Krankenkassen bezahlten. Den sozialen Status trug man in
der alten Bundesrepublik erkennbar auf der Nase – die Kassenbrille war eine
Klassenbrille.
Die Optikerbranche funktionierte damals wie eine abgeschottete Zunft mit
Kartellpreisen und kundenunfreundlichem Ambiente – einfach so in den
Brillenregalen stöbern? Undenkbar! Es war eine Zeit, in der der Satz „Wir
müssen mit dir zum Optiker“ wie eine Drohung klang. Die Optiker trugen
weiße Kittel und sahen wie Ärzte aus.
Noch in den siebziger Jahren hielt sich im Arbeitermilieu (und darüber
hinaus) [2][das Vorurteil, dass zu viel Lesen den Augen schade] und eine
Brille die gerechte Strafe dafür sei. Wer eine Brille tragen musste, galt
als irgendwie schwächlich. Das Wort „Brillenschlange“ war ein übliches
Schimpfwort unter Schülerinnen und Schülern. Günther Fielmann durchlüftete
die Branche und befreite die Brille vom Stigma – er handelte mit den Kassen
Verträge für attraktivere günstige Gestelle aus – es war nicht mehr allzu
sichtbar, wie teuer oder billig eine Brille war.
Niedrigere Margen nahm er bewusst in Kauf, die er durch konsequentes
Wachstum in der Fläche kompensierte. Wenn Optikerläden heute insgesamt viel
freundlicher wirken und Brillen längst nicht nur ein Hilfsmittel, sondern
auch ein normales Accessoire im Gesicht sind, ist dies das Verdienst von
Fielmann.
Klar, die Löhne sind bei Fielmann immer noch viel zu niedrig; [3][in den
Jobbeurteilungsportalen finden sich Berichte über hohen Arbeitsdruck],
gerade in der Fertigung. Fielmann verkörperte die Ambivalenz des
Kapitalismus: Der kann für Arbeitnehmer eher schlechte Folgen haben, aber
für die Kunden eben auch ziemlich viel Fortschritt bedeuten.
8 Jan 2024
## LINKS
[1] /Optiker-Kette-Fielmann/!5983712
[2] https://www.sueddeutsche.de/kultur/verblasste-mythen-das-kassengestell-1.79…
[3] https://www.kununu.com/de/fielmann
## AUTOREN
Gunnar Hinck
## TAGS
Optiker
Brille
wochentaz
Optiker
Optiker
Optiker
Schwerpunkt taz.meinland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Augenarzt über Kurzsichtigkeit: „Kinder, die viel drinnen sind, sind häufig…
Weltweit steigt die Zahl der Kurzsichtigen. Woran das liegt und was bei
schlechter Sicht wirklich hilft, erklärt Augenmediziner Hakan Kaymak.
Gestorbener Optikerketten-Gründer: Fielmann, der Marxist
Optikerketten-Gründer Günther Fielmann verstand genau, wie der Kapitalismus
funktioniert: Nur große Firmen überleben den gnadenlosen Preiskampf.
Optiker-Kette Fielmann: Fielmann-Gründer gestorben
Günther Fielmann hat das Geschäft mit den Brillen verändert. Jetzt ist der
Gründer der erfolgreichen gleichnamigen Optikerkette gestorben.
Die Wahrheit: Der Nahe Osten der Optik
Brille? Fielmann, Apollo oder andere Feinde fürs Leben – ein Guide durch
ein Augen-Minenfeld mit dunklen Hintergedanken und einer Friedensutopie.
Grünen-Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Die falschen Kandidaten
In der Kleinstadt Plön herrscht Frust über die politische Gesamtsituation.
Die Grünen finden Anklang, aber sie bieten nicht das richtige Personal.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.