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# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Die Feuerpause ist vorbei
> Israel und die Hamas bekämpfen sich wieder im Gazastreifen. Laut
> Medienberichten wusste Israel lange im Voraus von Angriffsplänen der
> Terrorgruppe.
Bild: Nach dem Ablauf der vereinbarten Waffenruhe bekämpft Israel wieder die H…
## Israel wusste wohl von Hamas-Plänen
Hinweise auf einen geplanten Großangriff der islamistischen Hamas lagen
Israel laut [1][einem Bericht der New York Times] mehr als ein Jahr vor dem
7. Oktober vor. Demnach gab es einen umfassenden Austausch israelischer
Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen
„Jericho-Mauer“, das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte. Dieser soll
bis ins Detail dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann
Anfang Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten. Das Szenario sei von
israelischen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern als zu anspruchsvoll und
schwierig in der Ausführung abgetan worden, berichtete die US-Zeitung am
Donnerstag (Ortszeit).
Das Dokument, das der Zeitung nach eigenen Angaben übersetzt vorlag, habe
zwar kein Datum für einen Angriff enthalten, aber einen genauen
methodischen Überfall beschrieben, mit dem die Befestigungsanlagen um den
Gazastreifen überwunden, israelische Ortschaften eingenommen und wichtige
Militärstützpunkte, darunter eine Abteilungszentrale, gestürmt werden
sollten.
Vorgesehen waren laut Dokument Raketenbeschüsse zu Beginn, Drohnen, die die
Überwachungskameras und Automatikgeschosse entlang der Grenze ausschalten,
sowie Kämpfer, die in Massen mit Fallschirmen, Motorrädern [2][oder zu Fuß
nach Israel einfallen] – ein Entwurf, dem die Hamas letztlich „mit
erschreckender Präzision“ folgte, wie die Zeitung schrieb.
Drei Monate vor dem tatsächlichen Angriff warnte laut von der New York
Times gesichteten Mails eine Geheimdienst-Analystin der
Decodierungs-Einheit, dass die Hamas ein Training absolviert habe, das dem
„Jericho-Mauer“-Dokument sehr nahekomme. „Ich widerspreche entschieden,
dass das Szenario imaginär ist“, schrieb sie demzufolge einem Armeeoberst
der Gaza-Einheit. „Es ist ein Plan, konzipiert, um einen Krieg anzufangen.
Es ist nicht nur ein Überfall auf ein Dorf.“ Doch der Militärkollege blieb
bei der Einschätzung, dass die Hamas nicht imstande sei, einen solch
umfassenden Plan tatsächlich auszuführen. „Kurz gesagt: Lass uns geduldig
abwarten“, hieß es demnach in seiner Antwort.
„Es gibt keinen Zweifel, dass [3][der Angriff vom 7. Oktober] ein Versagen
unsererseits war. Natürlich war es ein Versagen“, sagte Israels
Regierungssprecherin Tal Heinrich in Bezug auf den Bericht dem US-Sender
CNN in der Nacht zum Freitag (Ortszeit). Israel werde das Geschehene genau
untersuchen und daraus lernen. Auf die Frage, inwiefern Israels Premier
Benjamin Netanyahu von dem Angriffsszenario gewusst beziehungsweise die
Dokumente gelesen habe, sagte Heinrich: „Wir werden Untersuchungen
anstellen. Der Ministerpräsident hat auch darüber gesprochen. Wenn es an
der Zeit ist, wird er mehr sagen.“ (dpa)
## Räumung im Süden Gazas gefordert
Israel hat Bewohner des südlichen Gazastreifens aufgefordert, ihre Häuser
östlich der Stadt Chan Junis zu verlassen. Anwohner berichteten,
entsprechende Flugblätter seien über Teilen des Küstengebiets abgeworfen
worden. Darin wurde auch gewarnt, dass Chan Junis nun eine gefährliche
Kampfzone sei.
Die Flugblätter signalisierten, dass Israel eine Ausweitung seiner
Offensive vorbereitete, die sich bisher weitgehend auf den nördlichen Teil
des Gazastreifens konzentrierte. Hunderttausende Menschen flohen zu Beginn
des Gaza-Krieges aus dem nördlichen Gazastreifen, viele haben in Chan Junis
und anderen Städten im Süden Schutz gesucht.
Außerdem hat das israelische Militär am [4][Freitag eine Karte mit
Evakuierungszonen] für die Bewohner des Gazastreifens veröffentlicht. Auf
der Karte ist der Gazastreifen in Hunderte nummerierte Bereiche unterteilt.
Die Bewohner wurden aufgefordert, sich mit der Nummer ihres Standorts
vertraut zu machen, falls es zu einer Evakuierung kommen sollte.
Die Karte wurde Stunden nach der Wiederaufnahme der Kämpfe zwischen Israel
und der Hamas veröffentlicht. Bisher ist unklar, wie die Palästinenser über
die ihnen zugewiesenen Nummern und mögliche Evakuierungsaufrufe auf dem
Laufenden gehalten werden sollen und wohin die Bewohner in einem solchen
Fall gehen können. (ap)
## Ende der Feuerpause
Kurz nach Ablauf der Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas hat Israels
Militär nach eigenen Angaben die Kämpfe gegen die militant-islamistische
Gruppe im Gazastreifen wieder aufgenommen. In der Mitteilung vom
Freitagmorgen warfen die israelischen Streitkräfte der [5][Hamas zudem vor,
die Feuerpause gebrochen zu haben]. Eine von Katar, den USA und Ägypten
vermittelte Waffenruhe im Gaza-Krieg hatte seit dem vergangenen Freitag
gegolten und war zunächst auf vier Tage angelegt. Mithilfe von
Unterhändlern Katars und Ägyptens wurde die Vereinbarung zwei Mal
verlängert.
Während der einwöchigen Feuerpause ließen die Hamas und andere
Extremistengruppen mehr als 100 der rund 240 Geiseln frei, die sie bei
ihrem beispiellosen Terrorangriff am 7. Oktober im Süden Israels in den
Gazastreifen verschleppt hatten. Im Gegenzug entließ Israel 240
palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.
[6][Unterhändler aus Katar] und Ägypten hatten sich um eine Verlängerung
der Feuerpause bemüht, die auch eine erleichterte Lieferung von Hilfsgütern
an die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichte. Doch
sprachen Beobachter von zäheren Verhandlungen, zumal der Großteil der
Frauen und Kinder unter den Geiseln der Hamas nun frei sei und die
militant-islamistische Gruppe für eine Freilassung der verschleppten
männlichen Zivilisten und Soldaten einen höheren Preis verlangt haben
dürfte. (ap)
## Netanjahu bekräftigt Ziele Israels
Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen bekräftigt
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Ziele Israels. Dies seien die
Befreiung der Geiseln im Gazastreifen und [7][die Vernichtung der Hamas],
lässt Netanjahu über sein Büro erklären. Es müsse sichergestellt werden,
dass die Hamas nie wieder eine Bedrohung für israelische Bürger darstelle.
Netanjahu wirft der radikalen Palästinenser-Organisation vor, gegen
Vereinbarungen der am Morgen ausgelaufenen Waffenruhe verstoßen zu haben.
Die Hamas habe [8][nicht wie vereinbart alle weiblichen Geiseln]
freigelassen und zudem Raketen auf Israel abgefeuert. (rtr)
## Tote im Gazastreifen
Nach dem Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen sind nach Angaben der
radikalislamischen Hamas und eines Arztes insgesamt acht Menschen bei
israelischen Angriffen getötet worden. Mindestens sechs Menschen seien bei
einem Luftangriff auf die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets getötet
worden, teilte das von der radikalislamischen Palästinenserorganisation
kontrollierte Gesundheitsministerium am Freitagmorgen mit.
Bei Luftangriffen auf die Stadt Gaza seien zudem zwei Kinder getötet
worden, sagte ein Arzt des Ahli-Arab-Krankenhauses der Nachrichtenagentur
AFP. Ein AFP-Journalist berichtete von Luft- und Artillerieangriffen auf
die Stadt Gaza. (afp)
1 Dec 2023
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2023/11/30/world/middleeast/israel-hamas-attack-int…
[2] /Sexualisierte-Gewalt-durch-Islamisten/!5977286
[3] /Leben-nach-dem-7-Oktober/!5972433
[4] https://www.idf.il/ar/%D8%AC%D9%8A%D8%B4-%D8%A7%D9%84%D8%AF%D9%81%D8%A7%D8%…
[5] /Hamas-Attentat-in-Jerusalem/!5975611
[6] /Katar-als-Vermittler-in-Nahost/!5976828
[7] /Krieg-im-Gazastreifen/!5966719
[8] /Freigelassene-Hamas-Geiseln/!5970302
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