# taz.de -- Ende der Feuerpause im Gazastreifen: Ägypten muss Fluchtwege öffn… | |
> Israel ist nicht allein für das Schicksal der Zivilisten im Gazastreifen | |
> verantwortlich. Ägypten trägt Mitschuld, solange die Grenze geschlossen | |
> ist. | |
Bild: Frauen und Kinder fliehen nach dem Ende der Feuerpause, Khan Younis, Gaza… | |
Das Ende der Feuerpause im Gazastreifen ist eine bittere Nachricht. Bitter | |
für die rund 160 noch in den Händen der islamistischen Terroristen | |
verharrenden Entführten, bitter für ihre Angehörigen und Freunde und bitter | |
für die Menschen im Gazastreifen. Dass die Hamas die Abmachungen verletzte | |
und offenbar noch vor [1][Ablauf der Feuerpause] wieder Raketen auf Israel | |
abfeuerte, wird für die PalästinenserInnen kaum eine Rolle spielen. Für sie | |
heißt es jetzt, die gesammelten Vorräte und sich selbst in Sicherheit | |
bringen. | |
Die zweite Runde der Kämpfe wird vermutlich noch schlimmer werden als die | |
erste. Die israelische Armee wird verstärkt nach Süden vordringen, um ihr | |
Ziel zu erreichen, die Hamas zu bezwingen. Gut drei Viertel der rund zwei | |
Millionen Menschen sollen gerade dorthin geflohen sein. [2][Philippe | |
Lazzarini], Chef des Palästina-Hilfswerks UNRWA, warnt vor der Möglichkeit, | |
Israel könne die Flüchtlinge über die Grenze nach Ägypten treiben. Nichts | |
Besseres könnte ihnen passieren. | |
Ägypten hätte längst wenigstens palästinensische Frauen und Kinder aus dem | |
Gazastreifen ins Land lassen sollen, um sie vor den israelischen Angriffen | |
und der Hamas, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte, | |
zu schützen. Und um ihnen Krankheiten zu ersparen, sie mit | |
[3][Nahrungsmitteln, frischem Wasser und Medikamenten] zu versorgen. | |
Der einseitige Druck auf Israel, sei es von Seiten des | |
[4][UN-Generalsekretärs] António Guterres, die Angriffe auf die | |
Zivilbevölkerung einzustellen, sei es von den USA, die auf eine Fortsetzung | |
der Feuerpause drängten, ist heuchlerisch. Allen ist klar, dass Israel eine | |
Wiederholung der Hamasangriffe ausschließen will und weiterkämpfen wird, | |
bis das Ziel, die Terrororganisation zu entwaffnen, erreicht ist. | |
## Temporäre Aufnahme im Sinai | |
UN und USA täten stattdessen gut daran, Ägypten die nötige Unterstützung | |
anzubieten, um Hunderttausende Menschen aus dem Gazastreifen temporär im | |
Sinai aufzunehmen. Denn es ginge dabei um eine zeitlich sehr begrenzte | |
Phase. Sobald die Kämpfe enden, könnten die Lager in den Gazastreifen | |
verlegt werden. Wer die Berichte von befreiten Geiseln liest, mag sich | |
schwer tun damit, Sympathie für die Menschen im Gazastreifen zu empfinden, | |
die den 12-jährigen Eitan schlugen, als ihn Hamaskämpfer abführten. | |
Oder für die Zivilisten, die den entführten [5][Roni Krivoi], der sich | |
selbst aus der Geiselhaft befreien konnte, erneut an die Hamas | |
auslieferten. Oder für die jubelnde Menge, die sensationsgeil der | |
Geiselübergabe beiwohnt, anstatt beschämt die Köpfe zu senken. Ein großer | |
Teil der Zivilbevölkerung hegt nach wie vor Sympathie für die Hamas. Eine | |
Chance, die bevorstehende Schlacht zu überleben, steht ihr dennoch zu. | |
1 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5977369 | |
[2] https://twitter.com/UNLazzarini/status/1730335566527353032?ref_src=twsrc%5E… | |
[3] /Humanitaere-Lage-in-Gaza/!5970955 | |
[4] /Die-UN-und-der-Nahost-Konflikt/!5968866 | |
[5] https://www.timesofisrael.com/israeli-russian-released-by-hamas-had-escaped… | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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