| # taz.de -- Ralf Sotscheck: Zündeln wie Che Guevara | |
| > Muhammad Ali war bloß Achtel-Ire, Che Guevara dagegen ein Viertel-Ire mit | |
| > einst glücksbringendem Feuerzeug. Wer bietet mehr? | |
| Am Dienstag kann man bei der Onlineauktion des irischen Auktionshauses | |
| Gormley ein Stück Geschichte ergattern. Zum Beispiel das „glückbringende | |
| irische Feuerzeug“ von Che Guevara. Er hatte es 1965 im westirischen | |
| Flughafen Shannon gekauft, wohin sein Flugzeug auf dem Weg von Prag nach | |
| Havanna wegen Motorschadens umgeleitet worden war. | |
| Che Guevara zündete sich mit diesem Feuerzeug, in das eine irische | |
| Landkarte eingraviert ist, seine Zigarren bis zur gescheiterten Rebellion | |
| im Kongo Ende 1965 an. Dann schenkte er es Natalia Revuelta Clews, der | |
| Geliebten von Fidel Castro, weil es weniger Glück brachte als erhofft. | |
| Che Guevara war Viertel-Ire. Die Dubliner Hollywood-Legende Maureen O’Hara | |
| erzählte, dass sie bei den Dreharbeiten zum Film „Unser Mann in Havanna“ | |
| abends an der Hotelbar mit einem jungen Mann ins Gespräch gekommen war, dem | |
| seine Oma alles über Irland erzählt hatte. Die stammte aus Galway, ihr Name | |
| war Lynch, und deshalb sei sein richtiger Name Ernesto Guevara Lynch, sagte | |
| der junge Mann. | |
| Muhammad Ali war bloß Achtel-Ire, sein Urgroßvater Abe Grady stammte aus | |
| der westirischen Stadt Ennis, die Ali zum Ehrenbürger ernannt hat. Das | |
| Original-Programmheft seines Kampfes gegen Joe Frazier am 8. März 1971 wird | |
| bei der Auktion mit einem Richtpreis von 250 Pfund angeboten. Ebenso viel | |
| kostet die signierte Eintrittskarte von Alis Boxkampf gegen Al Lewis im | |
| Dubliner Croke Park im Juli 1972. Für Sylvester Stallones Autogramm auf | |
| einem Vorschlaghammer muss man hingegen 2.000 Pfund hinblättern. | |
| ## „Alle in Sicherheit, Lucile“ | |
| Mit Schiffsunglücken lässt sich immer Geld verdienen, besonders mit der | |
| „Titanic“. So kann man am Dienstag den goldenen Ehering von Selma Asplund | |
| ersteigern, die samt Ring die Katastrophe überlebt hat. Für einen | |
| Startpreis von 2.500 Pfund gibt es das Telegramm, das ein | |
| „Titanic“-Überlebender vom Rettungsschiff „S. S. Carpathia“ abgeschickt | |
| hat: „Alle in Sicherheit, Lucile.“ Billiger ist der erste britische | |
| Untersuchungsbericht vom Juli 1912 über die Gründe des Untergangs. Noch | |
| preiswerter ist ein Modell des Wracks, das ein Robert A. Wilson vor 20 | |
| Jahren angefertigt hat. | |
| Auch früher wurden schon „Titanic“-Memorabilien versteigert. So brachte | |
| eine Speisekarte des letzten Mittagessens dem Eigentümer 76.000 Pfund ein. | |
| Die Eintrittskarte zum Belfaster Hafen am Tag des Stapellaufs ging für | |
| 35.000 Pfund weg. | |
| Was hätten wohl die originalen Konstruktionspläne eingebracht? Ein | |
| Angestellter der Belfaster Werft Harland & Wolff, der sie in den sechziger | |
| Jahren in einem alten Schreibtisch fand, verbrannte sie auf Anweisung | |
| seines Chefs. Damals war den Belfastern das Schiff noch peinlich. | |
| Heutzutage verdient Nordirlands Tourismus-Industrie mit dem Untergang der | |
| „Titanic“ jede Menge Geld. Und ihr ist nicht mal das Babylätzchen mit dem | |
| Aufdruck „Captain’s Little Helper“ peinlich. | |
| 13 Nov 2023 | |
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| Ralf Sotscheck | |
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