# taz.de -- Massenexodus aus Kuba: Der Revolución entfliehen die Kinder | |
> Anders als bei früheren Auswanderungswellen verlassen gerade ganze | |
> Familien Kuba – ohne Option auf Rückkehr. Die Regierung hat Vertrauen | |
> verspielt. | |
Bild: Der frühere kubanische Präsident Raúl Castro während der Feierlichkei… | |
Auswanderung ist eine Konstante in Kuba. Nicht erst seit der Revolution von | |
1959 suchen Kubaner:innen immer wieder bessere Perspektiven außerhalb | |
der Insel. Drei große Auswanderungswellen prägen die jüngere Geschichte: | |
die direkt nach der Revolución, als rund 50.000 Menschen die Insel | |
verließen. 1980 folgte die nächste, als rund 120.000 desillusionierte | |
Kubaner:innen die Insel verließen, und schließlich die Balsero-Krise | |
von 1994. Da drehten 35.000 bis 50.000 Kubaner:innen der größten | |
Antilleninsel auf allem, was schwimmen konnte, den Rücken – und entflohen | |
der gravierenden Versorgungskrise. | |
Allen drei Migrationswellen ist eines gemeinsam: Das Ziel waren die USA. | |
Das ist auch beim [1][derzeit laufenden Massenexodus], der alles vorher | |
Gewesene in den Schatten stellt, nicht anders. 500.000 Kubaner:innen | |
haben 2022 und 2023 die USA erreicht, weitere 60.000 bis 70.000 sind in | |
andere Länder emigriert. | |
Anders als früher gehen ganze Familien. Die Menschen verlassen Kuba, ohne | |
etwas zurückzulassen. Alles wird versilbert; die Option der Rückkehr, die | |
viele früher immer mitdachten, ist heute keine Konstante mehr. Das hat | |
Gründe. Viele sehen im ökonomischen Modell der Insel keine Perspektive für | |
sich: zu wenig Freiraum, zu viel ökonomische Kontrolle von oben. | |
Trotz aller Reformen der letzten Jahre bietet die Inselökonomie für die | |
jüngeren, oft gut qualifizierten Kubaner:innen zu wenig Perspektive. | |
Hinzu kommt, dass die Hoffnung auf einen Wandel innerhalb des | |
politisch-ökonomischen Modells spätestens mit der martialischen | |
Niederschlagung der Proteste vom Juli 2021 zerstoben ist. Mindestens 1.600 | |
Menschen wurden im Anschluss an die inselweiten Proteste inhaftiert, | |
kriminalisiert und zu Haftstrafen von bis zu 30 Jahren verurteilt. | |
Darunter auch Minderjährige – die vermeintlich sozialistische Regierung von | |
Miguel Díaz-Canel hat damit viel Glaubwürdigkeit verspielt. Das | |
manifestiert sich im Massenexodus der Qualifizierten, mit dem die | |
ökonomischen Perspektiven der Insel quasi erodieren. | |
3 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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