| # taz.de -- Immer noch brennende „Fremantle Highway“: Erst einmal vor Anker | |
| > Der Unglücks-Frachter im Wattenmeer ist an einen geschützteren Ort | |
| > abgeschleppt worden. Ein Hafen wird aber noch gesucht, Gefahr besteht | |
| > weiter. | |
| Bild: Die Gefahr für das Wattenmeer besteht weiter, auch wenn es gelungen ist,… | |
| Amsterdam taz/afp | Fünf Tage, nachdem der [1][Brand an Bord der „Fremantle | |
| Highway“ ausgebrochen] ist, hat der Autofrachter einen sicheren vorläufigen | |
| Ankerplatz in der Nordsee erreicht. Dieser liegt 16 Kilometer nördlich der | |
| Inseln Ameland und Schiermonnikoog. „Das Schleppen ist ohne Probleme | |
| verlaufen“, meldete die für Wasserwege zuständige Behörde Rijkswaterstaat | |
| am Montagmittag. Dank günstiger Strömung habe die 66 Kilometer lange | |
| Strecke schneller zurückgelegt werden können als geplant. Die | |
| Rauchentwicklung sei „minimal“ gewesen. | |
| Die zunächst für Samstag geplante Bergung war im Lauf des Wochenendes wegen | |
| schlechter Windbedingungen zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, dann | |
| aber überraschend schnell begonnen worden. Da der Rauch am | |
| Sonntagnachmittag abnahm, hätten die beiden Schlepp-Schiffe „davon direkt | |
| Gebrauch gemacht“, berichtete Rijkswaterstaat. | |
| Der neue Standort ist nicht nur weiter entfernt von den vielbefahrenen | |
| Schiffsrouten nördlich des Wattenmeers, sondern bietet auch mehr Schutz bei | |
| schlechtem Wetter. Auch dort soll die Freemantle Highway mit einer | |
| permanenten Schlepp-Verbindung unter Kontrolle gehalten werden. Ein | |
| Ölräumschiff bleibt ebenfalls für Notfälle vor Ort. | |
| Sobald es möglich ist, soll nun ein Bergungs-Team die Fremantle Highway | |
| erneut inspizieren. Mittelfristig ist der Plan, den Frachter in einen Hafen | |
| zu schleppen. Welcher das sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt. „Das | |
| ist abhängig von der Situation an Bord, den zu erwartenden Wetterumständen | |
| und der Verfügbarkeit eines Hafens mit den geeigneten Vorrichtungen“, so | |
| Rijkswaterstaat. | |
| ## 1.800 Tonnen Öl und Diesel | |
| Laut den niederländischen Behörden ist das Schiff unter der Wasserlinie | |
| noch intakt. Sollte es an seinem neuen Ankerplatz auseinanderbrechen oder | |
| sinken, könnte er aber immer noch für eine Ölpest sorgen, warnte der | |
| Meeresschutzexperte Kim Detloff vom Naturschutzbund Deutschland am Montag | |
| im Bayerischen Rundfunk. | |
| „Wir würden diese chronische Ölverschmutzung haben, über viele | |
| Quadratkilometer. Und bei der vorherrschenden Windlage würde das in die | |
| deutsche Bucht, ins Wattenmeer gedrückt,“ sagte Detloff. Laut dem | |
| Bundesumweltministerium in Berlin befinden sich an Bord der „Fremantle | |
| Highway“ 1.600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel. | |
| Unterdessen fordert der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, | |
| Autofrachter sollten künftig als Gefahrgut eingestuft werden und nicht an | |
| den Küsten entlangfahren dürfen. Nadja Ziebarth, die Leiterin des | |
| Meeresschutzbüros, sagte, die von der Fremantle Highway ausgehende Gefahr | |
| sei „noch lange nicht gebannt“. Lösch- und Kühlwasser seien eine Bedrohung | |
| für Wattenmeer und Nordsee und das im Frachter befindliche Schweröl | |
| „[2][eine tickende Zeitbombe für das sensible Ökosystem]“, heißt es in | |
| einem Statement des Umweltverbandes. | |
| ## Diverse Chemikalien | |
| Das Unglück zeigt den Umweltschützern zufolge, wie schnell das Wattenmeer | |
| und die Küstenregionen von einer möglichen Umweltkatastrophe bedroht werden | |
| können. Ein bedrohlicher Chemiecocktail mit dem Lösch- und Kühlwasser | |
| gefährde bereits jetzt die Nordsee, das Wattenmeer und die darin lebenden | |
| Pflanzen und Tiere. In ihm befänden sich „beispielsweise extrem langlebige | |
| und toxische perfluorierte Tenside (PFT) aus Löschmittelzusätzen, | |
| hochgiftige Verbrennungsrückstände der diversen Kunststoffe sowie | |
| Schwermetalle“. | |
| Zudem müsse jetzt schnell geprüft werden, ob auf allen Autofrachtern | |
| moderne Löschsysteme nötig seien. [3][Batterien in E-Autos seien eine | |
| „weitere Gefahrenquelle] für Frachter“. Darauf sollte reagiert werden, um | |
| die Schiffe für Umwelt und Besatzung sicherer zu machen. | |
| 31 Jul 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Müller | |
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