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# taz.de -- Die Wahrheit: Restaurants mit Notrufknopf
> Irische Gaststätten sind teuer, sehr teuer. Manche gehen ganz neue Wege
> und lassen die Gäste einfach ihr Essen am Fließband selbst brutzeln.
Die Irish Times rezensiert regelmäßig interessante Restaurants. Dazu sind
hübsche Fotos von den Speisen abgedruckt, sodass einem das Wasser im Mund
zusammenläuft, bis man am Ende des Artikels den Preis sieht: „Dinner für
zwei Personen inklusive einer Flasche Wein kostete 148,50 Euro.“ Das treibt
einem das Wasser in die Augen.
Neulich besuchten wir trotzdem mal wieder ein Restaurant – allerdings
keines, das die Zeitung empfohlen hat. Doch auch die preiswerteren Läden
sind noch deutlich teurer als vergleichbare Restaurants in Berlin, wo man
für die Hälfte satt wird – jedenfalls bis Lindners Mehrwertsteuererhöhung
kommt.
Allerdings gab es im Lokal unserer Wahl in Dublin keine Speisekarte. Der
Kellner zeigte auf den QR-Code, der auf den Tisch geklebt war. Wir sollten
ihn scannen, dann würde die Speisekarte auf dem Handy erscheinen. Wir
hatten die Handys aber zu Hause gelassen, um in Ruhe essen zu können. So
lieh uns der Kellner sein Handy. Aber war das überhaupt ein echter Kellner?
Der lief so komisch. Hetzen sie wegen Personalmangel jetzt Roboter auf die
Gäste?
Bei den Schnellfutterrestaurants ist man Selbstbedienung gewöhnt. Früher
bekam man nach der Bestellung bei einem echten Menschen am Tresen eine Art
Wimpel in die Hand gedrückt, den man gut sichtbar auf dem Tisch platzieren
musste, damit ein echter Kellner den Fraß an den richtigen Tisch brachte.
Heutzutage steht man wie ein Depp an einer elektronischen Säule und tippt
auf irgendeinen Burger, zahlt mit der Kreditkarte und bekommt eine Nummer
zugeteilt. Nach einer Weile wird die Nummer aufgerufen, und man kann sich
seinen Pappbehälter mit dem Pappfutter abholen.
Die Ükea-Kette hat versuchsweise eine Neuerung eingeführt: Nachdem man sein
Essen an der Elektroniksäule bestellt und bezahlt hat, muss man
schnurstracks zu einer Klappe mit der zugewiesenen Nummer gehen, sie öffnen
und ein Tablett mit den bestellten rohen Zutaten herausziehen. Dann hat man
wie am Flughafen die Wahl: Eine rote Schleuse führt in einen winzigen
Verschlag, in dem man auf einer Bratplatte seinen Burger garen kann.
In dem Verschlag läuft ein Fließband, auf das man den Burger legt. Er wird
durch eine Art Ofen transportiert und kommt am anderen Ende gebraten
heraus. Dann muss man nur noch ein Salatblatt und Mayonnaise auf den Burger
quetschen und das selbst gebaute Mahl an einem Stehtisch essen.
Zum Schluss darf man den Müll abräumen und den Tisch abwischen, was durch
eine Kamera überwacht wird. Erst dann bekommt man den Türcode, ohne den man
das Etablissement nicht verlassen kann. Falls etwas mit der Elektronik
schiefgeht, soll man auf einen Notrufknopf drücken, nachdem man die Gebühr
von fünf Euro entrichtet hat. Im Nu öffnet sich eine Klappe im Fußboden,
und man landet bei Würgerking.
20 Nov 2023
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Irland
Restaurant
Preisanstieg
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Schwerpunkt Korruption
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