# taz.de -- Mutmaßliche Gruppenvergewaltigungen: Ermittlungsgruppe eingesetzt | |
> Debatte nach Vergewaltigungen am Schlachtensee und im Görlitzer Park: Aus | |
> der CDU wird die Schließung des Parks gefordert – Grüne widersprechen. | |
Bild: Der Görlitzer Park in Kreuzberg | |
BERLIN taz | Fälle von mutmaßlicher Gruppenvergewaltigungen beschäftigen | |
die Berliner Polizei. Wie erst am Donnerstag durch Medienberichte bekannt | |
wurde, soll sich eine derartige Tat bereits im Juni im [1][Görlitzer Park] | |
in Kreuzberg ereignet haben. Ein Mann und eine Frau sollen demnach von | |
einer Männergruppe zunächst ausgeraubt worden sein. Anschließend sei die | |
Frau bedrängt und dann vor den Augen ihres Begleiters vergewaltigt worden. | |
Danach waren die Täter geflüchtet. | |
Schon zuvor bekannt geworden waren sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen | |
gegen drei Mädchen in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni am Rande einer | |
Feier von Jugendlichen am Schlachtensee in Zehlendorf. Einige Tage darauf | |
hatte die Polizei Hausdurchsuchungen bei vier tatverdächtigen männlichen | |
Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren durchgeführt. | |
Dabei seien Datenträger beschlagnahmt und die Verdächtigen nach | |
erkennungsdienstlicher Behandlung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die | |
Ermittlungen leitet eine extra eingerichtete Ermittlungsgruppe „Calor“ – | |
spanisch für Hitze –, die mit sechs Beamten beim Landeskriminalamt | |
angesiedelt ist. | |
Die Polizei hatte zu beiden Fällen keine Pressemitteilungen veröffentlicht. | |
Angaben zu den Verdächtigen macht die Staatsanwaltschaft – zumindest beim | |
Fall Schlachtensee – aufgrund des Alters der Beschuldigten nicht. Nähere | |
Informationen würden den „Zweck eines auf Erziehung und Vermeidung von | |
Stigmatisierung ausgerichteten Jugendstrafverfahrens“ gefährden. Laut einem | |
Bericht der B.Z. sind alle vier deutsche Staatsbürger. Bei dem Fall im | |
Görlitzer Park spricht die Zeitung von „Dealern“ als vermeintlichen Täter… | |
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verteidigte die fehlende | |
Öffentlichkeitsarbeit der Polizei: Es gehe darum „Ermittlungen nicht zu | |
gefährden“ sowie „Betroffene zu schützen“, denen durch Veröffentlichun… | |
„zusätzliche traumatische Belastungen entstehen“ können, so Landeschef | |
Stephan Weh. | |
## Debatte über Konsequenzen | |
Der CDU-Abgeordnete Timur Hussein, zugleich Kreisvorsitzender in | |
Friedrichshain-Kreuzberg, forderte anlässlich des Vorfalls im Görlitzer | |
Park ein umfassenden Maßnahmenpaket. Auf Twitter schrieb er: „Park | |
zeitweise abschließen, Security an Eingängen, mobile Polizeistation im | |
Park, weniger Eingänge, komplett umzäunen, konsequente Bestrafung.“ | |
Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Vasili Franco, nannte die | |
Forderungen auf Anfrage der taz „politischen Aktionismus“. Den Park zu | |
schließen, wie die CDU es schon häufiger gefordert habe, sei „keine | |
adäquate Antwort“. Franco verwies auf das bereits vor Jahren erarbeitete | |
[2][Handlungskonzept Görlitzer Park], von dem viele Maßnahmen noch nicht | |
umgesetzt seien und die Anwohner:Innen, die „keine Schließung des Parkes | |
wollen“. Statt „Vergewaltigungen zu instrumentalisieren, um den Park dicht | |
zu machen“ und eine „Rassismusdebatte zu führen“, könne es nur darum ge… | |
„die Täter zu ermitteln und Strafverfahren einzuleiten“. | |
GdP-Chef Weh nahm den Bezirk in die Verantwortung. Dieser sollte | |
„irgendwann mal über Maßnahmen wie Sicherheitsdienste nachdenken, da der | |
Ruf nach mehr Polizeipräsenz zur Prävention in dieser Stadt zwar oftmals zu | |
hören ist, das beim Blick auf die vielen Aufgaben aber personell nicht | |
gewährleistet werden kann“. | |
Tatsächlich ist der Görlitzer Park und der angrenzende Wrangelkiez schon | |
lange im polizeilichen Fokus. Im erste Halbjahr 2023 hat die Polizei hier | |
laut einer Kleinen Anfrage der beiden Linken-Politiker Niklas Schrader und | |
Ferat Kocak 37.000 Einsatzstunden geleistet. Die Anfrage ergab zudem, dass | |
es im ersten Halbjahr zu acht Fällen von Vergewaltigung, sexueller Nötigung | |
und sexueller Übergriffe gekommen ist, fünf davon ereigneten sich im Juni. | |
Auch in der zweiten Jahreshälfte 2022 war es zu acht sexualisierten | |
Übergriffen gekommen. In insgesamt neun der Fälle innerhalb des | |
Jahreszeitraums bestand zwischen den Geschädigten und den Tatverdächtigen | |
eine „zumindest flüchtige Bekanntschaft“. | |
27 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Goerlitzer-Park/!t5011094 | |
[2] /Goerlitzer-Park-Berlin/!5349242 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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