# taz.de -- Präsidentenwahl in Usbekistan: Durchmarsch nach Plan | |
> Der usbekische Staatschef Mirziyoyew hat einen erwartbaren Wahlsieg | |
> eingefahren. Hoffnungen auf einen demokratischen Wandel haben sich damit | |
> zerschlagen. | |
Bild: Der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyew (re.) vor der Stimmabgabe in… | |
Für den usbekischen Staatschef Shavkat Mirziyoyew läuft alles nach Plan, | |
auch [1][der zweite Teil der Choreografie für den Durchmarsch des | |
65-Jährigen] hat funktioniert: 87 Prozent bei der Präsidentenwahl am | |
Sonntag – das toppt sogar noch sein Ergebnis von 2021, als es „nur“ 80 | |
Prozent waren. Dank des Verfassungsreferendums vom vergangenem April ist | |
der Machterhalt für die kommenden sieben Jahre gesichert. Ihnen könnte 2030 | |
auch noch eine zweite Amtszeit folgen. | |
Ist das also das „neue Usbekistan“ – [2][ein Mantra, mit dem Mirziyoyew zu | |
Hause, aber auch im Ausland für seinen Kurs wirbt] und sich als Reformer | |
aufspielt? Mitnichten! Seine drei Gegenkandidat*innen waren reine | |
Staffage: den Usbek*innen komplett unbekannt und allesamt regimetreu bis | |
ins Mark. Das war wohl auch der Grund dafür, dass von einem Wahlkampf keine | |
Rede sein konnte. Ein Kandidat, der so etwas wie eine oppositionelle | |
Alternative hätte sein können, durfte nicht antreten, weil seiner Partei | |
die Registrierung verweigert worden war. | |
Doch in dem zentralasiatischen Land liegt, nach wie vor, nicht nur bei | |
Wahlen einiges im Argen. So listete die Nichtregierungsorganisation | |
„Usbekisches Forum“ unlängst zehn Fälle von Blogger*innen, | |
Journalist*innen und Social-Media-Aktivist*innen auf, die Bedrohungen | |
und strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt waren. Einige von ihnen sind | |
derzeit in Haft. | |
Die Berufung von Daulet Tazhimuratow wurde Anfang Juni von einem Gericht | |
abgelehnt. Der Blogger und Anwalt war wegen Beteiligung an [3][Protesten | |
mit mindestens 21 Toten in der autonomen Republik Karakalpakstan] zu 16 | |
Jahren Haft verurteilt worden. Vorwürfen, Tazhimuratow sei in | |
Untersuchungshaft misshandelt und gefoltert worden, wurde ebenso wenig | |
nachgegangen wie der Rolle von Sicherheitskräften bei der Niederschlagung | |
der Proteste. | |
Die desolate Lage in Sachen Menschenrechte muss auch die EU zur Kenntnis | |
nehmen. Erst im vergangenen Jahr hatte Brüssel mit Taschkent ein | |
erweitertes Partnerschafts– und Kooperationsabkommen abgeschlossen. Dieses | |
sieht auch eine Zusammenarbeit bei demokratischen Reformen, | |
Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten vor. In Usbekistan mit Nachdruck | |
auf die Einhaltung dieser Verpflichtungen zu drängen – nur das darf | |
Richtschnur des Handelns der EU sein. Die Instrumente dafür hat Brüssel, | |
sie müssen aber auch genutzt werden. | |
10 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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