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# taz.de --  Hessen wird schwarz-rot wie Berlin: „Streit ist der Anfang vom …
> SPD-Landeschefin Franziska Giffey empfahl schon vor vier Wochen für
> Hessen, was dort nun überraschend tatsächlich kommt: Schwarz-Rot wie in
> Berlin.
Bild: Giffey (SPD) und Wegner (CDU) sind nicht länger allein mit Schwarz-Rot: …
taz: Frau Giffey, man hat Ihnen schon viele Beinamen gegeben,
Bürgermeisterin von Deutschland etwa oder Regierende Kindergärtnerin. Jetzt
müsste noch „Koalitions-Hellseherin“ hinzukommen, oder?
Franziska Giffey: (lacht) Wieso?
Weil Sie vor vier Wochen, als eigentlich alle weiter von Schwarz-Grün in
Hessen ausgingen, [1][bei einer Laudatio für Klaus Wowereit] dort
Schwarz-Rot für möglich hielten und der hessischen SPD eine
Juniorpartnerschaft wie in Berlin empfohlen haben.
Am besten wäre es natürlich, [2][wenn die SPD stärkste Kraft geworden
wäre]. Aber unter den gegebenen Umständen freue ich mich darüber, dass es
diesen Verhandlungserfolg zwischen CDU und SPD in Hessen gibt, denn es ist
der richtige Weg, nachdem die SPD so lange nicht mitregiert hat. Ich halte
es ja bekanntlich mit Franz Münteferings Satz: „Opposition ist Mist.“ Du
kannst am Seitenrand stehen, kommentieren, kritisieren, fordern – aber
wirklich etwas umsetzen und gestalten ist schwierig, wenn man nicht in
Regierungsverantwortung steht.
Haben die Parteigenossen denn tatsächlich bei Ihnen angerufen und
nachgefragt, wie das Regieren so ist mit CDU?
Nein, aber ich denke schon, dass die SPD Hessen genau beobachtet hat, wie
das hier bei uns in Berlin läuft.
Falls doch: Was hätten Sie denn den Hessen gesagt, was die hiesige
Koalition ausmacht und warum sie so zu empfehlen sein soll?
Dann hätte ich von unserem Regierungsstil erzählt: ruhig, pragmatisch,
unaufgeregt, lösungsorientiert und bürgernah. Das ist es, was die
Bürgerinnen und Bürger wollen, und das kommt auch an.
Fühlen Sie sich durch die Entwicklung in Hessen in Ihrer [3][eigenen
Entscheidung nach den Sondierungsgesprächen im März] bestätigt, von den
Grünen wegzugehen?
Bei uns in Berlin ging es ja auch darum, Schwarz-Grün zu verhindern. Mit
Rot-Grün-Rot wäre es sehr wahrscheinlich nicht weitergegangen, denn die
Gespräche zwischen CDU und Grünen waren schon sehr weit fortgeschritten.
Für die SPD ist es richtig mitzuregieren – sich in der Opposition zu
erholen klappt nicht. Das hat sich auch in Hessen gezeigt. Mitzuregieren
ist die einzige Chance, sich profilieren zu können. Die CDU ist sowohl in
Hessen als auch in Berlin offensichtlich zu der Überzeugung gelangt, dass
es gut ist, wenn gerade jetzt die Volksparteien der Mitte pragmatisch in
einer Regierung zusammenarbeiten.
Hat das nun eine bundesweite Komponente? Ist Schwarz-Rot zwangsweise auch
auf Bundesebene die Zukunft, weil es mit den Grünen bei zentralen Themen
nicht läuft?
Das muss man sehen, das hängt sehr davon ab, wie das weitere Handeln der
Ampelregierung verläuft. Bis zur Bundestagswahl sind ja noch fast zwei
Jahre Zeit. Aber eins ist klar: Offener Streit ist der Anfang vom Ende
einer jeden Koalition. Jetzt kommt es darauf an, dass die Bundesregierung
in diesem Bündnis wieder Vertrauen in ihre gemeinsame Handlungsfähigkeit
zurückgewinnt. Davon wird der Erfolg 2025 abhängen.
12 Nov 2023
## LINKS
[1] /SPD-feiert-Klaus-Wowereit-zum-70/!5963576
[2] https://wahlen.hessen-ltw23.23degrees.eu/wk/00000000000/overview
[3] /Suche-nach-Koalitionen/!5919319
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Hessen-Wahl
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