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# taz.de -- Proteste der Letzten Generation: Die Klimakrise macht keine Pause
> Angesichts des Kriegs in Nahost wächst die Kritik an Klimaprotesten. Der
> Schutz jüdischen Lebens darf aber nicht gegen Klimaschutz ausgespielt
> werden.
Bild: Auch am Montag haben Aktivist*innen der Letzten Generation in Berlin mehr…
Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Demonstrationen wie in Berlin.
Nicht nur aktuell vor dem Hintergrund des Kriegs in Nahost gehen tagtäglich
Menschen für ihre politischen Anliegen auf die Straße. Und das ist auch gut
so, denn egal, was man von den Inhalten halten mag, gehört das zu einer
lebendigen Demokratie dazu. Dass nun Kritik an den
[1][Klimaaktivist*innen der Letzten Generation] laut wird, in diesen
Zeiten auf die Straße zu gehen, wo doch die Kapazitäten woanders benötigt
werden, ist nicht nur scheinheilig, sondern offenbart auch ein fragwürdiges
Demokratieverständnis.
„Aktionen, die viele Polizeikräfte binden, sind jetzt unverantwortlich und
gefährden somit mittelbar auch die Sicherheit von Jüdinnen und Juden“,
schreibt Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft am
Montag. Bereits in der vergangenen Woche hatten der Regierende
Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD)
ähnlich argumentiert, wenn auch nicht ganz so plump.
Die dahinter liegende Annahme jedoch, dass die [2][Berliner Polizei] „am
Limit“ sei, ist erst einmal nur eine Behauptung des Berliner Landesbezirks
der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Deren Pressesprecher Benjamin Jendro
seit Beginn der Blockaden nicht müde wird, jeden einzelnen Tag über die
Aktionen der Letzten Generation eine Presseerklärung zu verfassen, in der
genau das behauptet wird.
Nun ist es natürlich die Aufgabe einer Gewerkschaft, die Interessen ihrer
Mitglieder zu vertreten und Personalknappheit zu postulieren. Allerdings
handelt es sich bei den allmorgendlichen Mitteilungen der GdP eher um
hasserfüllte Schimpftiraden gegen die Letzte Generation, in denen diese
wahrheitswidrig als kriminelle Vereinigung diffamiert wird, die die gesamte
Stadt in Geiselhaft nehme und mit ihren Straßenblockaden die innere
Sicherheit gefährde – und das schon vor dem aktuellen Krieg in Nahost.
Der scheint Pressesprecher Jendro lediglich gut in den Kram zu passen, um
die von ihm so sehr verhassten Aktivist*innen zusätzlich zu
diskreditieren. Die Gewerkschaft der Polizei Berlin macht also seit Monaten
politisch massiv Stimmung gegen Klimaaktivist*innen – und das hat
rein gar nichts mit einer legitimen Vertretung von
Arbeitnehmer*inneninteressen zu tun und steht der Polizei, die
politisch neutral sein sollte, überhaupt nicht gut zu Gesicht.
Wer solche Äußerungen einfach übernimmt und damit die Stimmung gegen
Klimaaktivist*innen, die für ihren Einsatz gegen den zerstörerischen und
todbringenden Klimawandel schon jetzt regelmäßig von militanten
Autofahrer*innen körperlich angegriffen werden, weiter anheizt, tut
weder sich noch seiner Sache einen Gefallen.
Der [3][Schutz jüdischen Lebens] sollte nicht gegen Klimaschutz ausgespielt
werden. In einer Demokratie muss es möglich sein, für seine politischen
Anliegen auf die Straße zu gehen, auch wenn kriegerische
Auseinandersetzungen die Gemüter erhitzen. Denn der Klimawandel macht keine
Pause.
23 Oct 2023
## LINKS
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[3] /Versuchter-Anschlag-auf-Synagoge/!5963814
## AUTOREN
Marie Frank
## TAGS
Letzte Generation
Polizei Berlin
Schwerpunkt Klimaproteste
Israel
Wissenschaftskommunikation
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Klimawandel
Letzte Generation
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