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# taz.de -- Ein Sport für alle: Hamburger Rugby-Club will nach oben
> Für alle offen sein und sportlich vorankommen: Der Hamburger Rugby-Club
> will viel. Noch sind die Bedingungen bescheiden.
Bild: Hier sind der Hamburger Rugby Club und Hannover 78 kurzfristig auf gleich…
Hamburg taz |Sie kommen kaum aus der eigenen Hälfte, so stark ist der
Gegner. Und wenn sie sich dem gegnerischen Malfeld nähern, steht da eine
Wand in Blau und Weiß. Es ist ein hartes Spiel für die Bundesliga-Herren
des [1][Hamburger Rugby-Clubs (HRC)] gegen Hannover 78, und das liegt nicht
nur am tiefen Geläuf. Wie sollte es nach all dem Regen auch anders sein auf
einem Rasenplatz mitten in Hamburg? Er ist übrigens neben der Anlage
Barmwisch einer von nur zwei Rugby-Plätzen in der Hansestadt, was ein
Problem für den ambitionierten HRC darstellt – aber dazu später.
150 Menschen haben den Weg in die Stadtpark-Arena nahe der U-Bahn
Saarlandstraße gefunden; an den Gesprächen merkt man, dass hier die
Rugby-Familie unter sich ist. Kinder versuchen, das Ei zu treten und zu
fangen, haben kaum einen Blick für das Spiel auf dem grünen Rasen, der gar
nicht so grün ist, weil Bäume den Platz säumen und ihre Blätter abgeworfen
haben.
Herbstzeit ist Rugby-Zeit, aber auch das Einläuten einer langen Pause, denn
die Rugby-Bundesliga pausiert von November bis März – die Plätze müssen
sich erholen. Gar nicht so leicht, das Rugby-Interesse in dieser langen
Auszeit hochzuhalten. Und gar nicht so einfach, sich mehr als drei Monate
fit zu halten.
Nach dem Spiel, das 5:30 endet, setzt sich Toni Höllmann Yebra auf die Bank
einer Bierzeltgarnitur und nimmt sich Zeit für ein Gespräch. Unter Wert
geschlagen, findet der 20 Jahre alte Hamburger Spieler mit der Nummer fünf.
## Eine Macht im Norden
Von außen sah es wie eine verdiente Niederlage gegen den Tabellenführer aus
Niedersachsen aus, der in dem bärigen Spieler mit der Nummer 20, Niklas
Stehling, nicht nur wegen dessen blonder Locken den auffälligsten Akteur
des Nachmittags besaß. Doch vielleicht fühlt es sich anders an, wenn man 80
Minuten dabei war, auf dem tiefen Geläuf, das den je 15 Akteuren vieles
abverlangt.
Hannover 78 ist eine Rugby-Macht im Norden; seit vielen Jahren ist die
Landeshauptstadt Zentrale des norddeutschen Rugbys. Der HRC will das erst
werden und versucht, in dieser Saison Platz vier zu erreichen, um in die
Play-offs gegen die Teilnehmer aus der Staffel Süd/West zu kommen. Höllmann
Yebra sagt: „Wir können an einem guten Tag jeden Gegner schlagen. Aber das
müssen wir auch tun, um oben anzugreifen.“
Er studiert Informatik und arbeitet nebenbei als Barkeeper in der
Gaststätte eines Sponsors. Profi ist hier außer Cheftrainer Tomás Capurro
niemand; der Coach hat erst im Sommer übernommen und manches nach vorn
gebracht, findet Höllmann Yebra.
Er selbst hat den Jugendbereich des HRC durchlaufen und hält die Werte des
Klubs und des Rugby im Allgemeinen hoch: „Rugby ist ein Sport für alle.
Egal, wie groß, egal, wie alt. Wir betrachten uns als Familie. Uns ist
Geselligkeit wichtig. Wir wollen nicht elitär sein, sondern ehrlichen Sport
für Barmbek und Hamburg anbieten.“
Dass es einerseits große Ambitionen und andererseits strukturelle Nachteile
gibt, steht außer Frage. Wer die Bilder [2][der jüngst beendeten Rugby-WM
in Frankreich] mit vollen Arenen vor Augen hat, erlebt nur eine Woche nach
dem dortigen Finale zwischen Südafrika und Neuseeland (12:11) die Welt des
Amateursports: Es gibt Bratwurst und Gemüsefrikadellen in der
Stadtpark-Arena, die Teams versammeln sich in zwei Pavillons auf der
hinteren Seite, wer friert, bestellt sich einen Tee im Klubhaus. Die
Anzeigetafel wird manuell bedient.
Dafür ist die Nähe zu den Akteuren jederzeit spürbar. Höllmann Yebra
wünscht sich Tribünen, mehr Komfort, auch um vielleicht mehr Eintritt als
vier Euro zu nehmen und so weitere Einnahmen zu generieren. Er weiß aber,
dass das auf einer städtischen Anlage kompliziert ist: „Wir sind Hamburg
dankbar, dass wir hier spielen dürfen. Aber es ist natürlich schwierig,
dass wir nur zwei Rugby-Rasenplätze in Hamburg haben.“ Wenn die Saison
endet, trainieren die HRC-Spieler auf [3][Kunstrasen]. Das geht nur ohne
Vollkontakt, weil der Untergrund zu hart zum Tackeln ist.
Von der WM hat Höllmann Yebra viele Spiele geschaut. Währenddessen hat der
HRC das allgemeine Rugby-Interesse genutzt und in den digitalen Medien für
[4][Rugby in Hamburg] geworben – mit Erfolg. Drei, vier neue Spielerinnen
und ebenso viele neue Spieler seien seitdem hinzugekommen, berichtet
Höllmann Yebra. Kindern, Frauen und Männern, allen will der HRC ein Zuhause
bieten.
Dabei ist der Plan, dass Talente den Weg aus der U19 über die zweite
Mannschaft ins Männer-Bundesliga-Team finden. Das hat den Saisonhöhepunkt
noch vor sich – zwei Spiele gegen den FC St. Pauli, derzeit einen Platz
hinter dem HRC gruppiert. Dann kämen auch mal 1.000, 1.500 Fans in die
Rugby-Arena, sagt Höllmann Yebra.
Dass die Bundesliga auch in diesem Jahr trotz vieler Diskussionen wieder
zweigleisig spielt, findet er gut und schlecht. Einerseits seien die langen
Reisen in den Süden für Amateurklubs nicht zu stemmen. Andererseits fehlten
einem Klub wie dem HRC die harten Vergleiche mit Frankfurt und Heidelberg,
der Spitze im deutschen Rugby.
Höllmann Yebra hätte noch viel zu erzählen. Doch es wird kühl in seinem
kurzärmeligen Trikot, und die zweite Mannschaft beginnt ihr Spiel an diesem
Rugby-Samstagnachmittag mitten in Hamburg.
5 Nov 2023
## LINKS
[1] /Randsportart-Rugby/!5333276
[2] /Rugby-Weltmeister-Suedafrika/!5964101
[3] /EU-Verbot-von-Kunstrasen/!5960846
[4] https://www.hrc-rugby.de/
## AUTOREN
Frank Heike
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