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# taz.de -- Aufstrebender Hamburger Fußballverein: Plötzlich umgeben von Voll…
> In nur vier Jahren hat es der Eimsbütteler TV von der Bezirks- in die
> Regionalliga geschafft. Das liegt auch an Trainer Khalid Atamimi.
Bild: Schon viele Erfolge gefeiert: Trainer Khalid Atamimi bringt seinen Spiele…
Hamburg taz | Da wartet er schon, am trainingsfreien Mittwoch, vor dem
Galette-Bistro an der [1][Hamburger Osterstraße.] Buchweizen-Crêpes, belegt
mit allerlei Köstlichkeiten, heiß vom Blech – wer könnte dazu schon Nein
sagen? Khalid Atamimi jedenfalls nicht; er entscheidet sich für den
Klassiker mit Spiegelei und schwärmt vom Nährwert.
Wer diesen schlanken Kerl voller Energie mit seinen 32 Jahren trifft,
möchte ihm mit auf den Weg geben: Achte auf Dich! Iss ruhig etwas
Nahrhaftes! Denn der junge Fußballtrainer steht vor seiner bislang
aufregendsten Saison, die sicher an die Nerven gehen und vollen Einsatz
erfordern wird.
Dabei muss man ihm die Wörter „Traum“ oder „Wunder“, gar nicht in den …
legen. Aber ein wenigstens traumhafter Aufstieg ist es doch, den der
Eimsbütteler Turnverband (ETV) da in den vergangenen vier Jahren von der
siebtklassigen Bezirksliga in die Regionalliga hingelegt hat. „Wir sind
jetzt auf der Landkarte“, sagt Atamimi und zeigt nicht zum letzten Mal sein
entwaffnendes Lächeln.
Ja, da ist jemand stolz, [2][einen Verein an die Grenze des Bezahlfußballs]
geführt zu haben, der doch eigentlich „nur“ für seine gute Jugendarbeit,
seine riesige Nachwuchsabteilung und als Gesamtverein durch Größe,
Cleverness und Vernetzung im Stadtteil bekannt ist: Wer in Eimsbüttel hat
noch nicht beim ETV Sport gemacht?
## Auf Niederlagen eingestellt
Atamimi hat indonesische Wurzeln, wurde hier geboren und lernte Fußball bei
Grün-Weiß Eimsbüttel (GWE) im Schatten der Lenz-Siedlung mit seinen hohen
Plattenbauten. Nach Jahren als Spieler bei GWE, den Alsterbrüdern und dem
ETV war er „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, um den ETV im September
2021 als Coach in der Landesliga zu übernehmen.
Zwei Aufstiege später steht der B-Schein-Inhaber vor seiner größten
Bewährungsprobe, wenn er die Novizen vom Lokstedter Steindamm, den er
liebevoll „Loki“ nennt, in der vierten deutschen Spielklasse halten soll.
Und wenn nicht? Wenn es gegen die Voll-Profis aus Flensburg, Meppen und
Oldenburg nur Niederlagen hagelt? Atamimi antwortet: „Was soll passieren?
Das wäre doch ganz normal.“
Auf einen Start mit fünf, sechs Spielen ohne Sieg versucht er seine junge
Mannschaft einzustellen – es ist eine Mannschaft, in der keiner Geld mit
dem Fußball verdient. Sie arbeiten tagsüber, studieren oder machen eine
Ausbildung, ehe sie abends vier Mal in der Woche trainieren. Dabei muss
sich der Coach bremsen. Er würde gern mehr vermitteln, sie schneller
voranbringen. Doch die Strukturen ohne einen Mäzen verhindern das.
Geschäftsführer Frank Fechner forciert die mutigen Plänen der ersten
Mannschaft. Fußball-Chef Michael Richter und Nachwuchskoordinator Jasper
Hölscher sowieso – schließlich spielt Hölscher in diesem Team, als
25-Jähriger schon der Routinier. Fast der gesamte Kader hat eine
ETV-Vergangenheit. Das bindet alte und neue Fans. Zuletzt kamen über 2.000
Menschen an den „Loki“ und sahen den ETV gewinnen. Mal sehen, wie es jetzt
wird: „Wir sind in keinem Spiel der Favorit.“ Für das Abenteuer Vierte Liga
muss der ETV in den Sportpark Eimsbüttel an der Hagenbeckstraße ausweichen
– dort sind die Vorgaben des DFB erfüllbar.
## Nur im Team erfolgreich
Khalid Atamimi selbst lernt Schifffahrtskaufmann; er will das Geschäft
verstehen, sein Vater besitzt in Indonesien eine Reederei. Er kennt es
nicht anders, als zweigleisig zu fahren: Während er sein Duales Studium bei
der Schanzenbäckerei absolvierte und mit dem Master in Business
Administration abschloss, begann sein Tag um vier Uhr früh. Jetzt sind die
Tage lang und länger, weil er abends Gespräche mit seinen Spielern führt,
in denen es um Entwicklung, Perspektiven, Stärken, Schwächen geht.
Daraus zieht Atamimi seinen Honig: „Wenn die Jungs dir zuhören, dir folgen,
wenn ich sehe, wie sie auch menschlich weiterkommen – das ist die Währung,
in der ich bezahlt werde.“ Wenn er es für richtig hält, lässt er Talente
des Jahrgangs 2006 hospitieren und seinen schnellen, mutigen Stil
aufsaugen.
Zu Hause in Schnelsen dreht sich nicht alles, aber vieles um Fußball. Seine
Freunde Loic Favé und Fabian Hürzeler sind beim FC St. Pauli angekommen;
Hürzeler wurde als Coach der BraunWeißen wegen der erstaunlichen
Siegesserie in der vergangenen Zweitliga-Saison bestaunt. Man merkt, wie
sehr ihn Atamimi schätzt; 2020 wohnte Hürzeler ein Jahr bei ihm. Worte des
Lobes gab es auch schon in die andere Richtung.
Nichts habe er allein geschafft und geschaffen, das betont Khalid Atamimi.
Das Team hinter dem Team sei stark genug, um den ETV durch die Regionalliga
zu tragen. Darüber hinaus spürt er Rückenwind: „Wir haben noch nie so viel
Zuspruch für unsere Arbeit bekommen.“ Er merkt, dass die Szene seinen
jungen Wilden den Aufstieg aus der Oberliga gönnte – und nun voller
Spannung zusieht, wie sich die Studenten vom Steindamm eine Liga höher
bewähren.
Der Saisonauftakt gegen Spelle-Venhaus ging knapp verloren, auch das Spiel
am gestrigen Sonntag gegen die zweite Mannschaft des FC St. Pauli endete
mit einer 1:4-Niederlage.
Der nächste Feiertag soll im Sportpark Eimsbüttel der 20. August werden, da
ist der 1. FC Phönix Lübeck zu Gast. Und vielleicht schaut Hürzeler seinem
Freund ja bei der Arbeit zu.
6 Aug 2023
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## AUTOREN
Frank Heike
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