# taz.de -- Neue Landesbeauftragte Grote: Mut machen mit Behinderung | |
> Einer Berufung folgend nimmt Annetraud Grote ihr neues Amt als | |
> Behindertenbeauftragte von Niedersachsen an. | |
Bild: Möchte, dass Behinderung in der Gesellschaft normalisiert wird: Annetrau… | |
HAMBURG taz | Gesucht: Eine Juristin mit Befähigung zum Richteramt, die | |
Expertin für [1][Inklusionsarbeit] ist. Für Annetraud Grote las sich die | |
Ausschreibung des niedersächsischen Sozialministeriums für die neue | |
Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung wie ihr eigener Lebenslauf. | |
„Ich konnte gar nicht anders, als mich auf die Stelle zu bewerben“, sagt | |
die 56-Jährige. | |
Die gebürtige Lüneburgerin fing nach dem Jurastudium 1998 direkt beim | |
[2][Paul-Ehrlich-Institut], dem Bundesinstitut für Impfstoffe und | |
biomedizinische Arzneimittel, in der Rechtsabteilung an, das bereits damals | |
ein inklusives Tandemprojekt initiiert hatte. | |
Sie übernahm dort auch das Amt der Vertrauensperson für schwerbehinderte | |
Menschen. Für Grote, die im Rollstuhl sitzt, war dieser gleichzeitig ihre | |
erste Begegnung mit wissenschaftlicher Inklusionsarbeit. Bis dahin war | |
Inklusion einfach ihre Lebensrealität. Ihre positiven Erfahrungen mit ihrer | |
Behinderung sieht sie als Privileg, das sie nutzen möchte, um Menschen zu | |
„empowern“, wie sie sagt. | |
26 Jahre lang war das Paul-Ehrlich-Institut ihre berufliche Heimat. „Dafür | |
bin ich sehr dankbar“, sagt Grote, die an diversen Inklusionsprojekten | |
beteiligt war, die auch international erfolgreich waren. So gewann das | |
europäische Equal-Vernetzungsprojekt zur Förderung von Transparenz, | |
Rechenschaftspflicht und Kooperation in der Verwaltung 2010 den ersten | |
Platz beim Public Service Award der Vereinten Nationen. Bei dem vom | |
Bundesarbeitsministerium geförderten Projekt „Inka“, das junge Menschen mit | |
Behinderung eine duale Ausbildung ermöglicht, war Grote Projektleiterin. | |
## Teilhabe von Menschen mit Behinderungen als Menschenrecht | |
Als Beauftragte für Menschen mit Behinderung will Grote Inklusion stärker | |
in der Gesellschaft verankern und die [3][Selbstbestimmung behinderter | |
Menschen stärken]. Sie sieht Menschen mit Behinderungen auch in der | |
Verantwortung, „mit ihren Behinderungen nach außen zu gehen, | |
damit,Behinderung' noch viel stärker Teil der Normalität des menschlichen | |
Lebens wird“. | |
Sie wolle Brücken zwischen Menschen mit Behinderungen, Verbänden und | |
Behörden bauen. „Die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit | |
Behinderungen ist als Menschenrecht in der | |
[4][UN-Behindertenrechtskonvention] festgeschrieben. Auch der Bund und die | |
Länder müssen ihre Verantwortung in der Umsetzung stärker wahrnehmen“, sagt | |
Grote, die klare Vorstellungen hat, wie dieses Menschenrecht zur Normalität | |
werden könne. | |
Neben der Umsetzung von Bundesrecht, der Vorbereitung von Gesetzesvorlagen | |
und ihrer Arbeit im Landesbeirat und im Inklusionsrat, wird die Gestaltung | |
des neuen [5][Aktionsplans Inklusion] auf sie zukommen, wenn sie im März | |
ihr Amt antritt. Hier sieht sie die Möglichkeit, konkrete Lösungen | |
umzusetzen. | |
28 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Gescheitertes-Inklusionsunternehmen/!5967700 | |
[2] https://www.pei.de/DE/home/home-node.html | |
[3] /Reform-der-rechtlichen-Betreuung/!5922620 | |
[4] https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/das-institut/monitoring-stelle-… | |
[5] https://www.stk.niedersachsen.de/startseite/presseinformationen/teilhabe-vo… | |
## AUTOREN | |
Hellen Kachler | |
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