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# taz.de -- Start der Bundesliga: Elend ohne Supershow
> Die Männerbundesliga wird wenig feierlich mit einem Bayernsieg und einem
> Punkt für Augsburg eröffnet. Der Beginn erinnert ein bisschen an
> Silvester.
Bild: Wer weiß, wozu man den Punkt mal braucht: Spieler des FC Augsburg jubeln
Der Beginn einer neuen Bundesligasaison ähnelt ein bisschen Silvester.
Niemand weiß, was in den kommenden Monaten passieren wird – außer denen,
die davon ausgehen, dass die Bayern wieder Meister werden, natürlich. Und
allen, die aus Erfahrung wissen, dass es mehr Kreuzbandrisse,
Meniskusschäden, gebrochene Nasen und ausgekugelte Schultern geben wird als
das, was allgemein erhofft wird, nämlich wundertolle Traumtore, gloriose
Rückstandsaufholungen und verzückende Underdog-Siege.
Immerhin, er wird nicht groß gefeiert, der [1][Ligastart], wobei es
vielleicht auch nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand darauf kommt,
daraus ein großes Event zu machen. Ein ganz großes, um genau zu sein, mit
verklärenden Rückschauen auf die vergangenen Spielzeiten, zu Herzen
gehenden Funktionärsreden über die Wichtigkeit des Fußballs, nach denen
sich Wildfremde vor Rührung schluchzend in die Arme fallen, sowie lustigen
Momenten, in denen kleine Kinder mit Bällen auf dem Rasen herumtollen.
Optional könnten die [2][teuersten Neuzugänge] der Klubs vorgestellt
werden, die in gleichermaßen kurzen wie bewegenden Statements ihre Liebe
zum neuen Verein beteuern und ihre großen Saisonziele schildern.
Zwischendurch könnte gesungen werden, irgendwer wird sich sicher finden,
der eine herzergreifende Hymne über den Fußball an sich verfasst, in der
darauf verwiesen wird, wie völkerverbindend und allgemein großartig die
Sportart ist und wie wichtig für den Zusammenhalt der Nation.
Wenn fertig gesungen wurde und der Bundespräsident eine nur mäßig
ausgepfiffene launige Rede gehalten hat, wären die Schiedsrichter dran, die
in einer Art Karnevalsumzug nicht Kamelle, sondern als rote und gelbe
Karten verpackte Schokoladentäfelchen ins Publikum werfen. Nachdem das
alles erledigt ist, könnte ein großes Feuerwerk stattfinden, natürlich in
den Farben der [3][Heim-Trikots] der aktuellen Bundesliga-Mannschaften
gehalten. Und dann würde die Saison endlich angepfiffen werden und das
übliche Elend seinen Lauf nehmen, indem beispielsweise die Bayern auswärts
gegen, sagen wir: den SV Werder Bremen 4:0 gewinnt.
## In Wirklichkeit gibt es nur Elend
Aber gut, in Wirklichkeit gibt es natürlich keine Bundesliga-Start-Show,
sondern bloß Elend, jedenfalls wenn man zufällig Werder Bremen oder VfL
Bochum heißt und einen ausgesprochen miesen Auftakt hatte. Oder Fan des FC
Augsburg ist und nur wenig Freude an Spielausgängen hat, die hinreichend
mit “okay, das war insgesamt alles nicht schön, aber immerhin haben wir
einen Punkt erreicht, wer weiß, wozu der noch gut sein wird“ beschrieben
werden können.
Denn einerseits war Augsburg in der letzten Saison zwar nur um
Punktesbreite nicht abgestiegen, andererseits hatte das Team jetzt am
Samstag gegen Gladbach einen 3:1-Rückstand aufgeholt und war in der 76.
Minute schließlich sogar mit 4:3 in Führung gegangen. Und bekam von
bundesliga.com daraufhin eine “Siegeswahrsscheinlickeit“ von 88,4 Prozent
attestiert sowie vom Schiedsrichter in der 6. Minute der Nachspielzeit
einen Elfmeter gegen sich gepfiffen, der natürlich prompt zum 4:4
verwandelt wurde.
Womit feststeht, dass die Zeiten schöner waren, in denen nicht ewig lang
nachgespielt, sondern nach höchstens drei Minuten Extrazeit abgepfiffen
wurde, das jedoch auch nur, wenn wirklich ausgesprochen viel los war und
sich mindestens zwei Spieler jeder Mannschaft minutenlang vor Schmerzen
oder Zeitschinderei auf dem Rasen gewunden hatten. Aber das ist ein anderes
Thema.
20 Aug 2023
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## AUTOREN
Elke Wittich
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