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# taz.de -- Die Wahrheit: Signal aus der Schatulle
> Die Deutsche Bank will das von ihr verwaltete „Schandgeld“ Donald Trumps
> verschenken. Die Empfänger dürfen sich über 340 Millionen Dollar freuen.
Bild: Typischer Kunde der Deutschen Bank: der selbsternannte Mogul der Milliard…
Groß war die Verwunderung in aller Welt, als die Deutsche Bank sich Mitte
der Zehnerjahre dazu bereitfand, dem berüchtigten Pleitier Donald Trump bei
seinen Immobiliengaunereien mit einem Kredit in Höhe von 300 Millionen
Dollar unter die Arme zu greifen. Nach Trumps Wahl zum Präsidenten der USA
kursierten dann Gerüchte über eine „Umstrukturierung“ dieses Kredits, für
den er persönlich haftete, und nach seinem Putschversuch vom 6. Januar 2021
beschloss die Deutsche Bank, sich auf keine weiteren Geschäfte mit Trump
mehr einzulassen.
Zuvor hatte sie laut Recherchen der New York Times erfolglos versucht, die
Kredite auf dem sogenannten Sekundärmarkt zu einem Schnäppchenpreis
weiterzuverkaufen. Wenn man einem Bericht glauben darf, den das
Handelsblatt wenige Tage nach der Erstürmung des Kapitols durch Trumps
Fußsoldaten veröffentlichte, beliefen seine Schulden sich sogar noch auf
eine deutlich höhere Summe: „Bei der Deutschen Bank hat Trump noch Kredite
in Höhe von insgesamt 340 Millionen Dollar ausstehen, die er persönlich
garantiert. Dabei handelt es sich um drei separate Darlehen: für einen
Golfklub in Miami, das Luxushotel in Washington DC, das erst 2016 eröffnet
wurde, sowie ein Hotel in Chicago. Die ersten beiden Kredite werden 2023
fällig, der letzte 2024.“
Danach wurde es still um Trumps Schulden bei der Deutschen Bank. Sie hüllte
sich in Schweigen, während er allmählich in immer ärgere juristische
Bedrängnis geriet und sich zu seiner Verblüffung mehrmals auf der
Anklagebank wiederfand. In New York begann im Oktober 2023 ein
Gerichtsverfahren gegen die betrügerische Trump Organization, die nach dem
Willen der Generalstaatsanwältin Letitia James 250 Millionen Dollar
Schadenersatz zahlen soll, und dabei gelangte endlich etwas Neues in dieser
Sache ans Licht. Der FAZ-Korrespondent Roland Lindner berichtete am 8.
November 2023: „Bei seiner“ – Donald Trumps – „Aussage am Montag kam …
sein Verhältnis zur Deutschen Bank zur Sprache, die lange Zeit die einzige
größere Bank war, die ihm Kredite geben wollte. Dabei wurde bekannt, dass
er erst kürzlich den letzten noch ausstehenden Kredit an sie zurückgezahlt
hat.“
„Schön für die Deutsche Bank“, mag nun manch einer denken. Doch so einfach
liegen die Dinge nicht. Auch in der Finanzbranche gilt ein Ehrenkodex. In
einer vorgestern von der Deutschen Bank verbreiteten Pressemitteilung heißt
es deshalb: „Es tut uns außerordentlich leid, dass wir uns jemals auf
Geschäfte mit dem kriminellen Unternehmer Donald J. Trump und dessen
Schwindelfirma eingelassen haben. Wir bedauern dies desto tiefer, je mehr
wir darüber erfahren, wie schamlos er und seine Komplizen den Umsturz der
verfassungsmäßigen Ordnung der Vereinigten Staaten betrieben haben und noch
immer betreiben. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, die von
Donald Trump zurückgezahlten Kredite wohltätigen Zwecken zuzuführen.“
## Gebot der Selbstachtung
Jens-Uwe Neithardt, der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, hat gegenüber
der Deutschen Presse-Agentur präzisierend hinzugefügt, dass es sich bei
diesen 340 Millionen Dollar um „Schandgeld“ handele, weil es durch Trumps
Kassen geflossen sei: „Wir möchten damit nichts mehr zu tun haben. Das
gebietet uns unsere Selbstachtung. Dieses Geld kann nur dadurch von seinem
Ludergeruch befreit werden, dass wir es spenden. Bis auf den letzten Cent!“
Dem aktuellen Wechselkurs zufolge sind die 340 Millionen Dollar ungefähr
317 Millionen Euro wert. Nach Informationen von Focus Money will die
Deutsche Bank rund zwei Drittel aus diesem lukrativen Kuchen zwischen dem
von Neithardts Ehefrau Gabriele in Tübingen gegründeten „Förderkreis
Aquarellmalerei“ und der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen aufteilen, als
deren Oberbrandmeister Jens-Uwe Neithardt ehrenamtlich fungiert. Der Rest –
gut 100 Millionen Euro – soll der kürzlich neugegründeten „Hilmar Kopper
Stiftung“ zugute kommen.
## Museum für Auszeichnungen
Dieses gemeinnützige, nach dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutschen
Bank Hilmar Kopper benannte Institut hat sich zum Ziel gesetzt, in Tübingen
auf einem Erbgrundstück der alteingesessenen Familie Neithardt ein Museum
zu errichten, in dem die drei wichtigsten Auszeichnungen besichtigt werden
können, die Kopper zum Dank für seinen rastlosen Einsatz im Dienst der
Deutschen Bank erhalten hat: der Verdienstorden des Landes
Nordrhein-Westfalen, der Verdienstorden des Freistaats Thüringen und das
Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.
Der Entschluss der Bank, sich von dem Geld aus Trumps Privatschatulle zu
trennen, ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier hat die Entscheidung als „mutig“ bezeichnet und seiner Hoffnung
Ausdruck verliehen, dass hiervon eine „Signalwirkung“ ausgehen werde, „die
mittelfristig vielleicht auch die Spendenbereitschaft deutscher Kleinsparer
erhöht“. Kritischer äußert sich Annette Hubschmidt, die Gründerin der
Bürgerinitiative „Tübingen sagt Nein zur Aquarellmalerei“: „Für diese
Millionen, das sage ich ohne jedes Wenn und Aber, gäbe es wahrhaftig einen
besseren Verwendungszweck!“
Über einen seiner Anwälte soll Donald Trump der Deutschen Bank inzwischen
mitgeteilt haben, dass er sie aufgrund dieser rufschädigenden Diskussion
auf eine Milliarde Dollar Schadenersatz verklagen werde.
15 Nov 2023
## AUTOREN
Gerhard Henschel
## TAGS
Donald Trump
Deutsche Bank
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Drittes Reich
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Deutsche Bahn
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