# taz.de -- Neuer Drogenbericht der UNO: Taliban erfolgreich gegen Opium | |
> Afghanistan war Hauptanbaugebiet für Rohopium, den Grundstoff für Heroin. | |
> Die Taliban haben den Anbau verboten – auf Kosten der Bauern. | |
Bild: Afghanistans einst blühende Landschaften: Bauer auf einem Opiumfeld bei … | |
BERLIN taz | Die Taliban haben ihr [1][Anbauverbot von Schlafmohn] vom | |
April 2022 durchgesetzt. Das bestätigt ein am Sonntag veröffentlichten | |
Bericht des [2][UNO-Büros zu Drogen und Kriminalität (UNODC)]. Sowohl die | |
dafür genutzte Agrarfläche als auch die prognostizierte Ausbeute an daraus | |
gewonnenem Rohopium seien 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 95 Prozent | |
zurückgegangen. | |
Die Angaben beruhen auf der Auswertung von Satellitenbildern. Zuletzt | |
stammten 85 Prozent des weltweit produzierten Opiums aus Afghanistan. | |
Getreide habe meist Schlafmohn abgelöst, so die UNO. In den vier Provinzen, | |
aus denen etwa drei Viertel des Rohopiums kamen, stehe nun auf 68 Prozent | |
der Felder Getreide. Das decke jedoch nicht den Bedarf an Brot, dem | |
afghanischen Hauptnahrungsmittel. 15 von etwa [3][40 Millionen | |
Afghan*innen sind mindestens mangelernährt]. Zwei Drittel von ihnen | |
[4][hängt von humanitärer Hilfe ab]. | |
Bisher repräsentierte Afghanistans Markt für Rohopium zwischen 9 und 14 | |
Prozent des nationalen Bruttosozialprodukts. Das daraus gewonnene und | |
exportierte Heroin, so die UNO, überstieg zuweilen den Wert von | |
Afghanistans Gesamtexporten. | |
## Bauern profitierten weniger als andere vom Opiumanbau | |
Der Profit daraus verblieb vor allem am oberen Ende der nationalen | |
Wertschöpfungskette: bei den Händlern, Angehörigen der damals westlich | |
gestützten Regierung, die sie protegierten, und den Taliban, die sie | |
besteuerten. Sie überstiegen „bei Weitem“ die Einkünfte der Opium | |
kultivierenden Bauern. | |
In Afghanistan gibt es keinen spezialisierten Anbau von Opiummohn. | |
Zahlreiche Bauern kultivieren ihn neben ihren Hauptkulturen wie Weizen. 6,9 | |
Millionen Afghan*innen partizipieren an der Opiumwirtschaft. | |
Laut dem UN-Bericht verkaufen vier von fünf Opiumbauern ihre Ernte noch im | |
selben Jahr, weil sie „dringende und Grundbedürfnisse abdecken“ müssen, u… | |
um Nahrungsmittel, Saatgut und Dünger zu kaufen sowie Gesundheitskosten und | |
Schulden zurückzuzahlen. | |
Diese Bauern, die bisher im Durchschnitt etwa die Hälfte ihrer Einkommen | |
aus dem Verkauf von Rohopium erzielten, trifft das Anbauverbot jetzt stark. | |
Noch mehr leiden die Hunderttausenden Tagelöhner, die sich als | |
Wanderarbeiter bei ihnen zum Nesch, [5][der Opiumernte, verdingen]. | |
Allein in den vier Hauptanbauprovinzen beträgt der finanzielle | |
Gesamtverlust 2023 laut dem UN-Bericht umgerechnet eine Milliarde | |
US-Dollar. Das kompensieren auch die Einkünfte aus noch vorhandenen | |
Rohopiumreserven sowie dem Getreideanbau nicht. Das Durchschnittseinkommen | |
pro Hektar Weizen liegt bei 700 Dollar, bei Schlafmohn sind es über 10.000 | |
Dollar. | |
## Uno warn jetzt vor Armut wegen fehlender Opiumeinnahmen | |
Mit dem Schlafmohnanbau verboten die Taliban auch „die Verwendung, den | |
Transport, Handel, Export und Import aller Arten berauschender Substanzen“. | |
[6][Neue Angaben zu Cannabis] und der zuletzt stark angestiegenen [7][Ernte | |
der wildwachsenden Ephedra-Staude], aus der ein Grundstoff für synthetische | |
Drogen gewonnen wird, liegen nicht vor. | |
Die UNO warnt deshalb: Das Verbot könnte mangels ausreichender Alternativen | |
Afghanistans ohnehin schon flächendeckende Armut noch verschärfen und zu | |
sozialen Verwerfungen führen. Bauern in den Mohnanbaugebieten | |
Südafghanistans gehörten bisher zur politischen Basis der Taliban. | |
Der fehlende Marktzugang für andere Agrarprodukte war laut UNO einer der | |
Hauptgründe, warum afghanische Bauern Schlafmohn anbauten. Vielleicht | |
schaffen die Taliban auch hier aus eigenen Mitteln, was der Westen trotz | |
Milliardeninvestitionen nicht vermochte. | |
Seit ihrer Machtübernahme ist das Taliban-Regime von allen | |
[8][ausländischen Entwicklungsgeldern abgeschnitten]. Immerhin wurden nach | |
Kriegsende Infrastrukturmaßnahmen deutlich billiger. | |
6 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Afghanistan-bekaempft-Opiumanbau/!5940439 | |
[2] https://www.unodc.org/documents/crop-monitoring/Afghanistan/Afghanistan_opi… | |
[3] https://www.wfp.org/emergencies/afghanistan-emergency);%20zwei%20Drittel%20… | |
[4] https://reliefweb.int/report/afghanistan/afghanistan-asia-pacific-humanitar… | |
[5] /Afghanische-Drogenoekonomie/!5147292 | |
[6] /Cannabis-Kooperation-mit-deutscher-Firma/!5815720 | |
[7] /Drogen-aus-Tiermedikamenten/!5018957 | |
[8] /Humanitaere-Krise-in-Afghanistan/!5955200 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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