Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Eine Straße auf Zypern und der Krieg: Provokation als Herrschaftsm…
> Was jetzt in der UNO-Pufferzone in Zypern, genauer in Pyla/Pile
> geschieht, ist ein Lehrstück, wie man aus dem Nichts ein Risiko zaubert.
Bild: War gerade erst da: Kyriakos Mitsokis (links), Ministerpräsident Grieche…
Das Dorf besitzt zwei Kaffeehäuser, ein griechisches und ein türkisches. Es
gibt zwei Straßen, eine bessere, die aus der griechischen Republik Zypern,
und eine schlechtere aus dem Norden, in den eine von der Türkei abhängige
Verwaltung behauptet, einen eigenen Zwergstaat zu repräsentieren. Es gibt
im Dorf zwei Gruppen, griechische und türkische Zyprioten. Deshalb hat das
Dorf auch zwei Namen: Pyla auf griechisch und Pile auf türkisch. Die
Einwohner leben vom Handel und von sehr dicken Kartoffeln.
Aber jetzt hat Pyla/Pile die Ehre, zum Kulminationspunkt eines
internationalen Konflikts zu werden. Es hat Verletzte gegeben, demolierte
UN-Fahrzeuge dazu, es hagelt Proteste aus Athen, London und Paris. Was
jetzt in Pyla/Pile geschieht, ist ein Lehrstück, wie man aus dem Nichts ein
Risiko zaubert, ohne Not, aber mit Interessen.
Das Dorf liegt nämlich zwischen der südlichen Republik Zypern und dem
nördlichen Zwergenland. Deshalb gehört es zur UN-Pufferzone. Wer dort etwa
verändern möchte, benötigt die Genehmigung der Blauhelme. Die aber lag
nicht vor, als sich [1][der türkische Norden dazu entschloss, die Straße zu
vergrößern]. Eine Provokation um der Provokation willen, die genau so
ablief, wie es sich nationalistische Hardliner wünschen: mit Krawall.
Selbstverständlich hätte das Zwergenland bei der UN eine Baugenehmigung
einholen können. Es hätte sie auch erhalten. Aber dann wäre es ja auch um
eine Straße gegangen, und nicht um große Politik. Die Türkei testet, wie
der Westen auf Veränderungen am status quo der geteilten Insel reagiert.
Sie schaut, was sich im Windschatten des Ukraine-Kriegs so machen lässt.
Sie überprüft zudem, ob Russland seine neuen Freundschaftsgesten ernst
meint. Zumindest letzteres hat geklappt. Moskau, früher als Beschützer der
Inselgriechen-Interessen bekannt, hat nämlich gar nicht reagiert.
Wahrscheinlich bleibt [2][der Straßenstreit von Pyla/Pile] eine isoliertes
Ereignis ohne große Folgen. Aber es hat schon banalere Anlässe für einen
Krieg gegeben.
20 Aug 2023
## LINKS
[1] /Angriff-auf-UN-Friedensmission-in-Zypern/!5954571
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Pyla_(Zypern)
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
Zypernkrise
Zypern
Uno
Türkei
Zypern
Zypern
Zypern
## ARTIKEL ZUM THEMA
Angriff auf UN-Friedensmission in Zypern: Bulldozer in der Pufferzone
Ein Straßenbauprojekt in Pyla, wo noch griechische und türkische Zyprioten
zusammenleben, führte zu Gewalt gegen die UN-Friedensmission.
Zyperns neuer Präsident Christodoulidis: Blockierer auf beiden Seiten
Bewegung in die festgefahrene Lage zwischen den Republiken Zypern und
Nordzypern wird Nikos Christodoulidis wohl nicht bringen. Im Gegenteil.
Präsidentenwahl in Zypern: Christodoulidis setzt sich durch
Der Karrierediplomat wird in den kommenden fünf Jahren die Insel regieren.
Oberste Priorität sei die Vereinigung mit dem türkisch besetzten Norden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.