# taz.de -- DFB-Team vor Spiel gegen Südkorea: Dunkle Wolken vertreiben | |
> Unerwartet früh ist das deutsche Team schon in Bedrängnis – es sind | |
> bekannte Schwächen. Mit dem Druck gehen die Spielerinnen pragmatisch um. | |
Bild: Will keine Faxen machen: Voss-Tecklenburg findet, dass die Stimmung im Te… | |
In der lässigen Millionenstadt Brisbane an der australischen Ostküste | |
prahlt man gern mit den 300 Sonnentagen im Jahr. Doch bei Ankunft des | |
deutschen Teams hingen die Regenwolken dicht über den Hochhäusern im | |
Stadtzentrum, zu dem auch jenes Stadion gehört, in dem die DFB-Frauen das | |
dritte WM-Gruppenspiel gegen Südkorea (Donnerstag 12 Uhr MESZ/ZDF) | |
bestreiten. | |
Sie bestimmen selbst die Aussichten für dieses Turnier, das in die | |
entscheidende Phase geht. Siegen oder fliegen? Mit einem Erfolg wäre der | |
Achtelfinaleinzug klar, für den Gruppensieg bräuchte es allerdings Hilfe | |
von Marokko im Parallelspiel [1][gegen Kolumbien]. Im schlimmsten Falle | |
könnte eine Niederlage das Aus bedeuten. Bundestrainerin Martina | |
Voss-Tecklenburg hat bereits entspannter gewirkt als bei der | |
Pressekonferenz vor dem dritten Match. Man habe die Dinge kritisch | |
angesprochen, aber auch Vertrauen vermittelt: „Deshalb ist es nicht nötig, | |
künstlich den Pausenclown zu spielen. Wir haben überwiegend gute Stimmung.“ | |
Sie hat viele Gespräche geführt, gerade auch mit ihrer Assistentin Britta | |
Carlson, deren Einfluss nicht zu unterschätzen ist. Es braucht | |
Veränderungen, um im letzten Drittel mehr Abschlüsse zu kreieren. „Es ist | |
klar, dass es Gedankenspiele gibt“, gab die Chefin zu. Gut möglich, dass | |
mit Lea Schüller eine zweite Zielspielerin in die Startelf rückt, um die | |
Größenvorteile gegen die Asiatinnen auszuspielen. Alexandra Popp würde sich | |
dann tiefer fallen lassen, was die Kapitänin beim VfL Wolfsburg zur Genüge | |
kennt. Lina Magull, die zuletzt überspielt wirkte, bekäme eine | |
Verschnaufpause. Dazu feiert Abwehrchefin Marina Hegering endlich ihr Debüt | |
bei dieser Endrunde. | |
Voss-Tecklenburg hielt allgemein fest: „Wir bleiben bei uns. Wir gewinnen | |
zusammen, wir verlieren zusammen, und wir gehen die nächsten Schritte | |
zusammen.“ Die 55-Jährige hatte zwar immer vor den Gegnern gewarnt, aber im | |
Gegensatz zu Gruppen mit Spanien und Japan, den USA und den Niederlanden | |
oder England und Dänemark hatte Deutschland keinen Hochkaräter zugelost | |
bekommen. Dennoch haben sich die DFB-Frauen [2][nun bereits früh in | |
Bedrängnis gebracht], wie Torhüterin Merle Frohms einräumte: Man merke, | |
„dass viel Druck auf uns lastet“. | |
## Stagnation oder Fortschritt? | |
Immerhin hat sie einige Vorderleute, die das in positive Energie ummünzen | |
wollen. „Ich glaube, dass der Druck auch immer ein bisschen dazugehört, um | |
seine Leistung abzurufen“, erklärte Abräumerin Lena Oberdorf und ergänzte: | |
„Wenn man zu locker in ein Spiel geht, wird es auch nichts. K.-o.-Spiele | |
sind für uns nichts Neues. Nur fängt es jetzt ein Spiel früher damit an.“ | |
Unter dieser pragmatischen Prämisse hatte schon der Sportliche Leiter, Joti | |
Chatzialexiou, den Ausrutscher gegen Kolumbien verstanden. Doch war diese | |
Last-Minute-Niederlage wirklich nur das? Oder Vorbote einer seit der EM in | |
England zu beobachtenden Stagnation? Frische Gesichter bei der WM in | |
Australien? Eigentlich ja Fehlanzeige. Chantal Hagel links hinten ist ein | |
Notnagel. Sie ist auf dieser Position nicht ausgebildet; Sjoeke Nüsken | |
muss auch im Hinblick auf die Anforderungen beim FC Chelsea in zentraler | |
Position dringend lernen, den Körper besser einzusetzen. | |
Noch müssen Diskussionen über Defizite in den Grundlagen nicht geführt | |
werden, wenn Deutschland seiner Favoritenrolle gegen die bislang punkt- und | |
torlosen Südkoreanerinnen erfüllt. Deren Trainer Colin Bell – [3][mit | |
Voss-Tecklenburg] hin und wieder im WhatsApp-Austausch – hat zwar am Tag | |
vor dem Duell beinahe schon neckisch angemerkt: „Lass dich überraschen, | |
Martina!“ Aber nur weil der Deutschlandkenner vielleicht eine in den USA | |
ausgebildete 16-Jährige (Casey Phair) aufbietet, muss ein zweifacher | |
Weltmeister ja nicht in Ehrfurcht erstarren. | |
Auch die taktische Flexibilität des Gegners darf gar keine Rolle spielen. | |
Vielleicht nehmen sich die deutschen Spielerinnen einfach an den Bewohnern | |
der Ausrichterstadt der Olympischen Sommerspiele 2032 ein Beispiel. In | |
Brisbane gibt es nach erstem Augenschein eine Menge junger, cooler | |
Menschen, die sich von einem schlechten Tag nicht aus der Ruhe bringen | |
lassen. Sie wissen, dass am nächsten Tag vermutlich wieder die Sonne | |
scheinen wird. | |
3 Aug 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kolumbianische-Nationalmannschaft/!5946650 | |
[2] /Zittern-im-DFB-Lager/!5947697 | |
[3] /Bundestrainerin-Voss-Tecklenburg/!5868450 | |
## AUTOREN | |
Frank Hellmann | |
## TAGS | |
Martina Voss-Tecklenburg | |
DFB Team Frauen | |
Deutscher Fußballbund (DFB) | |
Frauen-Fußball-WM 2023 | |
Frauen-Fußball-WM 2023 | |
Martina Voss-Tecklenburg | |
Frauen-Fußball-WM 2023 | |
Frauen-Fußball-WM 2023 | |
Martina Voss-Tecklenburg | |
Kolumne Oben | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Doku-Heldinnen des DFB: Fast alles außer Fußball | |
Was passiert nach dem deutschen WM-Ausscheiden mit der Heldinnen-Doku „Born | |
for this“? Einfach weiter so, Fußball spielt dort eh kaum eine Rolle. | |
Deutsches Ausscheiden bei der WM: Brüchiges Fundament | |
Um den deutschen Frauenfußball steht es schlecht. Doch Kritik wird nur | |
samtpfötig vorgetragen. Das erschwert das Vorantreiben notwendiger | |
Reformen. | |
WM-Ausnahmespielerin Caicedo: „Kolumbien ist Linda!“ | |
Die erst 18-jährige Linda Caicedo ist eine der großen WM-Entdeckungen. In | |
Kolumbien wird sie auch wegen ihrer Lebensgeschichte verehrt. | |
Faeser und der Frauenfußball: Eine spaßige Niederlage | |
Bundessportministerin Nancy Faeser beklatscht auf Twitter die Niederlage | |
der Deutschen gegen Kolumbien. Echt jetzt? | |
Zittern im DFB-Lager: Deutsche stehen schon im Endspiel | |
Das DFB-Team lässt sich von Kolumbien überraschen und muss nach dem 1:2 nun | |
die Südkoreanerinnen schlagen, um sicher weiterzukommen. | |
Deutsches Team bei der WM 2023: Unsere Elf heißt Poppi | |
Das DFB-Team der Frauen hat sich einen Namen gemacht. Allerorten ist von | |
„Popp und Co“ die Rede. In Deutschland hat sich einiges getan. |