| # taz.de -- SPD-Vorstoß zu Steuerreform: Superreiche, zahlen bitte! | |
| > Die SPD will Spitzenverdienende mit einer „temporären Krisenabgabe“ zur | |
| > Kasse bitten und die Schuldenbremse reformieren. CDU und Linke üben | |
| > Kritik. | |
| Bild: Hat einen Plan: SPD-Chef Lars Klingbeil am 6. November im Willy-Brandt-Ha… | |
| Berlin afp/dpa | Die SPD-Spitze will mit einem groß angelegten | |
| [1][klimaneutralen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft] bis 2030 eine | |
| Million neue Arbeitsplätze ermöglichen. In einem am Montag beschlossenen | |
| Leitantrag für den bevorstehenden Bundesparteitag schlägt das SPD-Präsidium | |
| einen staatlichen „Deutschlandfonds“ vor, der privates Kapital aktiviert | |
| und jährlich ein Investitionsvolumen von 100 Milliarden Euro schaffen soll. | |
| „Wir haben einen umfassenden Plan für die Modernisierung Deutschlands | |
| vorgelegt“, sagte Parteichef [2][Lars Klingbeil]. | |
| „Unsere Wirtschaft befindet sich in einer Umbruchphase“, ergänzte | |
| Klingbeil, „wir müssen jetzt die Weichen stellen“. Die SPD will deshalb die | |
| Einkommens-, Erbschaft- und Schenkungssteuer sowie die Schuldenbremse | |
| reformieren, Superreiche sollen zudem zusätzliche Abgaben leisten. | |
| Hauptziel sei, den Industriestandort zu stärken, Bildungschancen zu sichern | |
| und Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen, heißt es in dem | |
| wirtschaftspolitischen Leitantrag für den Parteitag im Dezember. | |
| Der Entwurf soll kommende Woche im SPD-Vorstand diskutiert werden und | |
| anschließend als programmatische Leitlinie für das Wahlprogramm 2025 | |
| dienen. Dabei dürfte er zu Diskussionen mit den Koalitionspartner FDP und | |
| Grünen führen – denn die SPD sieht Spielräume für eine [3][weitere Erhöh… | |
| des Mindestlohns] und spricht sich für [4][Arbeitszeitverkürzung bei vollem | |
| Lohnausgleich] aus. | |
| Die Schuldenbremse soll ebenfalls reformiert werden. Diese sei in ihrer | |
| aktuellen Form „ein Standort- und Wohlstandsrisiko für Deutschland | |
| geworden“, heißt es in dem Papier. „Sie bremst den notwendigen Wandel.“ | |
| ## Idee einer „temporären Krisenabgabe“ | |
| Klingbeil sprach deshalb auch von „einer Wachstumsbremse“. Die SPD will die | |
| Schuldenregeln laut Antrag so ändern, dass mehr Investitionen in | |
| Infrastruktur, Klimaschutz, Digitalisierung und Bildung möglich sind. „Wer | |
| immer noch glaubt, dass der Markt alles regelt, schaut nicht genau hin oder | |
| ignoriert die Realitäten“, heißt es darin. | |
| Mit einer [5][Einkommensteuerreform] wollen die Sozialdemokraten weiter 95 | |
| Prozent der Bürgerinnen und Bürger entlasten. „Die arbeitende Mitte soll | |
| mehr Geld in der Tasche haben“, sagte Klingbeil. Um dies zu finanzieren, | |
| will die Partei dem Antrag zufolge erreichen, „dass diejenigen, die | |
| reichensteuerpflichtig sind, zusätzlich eine temporäre Krisenabgabe | |
| beisteuern“. Ferner solle der Solidaritätszuschlag, der heute in der | |
| Einkommensteuer nur noch von Spitzeneinkommen bezahlt werde, als | |
| „Zukunftsabgabe“ neu begründet und weitergeführt werden. | |
| „Gleichzeitig werden wir die Erbschafts- und Schenkungssteuer so | |
| reformieren, dass Multimillionäre und Milliardäre mehr zum Gemeinwohl | |
| beitragen“, heißt es in dem Papier weiter. Der Parteichef sprach von „mehr | |
| Gerechtigkeit bei Multi-Milliarden- und Multi-Millionen-Erbschaften“. Diese | |
| zusätzlichen Steuereinnahmen in den Bundesländern sollen vollständig in die | |
| Bildung fließen. Die SPD schlägt dazu einen „Deutschlandpakt Bildung“ vor. | |
| ## CDU und Linke üben Kritik | |
| CDU-Generalsekretär [6][Carsten Linnemann] zeigte sich am Montag verwundert | |
| über die Pläne der SPD. Diese seien, „ein Frontalangriff auf den | |
| Mittelstand in Deutschland“. | |
| Die Linke kritisierte den Antrag als Wahlkampftaktik. „Die SPD beweist mal | |
| wieder, was sie perfekt beherrscht“, erklärte der finanzpolitische Sprecher | |
| der Linken-Fraktion, Christian Görke. „Kurz vor den Wahlen zum Beispiel in | |
| Ostdeutschland wird wieder kräftig links geblinkt, aber in Wahrheit nicht | |
| abgebogen.“ Die SPD habe mit einer wirklichen Umverteilung nicht viel am | |
| Hut, betonte Görke. Die von ihr geforderte temporäre Krisenabgabe für | |
| Spitzeneinkommen gehe nicht zu Lasten des Superreichen mit | |
| Milliardenvermögen, „dessen Vermögen sich bizarr vermehrt hat“. | |
| 6 Nov 2023 | |
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