| # taz.de -- Nea Dimokratia auf der Peloponnes: Die Firma Griechenland | |
| > Seit den Parlamentswahlen ist das Land fest in der Hand der konservativen | |
| > Nea Dimokratia. Die Verflechtungen der Partei mit Unternehmen sind enorm. | |
| Gytheion taz | Der Unterschlupf für den pechschwarzen Mercedes E 250 von | |
| Vangelis Liverakos ist ein simples Welldach. Der Autohafen spendet | |
| kostbaren Schatten für dieses schon etwas ältere, aber doch einen Hauch von | |
| Luxus versprühende Fahrzeug. Schon in der Frühe knallt die Sonne mit voller | |
| Kraft auf das weitläufige Firmengelände der Gebrüder Liverakos vor den | |
| Toren der kleinen Küstenstadt Gytheion im Süden der Halbinsel Peloponnes. | |
| Liverakos ist nicht nur Stammwähler, er ist Mitglied der Nea Dimokratia | |
| (ND), der konservativ-liberalen Regierungspartei in Athen, welche die | |
| Parlamentswahl im Juni klar gewann. Gegründet wurde die ND nach der | |
| Militärdiktatur in Athen 1974, sie ist der Nachfolger der | |
| konservativ-nationalistischen Nationalradikalen Union (ERE). | |
| Die ND deckt traditionell ein breites Spektrum von sehr weit rechts bis zur | |
| Mitte ab, in der Monarchisten, Junta-Anhänger, Erzkonservative, gemäßigte | |
| Rechte und Liberale ihre politische Heimat haben. Gytheion wiederum ist | |
| eine ND-Hochburg. Waren es landesweit 40,56 Prozent der Stimmen, holte die | |
| ND in der Küstenstadt [1][bei den jüngsten Parlamentswahlen am 25. Juni] | |
| fulminante 55,94 Prozent. Rund 300 von 332 Kommunen werden von | |
| ND-Bürgermeistern regiert. Was ist ihr Erfolgsmodell? | |
| Vangelis Liverakos, 64, groß gewachsen, ockergelbes Polohemd, blaue Jeans, | |
| den alle nur Vangos rufen, steigt in seinen Mercedes, um eine Runde auf dem | |
| Areal seines Unternehmens zu drehen. Er hat viel zu zeigen. In einer Halle | |
| sind Eisenstäbe bündelweise gelagert, wie er erklärt. Für den Kunden werden | |
| sie zentimetergenau geschnitten. Woanders wird Holz gelagert und | |
| verarbeitet, sogar ein eigenes Betonwerk haben die Liverakos errichtet. | |
| Ob Klein- oder Großkunde, ob Handwerker oder der Haus- und Wohnungsbesitzer | |
| von nebenan: In der riesigen Verkaufshalle kann von den Gebrüdern Liverakos | |
| alles gekauft werden, was für den Neubau oder für Bestandsimmobilien nötig | |
| oder erwünscht ist. Es gibt Farben, Fliesen, Bodenbeläge, | |
| Sanitäreinrichtungen, Küchenmaterialien, Kleb- und Isolierstoffe, Sand, | |
| Schotter und vieles mehr. „Bei uns kann jeder das finden, wozu er sonst in | |
| fünf Geschäfte gehen müsste“, sagt Vangos Liverakos. Und sein Geschäft | |
| brummt. Auch, weil sich hier immer mehr Westeuropäer niederlassen. | |
| In Gytheion wählen die Menschen traditionell rechts. Rechts hieß früher, | |
| für das Königtum und die ihm treuen Parteien zu sein. Die Monarchie erfuhr | |
| in Gytheion und Umgebung großen Zuspruch. Ein bekannter Politslogan hieß | |
| hier: „Ψωμί, ελιά και Κώτσο Βασιλιά“ („Psomi, Elia… | |
| „Brot, eine Olive und Kostas als König“). Er hatte seinen Ursprung 1920 in | |
| der Verehrung des griechischen Königs Konstantinos I. | |
| Stimmte im Dezember 1974 bei der Volksabstimmung über den Erhalt oder die | |
| Abschaffung der Monarchie in ganz Hellas eine überwältigende Mehrheit von | |
| 69,18 Prozent für die Abschaffung, votierten in der Region Gytheion | |
| hingegen 60 Prozent für den Erhalt der Monarchie. Das wirkt bis heute nach | |
| – auch ohne König: Seither dominiert hier die ND. | |
| „Ich bin von der Gesinnung her Mitte-Rechts. Ich will eine liberale | |
| Wirtschaftspolitik, in der Außenpolitik befürworte ich eine harte Haltung | |
| zur Türkei. In der Migrationsfrage denke ich so wie die allermeisten: Wir | |
| wollen keine illegalen Einwanderer“, sagt Liverakos. Die ND unter dem alten | |
| und neuen Premier Kyriakos Mitsotakis, der nach dem jüngsten Urnengang | |
| weitere vier Jahre alleine in Athen regieren kann, erfülle seine Wünsche. | |
| „Mitsotakis stützt die Mittelschicht, senkt die Steuern, fördert den | |
| Tourismus. Die Ausländer kaufen Land, sie bauen hier.“ Vangos Liverakos | |
| klingt nicht nur zufrieden – er ist es auch. | |
| Westeuropäer haben die Region um Gytheion mit ihrer schönen Landschaft, den | |
| malerischen Meeresbuchten, antiken Stätten, kulinarischen Köstlichkeiten | |
| und dem auch im Winter milden Klima entdeckt. Sie kaufen Häuser und | |
| renovieren sie, sie kaufen Grundstücke und errichten Neubauten. Sie alle | |
| brauchen Baumaterialien. Liverakos hat sie. | |
| Ferner boomt der Tourismus. Erst kürzlich eröffnete ein neues, mondänes | |
| Hotel mit Dachterrasse, Restaurant, Bar und Wellnessbereich im Herzen von | |
| Gytheion seine Pforten. Die Liverakos-Brüder lieferten die Baustoffe. | |
| Fortsetzung folgt. Denn neue Luxusherbergen schießen wie Pilze aus dem | |
| Boden. | |
| Schließlich fließen reichlich EU-Gelder in die prosperierende Region. Die | |
| Infrastruktur wird erneuert, verbessert, ausgebaut. Das wohl größte | |
| Projekt: eine neue Müllverarbeitungsanlage. Die Liverakos-Brüder | |
| produzieren den Beton zum Bau der Anlage. „Dafür sind rund 20.000 | |
| Kubikmeter nötig“, schätzt Vangos Liverakos. Das sei in etwa so viel, wie | |
| sein Betonwerk pro Jahr herstelle. Unentwegt rauschen Liverakos’ | |
| Fahrmischer von seinem Betonwerk zur neuen Mega-Baustelle und zurück, um | |
| neuen Frischbeton zu laden. | |
| Den Auftrag zum Bau und Betrieb der Müllverarbeitungsanlage, für die die | |
| Gebrüder Liverakos den Beton liefern, erhielt die Firma GEK TERNA. Das ist | |
| ein Paradebeispiel für familiäre Verflechtungen zwischen der konservativen | |
| Regierungspartei und Großfirmen: Der Schwiegervater von Georgios | |
| Gerapetritis, die rechte Hand von Premier Mitsotakis und amtierender | |
| Außenminister, ist die Nummer zwei im Baukonzern GEK TERNA. Und siehe da: | |
| Ob Autobahnen, Windparks oder in der Müllverwertung: die GEK TERNA erhält | |
| einen Auftrag nach dem nächsten. | |
| Petros Andreakos sitzt in seinem Amtszimmer im ersten Stock des Rathauses | |
| in Gytheion, ein schönes, neoklassizistisches Gebäude, direkt gegenüber dem | |
| Hafen. Andreakos ist wortkarg – und er ist extrem medienscheu. Die Leute | |
| hier sagen, er sei höchst selten in den Straßen von Gytheion zu sehen, weil | |
| er nicht gerne Hände schüttele, um so Stimmen zu fangen. Er sei ein Macher, | |
| kein Schwafler. Das honorieren die Menschen offenbar: Seit 1998 ist Petros | |
| Andreakos Bürgermeister, zuerst im Ort Oitylos nahe Gytheion, hernach in | |
| dem – durch eine Verwaltungsreform geschaffenen – viel größeren | |
| Gemeindebezirk Östliche Mani mit Sitz in Gytheion. | |
| ## „Ich bin ND“ | |
| Andreakos’ Schreibtisch aus Massivholz ist schwer. Hinter ihm stehen zwei | |
| Puppen von Maniaten, den Bewohnern der Mani – dem Landstrich im Süden der | |
| Peloponnes – in tradioneller Bekleidung, Bilder von griechisch-orthodoxen | |
| Würdenträgern hängen an der Wand. Neben der griechischen Flagge, ist noch | |
| jene der EU sowie die Mani-Fahne mit der legendären Aufschrift „Niki i | |
| thanatos“ („Sieg oder Tod“) aufgestellt, ein Symbol für den | |
| unerschütterlichen Freiheitskampf der Maniaten gegen die Osmanen. „Meine | |
| Partei heißt Mani“, sagt Andreakos. Um in einem Atemzug hinzuzufügen: „Ich | |
| bin ND“. | |
| Ja, klar, sagt er: Es sei immer gut, wenn „die Regierung stabil“ ist, so | |
| Andreakos. Mit der Regierung Mitsotakis habe die Zusammenarbeit bisher „gut | |
| funktioniert“. Andreakos will demnächst wieder gewählt werden, für erneute | |
| vier Jahre. | |
| Straßendecken aus Pflastersteinen statt Asphalt, neue Fußgängerbereiche, | |
| renovierte Gebäude: Gytheion, das „Land der Götter“, wie der blitzsaubere | |
| Ort übersetzt heißt, soll noch hübscher werden. Sieben Millionen Euro | |
| stehen dafür alleine im laufenden Jahr für Gytheion mit seinen etwa | |
| fünftausend Einwohnern zur Verfügung – aus eigenen kommunalen Geldern, | |
| Finanzierungen vom Athener Innenministerium sowie EU-Geldern. | |
| Der 73-jährige Andreakos drückt seine Vision in Bildern aus. Die | |
| Entwicklung des Ortes sehe er „nicht als Abfolge von kleinen und großen | |
| Kreisen, die sich immer wieder öffnen und schließen“, sondern als „eine | |
| Linie, die gerade in die Zukunft führt“. Eine gerade Linie also, keine | |
| Kreise. Schön formuliert. Sechs Amtszeiten hat Andreakos bereits hinter | |
| sich gebracht, im Oktober stehen turnusgemäß Neuwahlen an. Er wird wieder | |
| antreten, und er habe gute Chancen, wiedergewählt werden, heißt es. | |
| Die politische Linie wird von ND-Leuten bestimmt, auf allen Ebenen der | |
| hellenischen Politpyramide. Rund 300 der 332 griechischen Städte und | |
| Gemeinden führen Bürgermeister, die entweder der ND nahestehen, von ihr | |
| unterstützt werden oder deren Mitglied sie sind. Das gleiche Bild auf der | |
| Regionalebene direkt darüber: zwölf der 13 Regionalverwaltungen sind fest | |
| in ND-Hand. | |
| Das hat gute Gründe: die sozialdemokratische Pasok, in den 1980er und | |
| 1990er Jahren auf kommunaler und regionaler Ebene sehr stark, schrumpfte | |
| nach dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise in den Zehnerjahren zur | |
| Kleinpartei. Die linke Syriza konnte sogar in ihren Regierungsjahren in | |
| Athen von 2015 bis 2019 auf kommunaler und regionaler Ebene nie Fuß fassen. | |
| Davon profitierte die wiedererstarkte ND. | |
| Dabei ist Griechenland ein zentralistischer Staat. Die Regierung in Athen | |
| ist mit ihren per Gesetz zugewiesenen Kompetenzen übermächtig. Ferner | |
| verfügt sie über das Gros der Gelder, die entweder über Steuer- und | |
| Abgabeneinnahmen im eigenen Land generiert werden oder aus den | |
| EU-Geldtöpfen ins Land fließen. Der Regierungschef, sprich: der Premier, | |
| hat per Verfassung die Macht der Exekutive auf sich vereint. Das formale | |
| Staatsoberhaupt, der Staatspräsident, hat nur repräsentative Funktionen. | |
| Eine zweite Kammer, die auch die Gesetzesinitiative ergreifen kann, fehlt | |
| in Hellas. Ferner fehlt ein Verfassungsgericht. Die ND kann regieren, wie | |
| sie will. | |
| Vangos Liverakos und viele mehr mögen das. Andere finden das gar nicht gut. | |
| Nikos Giannaros, 42, Kahlkopf, Vollbart, sportlich, tätowierter Unterarm, | |
| findet das zum Kotzen. Er ist in Gytheion geboren, studierte Statistik in | |
| Piräus und kehrte in seinen Heimatort zurück. Heute ist er Steuerberater, | |
| sein Büro liegt nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt. Er wähle die | |
| Pasok, offenbart der smarte Grieche. Er tue das eher „emotional“. | |
| Schließlich habe die Pasok in ihrer Blütezeit als Regierungspartei in Athen | |
| „viele Fehler gemacht“, wie er gesteht. Für die Pasok reichte es in | |
| Gytheion bei den jüngsten Parlamentswahlen immerhin zu Platz zwei, zwar mit | |
| nur 11,5 Prozent der Stimmen, aber noch vor der linken Syriza. „Bis auf die | |
| ND sind hier alle anderen eher Splitterparteien“, sagt Giannaros. | |
| Dabei hegte er Hoffnung. „Vor den Wahlen im Juni dachte ich: Mensch, | |
| diesmal wird die ND an der Wahlurne bestraft werden! Selbst hier! Endlich! | |
| [2][Die Zugtragödie] [3][](im Tempital mit 57 Toten Ende Februar, Anm. d. | |
| Red.), handfeste Skandale wie ein großer Lauschangriff des Griechischen | |
| Geheimdienstes auf mutmaßlich über 100 Politiker, Unternehmer, | |
| Militärangehörige und Medienschaffende und vor allem die ungebremste | |
| Teuerung im Land: die Leute waren so sauer auf die Regierung. Sie | |
| schimpften auf der Straße. Doch was kam an der Wahlurne heraus? Wieder die | |
| ND!“ Giannaros kann sich richtig in Rage reden. | |
| ## Die Sicherheit, immer wieder gewählt zu werden | |
| Das sei wirklich bitter, seufzt er. Die größte Gefahr aus seiner Sicht: Die | |
| Sicherheit, immer wieder gewählt zu werden – egal, was passiert – führe b… | |
| den Regierenden zu einer Selbstgefälligkeit. Und damit zum Stillstand. Dass | |
| es nicht vorwärts ginge, liege an der Alterung der Bewohner, ihrem | |
| niedrigen Bildungsgrad und der Gleichgültigkeit der Jugend, so Giannaros’ | |
| niederschmetternder Befund. „Meine Generation verließ Gytheion, um in Athen | |
| oder anderswo zu studieren. Sie kehrte später zurück. Das ist heute anders. | |
| Die jungen Erwachsenen verlassen Gytheion – und zwar für immer. Sie halten | |
| es hier nicht aus. Sie sagen sich: Bloß weg hier!“ | |
| So zieht die ND unbehelligt ihre Kreise. Bliebe die Gretchenfrage: Wer | |
| kontrolliert die ND? Die einheimische Justiz scheint es nicht zu sein. Die | |
| obersten Richter ernennt die Regierung, also die omnipotente ND. Skandale | |
| bleiben ungestraft. Kein Wunder: Ausgerechnet der Sohn des von der | |
| Regierung eingesetzten obersten Staatsanwaltes, der [4][im heiklen | |
| Abhörskandal] Licht ins Dunkel bringen sollte, war im Büro eines | |
| einflussreichen ND-Ministers angestellt. Nepotismus pur. | |
| Wer auf die Medien und ihre Kontrollfunktion setzt, der tut dies | |
| vergeblich. Regierungsfreundliche Medien erhalten von der Regierung üppige | |
| Staatsgelder, unterwürfigen Journalisten werden zudem lukrative Staatsjobs | |
| zugeschanzt. Kritische Medien geraten dagegen unter Druck. Ein | |
| Unrechtsbewusstsein? Fehlanzeige. Hellas ist in der Ära Mitsotakis in der | |
| Weltrangliste der Pressefreiheit von Platz 65 (2019) auf Rang 107 (2023) | |
| abgestürzt – ein tiefer Fall um 42 Plätze. | |
| Vangos Liverakos stört das alles nicht. Der Abhörskandal? Für ihn sei das | |
| keiner. Er findet: „Was ist daran falsch? Das ist doch die Aufgabe des | |
| Geheimdienstes: abhören“. Dass Premier Mitsotakis Spross einer alten | |
| Politdynastie in vierter Generation ist, sei kein Anachronismus. Liverakos | |
| lächelt: „Wieso? Wir in der Familie tun das doch genauso. Wir bereiten auch | |
| unsere Söhne darauf vor, die Firma weiterzuführen.“ | |
| Vangos schaltet in seinem schwarzen Mercedes die Klimaanlage auf volle | |
| Kälteleistung. Die Hitze auf dem Firmengelände ist unterdessen | |
| unerträglich. Mächtige, futuristisch aussehende Kugeln liegen auf dem | |
| Gelände herum. „Wir nennen sie Ballons“, erklärt Liverakos. Den | |
| Abstellplatz habe er vermietet. Mit „Ballons“ meint er mit Druckluft | |
| gefüllte, schwimmende Kotflügel aus Gummi. Sie spielen bei der Verladung | |
| von Erdöl in große Tankschiffe eine wichtige Rolle. | |
| Der Hintergrund: Im Golf von Lakonien, an dem die Stadt Gytheion liegt, | |
| werden seit dem Beginn des Ukraine-Krieges offenkundig sogenannte | |
| Ship-to-Ship-Operationen im großen Stil abgewickelt, wie internationale | |
| Medien eindrücklich dokumentiert haben. Dabei handelt es sich um die | |
| Verladung von Erdöl von einem Tanker zu einem anderen. | |
| Denn seit dem Start der Sanktionen gegen Russland darf kein Tanker unter | |
| russischer Flagge einen Hafen in Europa ansteuern und derweil kein | |
| russisches Öl in die EU eingeführt werden. Griechische Reeder profitieren | |
| mutmaßlich davon, indem sie das Embargo gegen russisches Öl umgehen. | |
| Mit russischem Öl beladene Tanker, so die Vermutung, kommen über das | |
| Schwarze Meer in den Golf von Lakonien. Tanker von oftmals griechischen | |
| Reedereien nehmen das russische Öl in internationalen Gewässern entgegen, | |
| um dessen Herkunft zu verschleiern. Der Golf von Lakonien bietet sich dafür | |
| idealerweise an. Denn hier ist nicht nur das Meer in der Regel ruhig. Zudem | |
| beginnen die internationalen Gewässer schon sechs Meilen vor der Küste von | |
| Gytheion. Sie täten also dort nichts Illegales – es sind ja nicht mehr | |
| EU-Gewässer, wie sich die griechischen Reeder verteidigen. | |
| ## Putins Kriegskasse | |
| Und die „Ballons“, die schwimmenden Kotflügel? Sie werden zwischen die | |
| beiden Tanker herabgelassen, um so zu verhindern, dass die beiden Tanker | |
| aneinanderstoßen. Von der Regierung Mitsotakis haben die griechischen | |
| Reeder nichts zu befürchten. Im Gegenteil. Der ND-Chef Mitsotakis hat sich | |
| bei EU-Gipfeln seit Beginn des Ukraine-Krieges immer wieder für die | |
| mächtigen hellenischen Schiffseigner starkgemacht. Kritiker monieren, die | |
| griechischen Reeder füllten nur die eigene Tasche – und [5][die Kriegskasse | |
| von Putin]. | |
| „Alles Quatsch“, poltert Petros Tsirivakos. Nein, nein, es gebe kein | |
| Umpumpen von russischem Öl im Golf von Lakonien. Tsirivakos lädt in seine | |
| „Libella Beach Bar“ ein. Der Sohn serviert. Die „Libella“ liegt direkt … | |
| langen Sandstrand Selinitsa, einen Katzensprung von Gytheion entfernt. Den | |
| Gast erwarten nicht nur Sonnenliegen, Getränke und Snacks. Sogar einen | |
| Ententeich hat Tsirivakos hier angelegt. Esel schreien. Tsirivakos pflegt | |
| sie liebevoll. Eine Idylle. | |
| Tsirivakos blickt aufs Meer. Ein Fernglas reiche, um zu entdecken, ob da | |
| etwas passiere, sagt er. Tue es aber nicht, grinst er. Sein Argument: Die | |
| Hafenbehörde von Gytheion sei „eine der besten, die es gibt“. Sie sehe | |
| alles, was auf dem Meer geschehe. Die Hotelbesitzer in Gytheion würden | |
| zudem Sturm laufen, gäbe es ein Umpumpen von Öl auf dem Meer vor ihrer Nase | |
| – aus Angst vor einem Tankerunfall, der die ganze Gegend mit Öl verseuchen | |
| könnte. | |
| Wie eine Recherche nach dem Gespräch mit ihm ergibt, ist der Golf von | |
| Lakonien sehr wohl voller Öltanker, die sich nicht bewegen. Rund um die | |
| Uhr. Das belegt die für jeden zugängliche Webseite | |
| [6][www.marinetraffic.com]. Sie ortet und identifiziert in Echtzeit Schiffe | |
| aller Art auf den Meeren. | |
| Zurück zu Petros Tsirivakos. Der 63-Jährige, in Gytheion aufgewachsen, ist | |
| nicht nur Besitzer der „Libella“-Bar. Seit fast 20 Jahren ist Tsirivakos | |
| ein enger Weggefährte von Petros Andreakos, Gytheions ewigem Bürgermeister. | |
| Tsirivakos, ein studierter Bauingenieur, ist seit 2004 in der | |
| Stadtverwaltung tätig. Zunächst zuständig für die Erteilung von | |
| Baugenehmigungen, verantwortet er mittlerweile die Stadtentwicklung. Sein | |
| Traumjob. | |
| Tsirivakos, ein redseliger Genosse, spricht ausführlich über sein Schaffen | |
| in Diensten der Gemeinde, wie sehr sich Gytheion verändere. Selbstredend | |
| zum Besseren. Er sagt, er habe noch einiges vor, zum Wohle von Gytheion, | |
| seiner Bürger, seiner Besucher. Tsirivakos trinkt sein Glas aus. Die | |
| rotorangefarbene Sonne versinkt im Meer. So wie sie es immer tut. | |
| Tsirivakos hält inne. Im Land der Götter bleibt alles beim Alten. Eine | |
| Linie, die gerade in die Zukunft führt. | |
| 4 Aug 2023 | |
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| [5] /-Nachrichten-zum-Ukraine-Krieg-/!5952360 | |
| [6] https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/centerx:-12.0/centery:25.0/zoom:4 | |
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