# taz.de -- Steuervergünstigungen in Portugal: Portugal beendet Steuersparmode… | |
> Lissabon wollte mit Rabatten „qualifizierte Einwohner“ ins Land holen. | |
> Die Steuervergünstigungen brachte aber nur Verluste und steigende | |
> Immobilienpreise. | |
Bild: Portugals Premierminister Antonio Costa amcht Schluss mit Steuervorteilen… | |
Madrid taz | Steuervergünstigungen für Ausländer sollten Investitionen und | |
„qualifizierte Einwohner“ ins Land bringen und somit die Wirtschaft | |
ankurbeln – das war die Absicht der portugiesischen Regierung 2009, als das | |
Land infolge der Eurokrise am Abgrund taumelte. Ab 2024 ist Schluss damit. | |
Denn die Rechnung ging nicht auf. Der einzige Effekt der | |
[1][Steuererleichterungen]: Das Finanzamt verliert Jahr für Jahr Milliarden | |
– und die Preise auf dem Wohnungsmarkt stiegen wie nie zuvor. | |
„Es macht keinen Sinn mehr“, erklärte der sozialistische Ministerpräsident | |
António Costa in einem Interview. „Diese Maßnahme aufrechtzuerhalten, würde | |
die Steuerungerechtigkeit verlängern und zudem würde es die Preise auf dem | |
Immobilienmarkt weiter in die Höhe treiben“, fügte er hinzu und zieht die | |
Konsequenz aus einer Reihe von Protesten wegen der [2][angespannten Lage | |
auf dem Wohnungsmarkt]. | |
Das Gesetz von 2009 erließ die Steuern auf im Ausland gemachte Einkünfte | |
für diejenigen, die mindestens die Hälfte des Jahres in Portugal lebten, | |
für zehn Jahre. Danach wurde – je nach Einkommensquelle – ein Steuersatz | |
von 10 bis 20 Prozent fällig. Neben Rentnern aus Europa und den USA, die in | |
Wohnungen investieren, zog Portugal damit vor allem Unternehmer und gut | |
verdienende Selbstständige an, die ihren Steuerwohnsitz verlegten. | |
Einheimische mit einem Jahreseinkommen von mehr als 78.834 Euro zahlen in | |
Portugal dagegen 48 Prozent Steuern. In den letzten Jahren kam es zu einer | |
massiven Flucht von Unternehmern und Großaktionären aus Spanien nach | |
Portugal. Sie konnten damit ihre Gewinne fast völlig steuerfrei genießen. | |
## Nur 280 neue Jobs geschaffen | |
2012 wurden zudem Bestimmungen für ein sogenanntes „Goldenes Visum“ | |
erlassen. Wer mindestens 500.000 Euro in Immobilien und Unternehmen | |
investiert oder als Kapital mitbrachte, fiel unter die Steuersenkung. Rund | |
12.000 Visa wurden seitdem vergeben. 92 Prozent von ihnen haben in | |
Wohnungen investiert. Arbeitsplätze, wie beabsichtigt, wurden kaum | |
geschaffen. Nur 22 der vom „goldenen Visum“ Begünstigten schufen | |
Arbeitsplätze. Insgesamt entstanden in all den Jahren, nach Angaben der | |
Fremdenpolizei (SEF), gerade einmal 280 Jobs. | |
Dank all dieser Steuererleichterungen für insgesamt rund 74.000 sogenannte | |
„nicht dauerhafte Einwohner“ (RNH) entgehen dem Finanzamt nun jährlich rund | |
1,6 Milliarden Euro. Die meisten RNH kauften Wohnungen in und um die | |
Hauptstadt Lissabon und an der Küste im Süden. Die [3][Wohnungspreise] sind | |
in Portugal zwischen 2012 und 2021 um 78 Prozent gestiegen, mehr als | |
doppelt so viel wie im Durchschnitt im restlichen Europa. Alleine im | |
zweiten Halbjahr 2023 stiegen die Mieten um 11 Prozent. | |
13 Oct 2023 | |
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[2] /Steigende-Mieten-in-Portugal/!5922309 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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