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# taz.de -- Debatte um Pflegevollversicherung: Man darf sehr gespannt sein
> Die Pflegekrise spitzt sich weiter zu. Nun muss Gesundheitsminister
> Lauterbach sein Versprechen einer „Pflegevollkasko“ halten.
Bild: Teures Leben im Alter: 97-jährige pflegebedürftige Seniorin in Berlin
Die Pflegekrise ist so allumfassend – man weiß gar nicht, wo man anfangen
soll. Die Eigenanteile für einen stationären Pflegeplatz sind inzwischen
bald doppelt so hoch wie die Durchschnittsrente von 1.500 Euro. Diese
teuren Plätze sind mit immer weniger, immer schlechter ausgebildetem
Personal ausgestattet – weil es schlicht zu wenig gibt. Dass dies erst der
Beginn einer Entwicklung sein dürfte: reine Bevölkerungsstatistik.
Angesichts dieser wenig erquicklichen Aussichten ist die Frage nach
Lösungsansätzen existenziell. Die Pflegevollversicherung ist der wohl
wichtigste. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat ihn gerade wieder ins
Spiel gebracht, nach einer Umfrage mit Rekordzustimmung.
Im Moment zahlen Menschen in die Pflegeversicherung ein, und wenn der
Pflegefall eintritt, wird ein Eigenanteil fällig. Kann der von der
pflegebedürftigen Person und ihren Angehörigen nicht erbracht werden,
springt der Sozialstaat ein. Eine Pflegevollversicherung wäre wie die
Krankenversicherung: [1][Alle notwendigen Leistungen] werden bezahlt –
unabhängig von den Einkommensverhältnissen. Eine dafür notwendige Erhöhung
der Versicherungsbeiträge würde alle treffen, [2][auch
Geringverdiener*innen]. Vom Wegfall der Eigenanteile würden wiederum
auch Spitzenverdiener*innen profitieren.
Wenn das [3][gerecht und solidarisch] gestaltet werden soll, braucht es
mehr als nur einen höheren Beitrag im bewährten Modell. Die
Befürworter*innen fordern daher ganz grundlegende Änderungen im
System: Pflichtversicherung ohne Ausweichen in die Privatversicherung,
Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze, Einbeziehung von Vermögen bei der
Beitragsbemessung.
Das klingt nicht unbedingt nach dem, was Gesundheitsminister Karl
Lauterbach im Kopf hatte, als er im April versprach, die Einführung einer
„Pflegevollkasko“ zu prüfen. Und auch nicht nach einem Plan, der mit der
FDP in der Regierung umsetzbar scheint. Man darf also sehr gespannt sein,
welche Vorschläge in nächster Zeit aus diesen Kreisen kommen werden.
25 Aug 2023
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## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Krankenkassen
Senioren
Pflege
Karl Lauterbach
Pflegekräftemangel
Ampel-Koalition
Krankenhausreform
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