| # taz.de -- Nach Militärputsch in Niger: Französischer Botschafter muss gehen | |
| > Die Junta hat den Diplomaten aufgefordert, das Land binnen 48 Stunden zu | |
| > verlassen. Zuvor gab es Verwirrung um die mögliche Ausweisung des | |
| > deutschen Botschafters. | |
| Bild: Vor der Ausweisung des Botschafters gab es Demonstrationen vor der franz�… | |
| Abuja dpa/ap/rtr | Die Junta im Niger hat den französischen Botschafter zum | |
| Verlassen des Landes aufgefordert. Der Diplomat Sylvain Itté solle den | |
| Niger binnen 48 Stunden verlassen, schrieb das Außenministerium in einem | |
| auf Freitag datierten Brief, der der Nachrichtenagentur AP vorlag. Itté | |
| habe eine Einladung ins Außenministerium ignoriert, schrieb das | |
| Ministerium. Außerdem agiere die französische Regierung gegen die | |
| Interessen Nigers. | |
| Paris reagierte am Freitagabend [1][auf die Aufforderung]. „Nur legitime | |
| gewählte nigrische Behörden“ hätten ein Mitspracherecht, was das Schicksal | |
| des Botschafters angehe. Die Präsidentengarde im Niger hatte den gewählten | |
| Präsidenten Mohamed Bazoum am 26. Juli für abgesetzt und später ihren | |
| Kommandeur Abdourahamane Tiani zum neuen Machthaber erklärt. | |
| Zuvor hatte die neue Militärregierung in Niger am Freitag laut seinem | |
| Außenministerium den französischen Botschafter Sylvain Itte des Landes | |
| verwiesen. Die Entscheidung sei unter anderem wegen Ittes Weigerung | |
| getroffen worden, einer Einladung zu einem Treffen mit dem Außenminister | |
| der Putschisten nachzukommen. Auch andere Handlungen der französischen | |
| Regierung stünden den Interessen des Nigers entgegen. Eine Stellungnahme | |
| der Regierung in Paris liegt nicht vor. [2][Die ehemalige Kolonialmacht] | |
| hat die Wiedereinsetzung von Präsident Mohamed Bazoum nach dem Putsch am | |
| 26. Juli gefordert. | |
| Verwirrung gab es über die Ausweisung des deutschen und des | |
| US-amerikanischen Botschafters aus Niger. Medienberichte hatten sich | |
| offenbar als falsch erwiesen. Die Nachrichtenagentur AFP entfernte zuvor | |
| veröffentlichte Meldungen mit der Begründung, die ihr vorliegenden | |
| Informationen seien von den Behörden für nicht authentisch erklärt worden. | |
| Auch das US-Außenministerium teilte mit, Bilder von Briefen, die im | |
| Internet kursierten und amerikanisches diplomatisches Personal zur Ausreise | |
| aufforderten, seien laut nigrischem Außenministerium nicht echt. | |
| ## USA warnen vor Ausbreitung von Terrorgruppen | |
| Niger hat um militärische Unterstützung zweier Nachbarländer gebeten. Tiani | |
| unterzeichnete zwei Erlasse, die „die Sicherheitskräfte von Burkina Faso | |
| und Mali ermächtigen, im Falle einer Aggression auf nigrischem Territorium | |
| einzugreifen“, wie die Junta am späten Donnerstag bekannt gab. Die von | |
| Militärregimen regierten Staaten hatten bereits zuvor gedroht, dass jede | |
| Anwendung von Gewalt durch die westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas | |
| gegen die nigrische Junta als Kriegshandlung gegen ihre eigenen Nationen | |
| behandelt werde. | |
| Ecowas und westliche Länder verlangen, Bazoum wieder in sein Amt | |
| einzusetzen. Die Putschisten ignorierten dies und mobilisierten Tausende | |
| Anhänger zu Kundgebungen gegen Ecowas und die frühere Kolonialmacht | |
| Frankreich, die im Niger etwa 1.500 Soldaten stationiert hat. | |
| Die USA sind besorgt, dass die Militärputsche in der afrikanischen | |
| Sahelzone zu einem weiteren Erstarken terroristischer Gruppen dort führen | |
| könnten. Der Niger galt bis zum Putsch bei westlichen Ländern als einer der | |
| letzten Partner in der Sahelzone südlich der Sahara, mit dem ein Kampf | |
| gegen Extremisten möglich war. | |
| Die US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield erklärte am Freitag vor dem | |
| UN-Sicherheitsrat mit Blick auf die zunehmende Bedrohung durch den | |
| Islamischen Staat sowie Ableger von Al-Kaida, die Vereinigten Staaten böten | |
| ihren afrikanischen Partnern weiterhin „entscheidende Unterstützung bei der | |
| Zerschlagung und Zersetzung“ dieser Terrorgruppen an. | |
| Der Leiter der UN-Terrorismusbekämpfung, Wladimir Woronkow, bekräftigte, | |
| dass der „Islamische Staat“, auch bekannt unter seinem arabischen Akronym | |
| Daesh, „eine ernsthafte Bedrohung in Konfliktzonen und Nachbarländern“ | |
| darstelle. „In Teilen Afrikas sind die fortgesetzte Ausbreitung des Daesh | |
| und mit ihm verbundener Gruppen sowie das zunehmende Ausmaß an Gewalt und | |
| Bedrohung nach wie vor äußerst besorgniserregend“, sagte er. In Mali, | |
| Burkina Faso und Niger, wo die Präsidentengarde den gewählten Präsidenten | |
| und seine Familie im Juli als Geiseln genommen hat, agiere der regionale | |
| IS-Ableger „zunehmend autonomer“ und verstärke seine Angriffe. | |
| Die seit langem geplante Ratssitzung zum Thema Terrorismusbekämpfung fand | |
| wenige Tage statt, nachdem der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, | |
| Jewgeni Prigoschin, und weitere führende Mitarbeiter Berichten zufolge bei | |
| einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Sie waren gerade aus Afrika | |
| zurückgekehrt, wo Wagner in den vom Militär regierten Ländern Mali und | |
| Burkina Faso aktiv ist. | |
| 26 Aug 2023 | |
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